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Todt: Manchmal muss man die Nase in die Sch.... stecken
Ferrari-Rennleiter Jean Todt ist unschwer anzumerken, dass er froh ist, dass eine total vergeigte Saison endlich ihr Ende gefunden hat
(Motorsport-Total.com) - Nach fünf erfolgreichen Jahren mit jeweils zwei WM-Titeln nagt die abgelaufene Saison schwer an Ferrari-Rennleiter Jean Todt. Irgendwann war klar, dass es die schwächste Saison der Italiener seit der Verpflichtung von Michael Schumacher werden wird. Nur einen Sieg konnte man herausfahren, diesen jedoch sieht man selbst bei den "Roten" nicht als Sieg an, schließlich war in Indianapolis keines der Michelin-Teams am Start.

© xpb.cc
Ferrari-Rennleiter Jean Todt "stinkt" die Formel-1-Saison 2005 gewaltig...
Mit dem ausbleibenden Erfolg konnte man auch bei Jean Todt eine Veränderung ausmachen. Plötzlich war in den offiziellen Statements immer vom "Ferrari-Bridgestone-Paket" die Rede, denn den Japanern schiebt man die Hauptschuld zu, dass man in der Saison 2005 nicht konkurrenzfähig war. Dass man am Ende sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurswertung auf dem dritten Rang liegt, ist laut Michael Schumacher "ein Wunder", das man "besser gar nicht aussprechen sollte."#w1#
Und Jean Todt nahm in den letzten Tagen Worte in den Mund, die man von ihm als Ferrari-Aushängeschild so gar nicht erwartet hätte. Dass er nach dem enttäuschenden Rennen in Suzuka davon sprach, dass man den Erwartungen gerecht geworden ist, verwundert gar nicht einmal so sehr, doch dass er meinte, dass man den ganzen "shit" besser jetzt durchmacht, wo es sowieso nicht läuft, war doch eine etwas ungewohnte Wortwahl.
Die Saison 2005 "stinkt" Jean Todt
Jean Todt machte auch nach dem Rennen in China, das Ferrari sogar ohne Punkte beenden musste, keinen Hehl daraus, dass er froh ist, dass die Saison ihr Ende gefunden hat. Und einmal mehr verblüffte der kleine Franzose mit einer wenig gepflegten Wortwahl: "Wenn man schlecht ist, dann ist es manchmal gut, wenn man die Nase in die Scheiße steckt, sie dadurch klar riecht und man darauf reagiert..."
Das Saisonende von Ferrari war wohl das Spiegelbild einer verkorksten Saison. Michael Schumacher patzte im Qualifying, verschrottete schon auf der Runde zum Startplatz ein Auto und drehte sich im Rennen nach einem Fahrfehler wie ein Anfänger hinter dem Safety Car von der Strecke während Teamkollege Rubens Barrichello nach einem soliden ersten Renndrittel von den Bridgestone-Reifen ausgebremst wurde und keine Punkte einfahren konnte.
Achtes Weltwunder statt achter Titel für Schumacher...
"Ich bin sehr überrascht zu sehen, dass es Ferrari nach einer solchen Saison geschafft hat, die Konstrukteursmeisterschaft und die Fahrermeisterschaft mit Michael als Dritter zu beenden, nachdem wir in den letzten sechs Rennen nur sieben Punkte (mit Michael Schumacher; Anm. d. Red.) geholt haben", bringt Todt die Erleichterung und gleichzeitige Ernüchterung auf den Punkt.
"Auf der einen Seite ist das enttäuschend, auf der anderen Seite hatten wir eine solch schlechte Saison, dass es vielleicht gut ist, dass wir die Saison auf diese Art und Weise beendet haben, denn das macht eines klar: wo wir stehen und was wir zu tun haben. Wenn wir Dritter geworden wären, so hätte dies nichts am endgültigen WM-Ergebnis geändert und vielleicht hätte jemand gedacht, dass wir nicht allzu schlecht sind. Wenn man mich vor drei oder vier Grands Prix gefragt hätte, ob wir das schaffen, ich hätte das nicht gedacht. Das ist ein Wunder."
Das Team werde sich nun in Maranello "auf alles" konzentrieren und besser Arbeit verrichten als in diesem Jahr: "Das Endergebnis ist niemals das Ergebnis einer einzelnen Sache. Man muss alles optimieren, was man sich nur vorstellen kann und wir wissen, wie man das tun muss, weil wir das schon geschafft haben. Und es ist nicht etwas, was man alleine machen kann, man muss es zusammen mit seinen Partnern machen - mit denselben, mit denen wir so erfolgreich waren. Wir haben keine gute Arbeit geleistet und mussten dafür bezahlen."
Man werde nun die aktuelle Situation genau analysieren, auch wenn man schon jetzt im Prinzip weiß, wo man die größten Probleme hatte: "Wir hatten nicht genug Haftung und das Auto war nicht stabil genug." Vor allem Neuzugang Felipe Massa wird dem Team helfen können, denn er kennt die Eigenschaften des Michelin-Reifen. Schon nach dem ersten Test des Brasilianers wusste Ferrari, dass die Bridgestone-Reifen ihre einzig wahre Stärke in der Stabilität in schnellen Kurven haben. Ansonsten mangelt es an Traktion und vor allem an der Stabilität beim Bremsen.
Schumacher hat in Shanghai "gute Arbeit geleistet"
Für Michael Schumachers doch sehr verkorkstes Rennen - oder sagen wir besser verkorksten Sonntag - hat Jean Todt durchaus Verständnis: "Wenn man ein Kämpfer wie Michael ist, dann passiert so etwas eben. Es ist doch besser, dass das alles am gleichen Tag passiert ist als an zwei verschiedenen Wochenenden. So gesehen hat er gute Arbeit geleistet", meint der 59-Jährige mit einem gequälten Lächeln.

