• 23.08.2009 22:04

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Drittes Podium: Ferrari lobt Räikkönen

Stefano Domenicali freut sich über Platz drei von Kimi Räikkönen in Valencia und verteidigt die Entscheidung, den F60 nicht mehr weiterzuentwickeln

(Motorsport-Total.com) - Viel wird über Kimi Räikkönen geschrieben: Er habe keine Lust mehr auf die Formel 1, der Rallyesport reize ihn viel mehr, er sei nicht mehr so stark wie auf dem Weg zum WM-Titel 2007. Tatsache ist aber auch, dass der "Iceman" regelmäßig Topleistungen abliefert - und heute in Valencia zu Ferraris vier Podestplätzen 2009 seinen dritten beigesteuert hat.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen wartet schon seit Barcelona 2008 auf einen Sieg

"Kimi hat in den vergangenen zwei Rennen eine fantastische Leistung gezeigt", lobt Teamchef Stefano Domenicali. "Er ist ein starkes Rennen gefahren. Er war Vierter und gab alles, um noch Dritter zu werden. Wir hielten ihn über Funk auf dem Laufenden." Nach dem sechsten Platz im Qualifying hatte Räikkönen gesagt, es sei seine beste Runde der Saison gewesen. Domenicali schränkt ein: "Sie war super - die beste abgesehen von Monte Carlo, wo er Zweiter war."#w1#

Schwäche eiskalt ausgenutzt

Im Kampf gegen Landsmann Heikki Kovalainen um Platz drei half dem Finnen heute die Boxenstrategie bei McLaren-Mercedes, denn um Lewis Hamiltons Stopp nach hinten verlegen zu können, mussten die Silberpfeile jenen von Kovalainen um eine Runde vorziehen. Räikkönen nutzte dies eiskalt, legte zwei unwiderstehliche Runden bei freier Fahrt hin und kam nach seinem letzten Stopp tatsächlich als Dritter auf die Strecke zurück.

Ferrari traut dem Ex-Weltmeister nun auch in einer Woche in Spa-Francorchamps eine Menge zu: "Wir erwarten in Belgien ein großartiges Rennen von ihm", sagt Domenicali. "Wir wissen, dass er die Strecke mag - das macht ihn gleich mal um ein paar Zehntel schneller!" Außerdem hat Räikkönen mit dem Ardennenkurs noch eine Rechnung offen, seit er im Vorjahr bei regnerischen Verhältnissen das Auto in die Wand gesetzt hat.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Europa, Sonntag


Wie am Samstag angekündigt präsentierte sich Ferrari im Rennen noch stärker als im Qualifying - auch dank KERS, denn am Start schob sich Räikkönen vom sechsten auf den vierten Platz nach vorne. Aber: "Selbst wenn die Starts gut sind und man jemanden überholen kann, dann ist aus der dritten Reihe trotzdem nicht mehr drin als ein dritter Platz wie heute. Ist man Zweiter, dann kann man auch gewinnen", analysiert Domenicali.

"Das Qualifying ist der Schlüssel, denn unsere Performances in den Rennen waren zuletzt ordentlich und konstant - da sind wir nahe dran", so der Italiener. "Bei den derzeitigen Abständen ist es selbst mit einem leichten Auto schwierig. Am Samstag haben wir gesehen, dass nur ganz wenig Zeit zwischen dem Zehnten und dem 15. lag. Heute hat man gesehen, wie sich die Rennpace auswirken kann. Wenn du weiter vorne startest, sind dann die Chancen auf einen Sieg viel größer."

Badoer kann Massa nicht ersetzen

Bitter: Jetzt, wo der Ferrari wieder halbwegs funktioniert, sitzt anstelle von Supertalent Felipe Massa der eingerostete Routinier Luca Badoer im Cockpit. Domenicali: "Leider haben wir diese Situation mit Felipe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit Felipe und Kimi und angesichts der gegenwärtigen Stärke des Autos bis zum Ende um den dritten Platz in der Konstrukteurs-WM mitfahren würden." Derzeit liegt Ferrari knapp vor McLaren-Mercedes und Toyota auf Rang drei.

"Wir haben uns für eine andere Herangehensweise entschieden." Stefano Domenicali

Doch Ferrari hat im Gegensatz zu den Silberpfeilen nicht vor, bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi voll zu pushen: "McLaren hat seit dem Nürburgring einen großen Schritt gemacht, keine Frage", lobt Domenicali die Konkurrenz. "Sie haben investiert und fahren mit ihrem Entwicklungsprogramm voll fort. Das ist ihre Entscheidung, die wir respektieren, aber wir haben uns für eine andere Herangehensweise entschieden."

"Wir meinen, dass die Zeit angesichts der Situation in der Weltmeisterschaft nicht mehr ausreicht, um schnell genug schnell genug zu werden. Der Titel ist für uns außer Reichweite. Angesichts dieser Situation halten wir es für klüger, eine schwierige zweite Saisonhälfte in Kauf zu nehmen. Wir haben eine strategische Entscheidung getroffen, von der wir hoffen, dass sie sich nächstes Jahr lohnen wird", meint der 44-Jährige abschließend.