Doornbos: "Als ob man vor eine Tür rennt"
Der Jordan-Tester Robert Doornbos über seinen plötzlichen Formel-1-Einstieg, die Umgewöhnungsprobleme und seine Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Robert Doornbos musste sich in Shanghai als ein Schnelllerner präsentieren. Wenige Tage vor dem ersten China-Grand-Prix der Formel-1-Historie ging im Jordan-Team alles sehr schnell: Giorgio Pantano konnte die Sponsorzahlungen nicht mehr leisten und wurde nicht mehr berücksichtigt. Testfahrer Timo Glock stieg zum Einsatzpiloten auf, nun brauchte das Team einen neuen dritten Fahrer.

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Robert Doornbos musste sich in Shanghai schnell an alles gewöhnen
Dass die Wahl schlussendlich auf Doornbos entfallen würde, daran dachte der Niederländer zunächst selbst nicht. "Ich war in Monza beim letzten Rennen (der Formel 3000; d. Red.) und fuhr danach in mein Trainingscamp", erklärte der 23-Jährige gegenüber 'AtlasF1'. "Ich habe meinen Manager sechs Mal am Tag angerufen. Er sagte nur: 'Keine Angst, trainiere einfach weiter, ich ruf dich wieder an.'"#w1#
Alles ging sehr schnell
Doornbos verabschiedete sich schon in den Urlaub, besuchte Freunde und Familie, als der überraschende Anruf kam. Umgehend sollte er sich auf den Weg nach Silverstone machen - das Jordan-Team erwarte ihn wegen der Sitzanpassung. "Ich dachte, es würde um einen Test gehen, vielleicht im Oktober", erklärte er. "Doch dann hieß es: 'Wir müssen noch die Visa beantragen, denn wir gehen nach China.'"
Dort gestaltete sich die Aufgabe alles andere als leicht. Der Niederländer fuhr im 1. Freien Training in Shanghai zum ersten Mal ein Formel-1-Auto und durfte dabei den Kollegen natürlich nicht im Weg stehen. Die Geschwindigkeit, so Doornbos, war dabei überhaupt kein Problem, auch die körperliche Belastung sei in der Formel 3000 höher, doch das Bremsen sorgte für einige komische Szenen.
"Ich fuhr die lange Gegengerade entlang und 200 Meter vor der Kurve dachte ich: 'Warum eigentlich nicht?' Also trat ich so hart es ging auf die Bremse", so Doornbos. "Das war eine schöne Erfahrung, denn es geht alles sehr schnell. Auf die Bremse zu treten ist, als ob man vor eine Tür rennt. Ich musste sogar wieder beschleunigen, um die Kurve überhaupt noch zu erreichen - die Szene war fast etwas armselig."
Eingewöhnungsprobleme für Doornbos
"Die Bremsen sind wirklich toll, aber man gewöhnt sich daran, man erwartet es dann vor jeder Kurve", so der Niederländer über seine Fortschritte. "Auch die Lenkung geht einfacher als in der Formel 3000. Ich beschwerte mich über Funk: 'Irgendwas stimmt nicht, denn ich bekomme kein gutes Gefühl für das Auto.' Doch das Team antwortete nur: 'Das ist schon in Ordnung, es ist nur eben sehr leicht.' Körperlich ist es weniger fordernd als die Formel 3000."
Etwas anders waren auch die Fahrerbesprechungen mit Rennleiter Charlie Whiting. Während in der Formel 3000 nur ein knappes Statement der Standard war, war es in der Formel 1 etwas ausführlicher. "Es war wie ein Haufen alter Frauen, die sich beschweren. 'Der eine Kerl war mit seiner blauen Flagge etwas langsam' oder 'Montoya hat die Einfahrt zur Boxengasse geschnitten'. Sie haben es Charlie nicht leicht gemacht, aber es war irgendwie auch lustig."
Wohin ihn sein weiterer Karriereweg führen wird, weiß Doornbos noch nicht. Für einen Stammplatz in der Formel 1 ist es wohl noch zu früh, aber durch seine fehlerlosen Auftritte ist er nun nicht mehr unbekannt. Die Beziehung zu seinem Formel-3000-Rennstall Arden ist weiterhin gut. Sollte Arden 2005 nicht auf direktem oder indirektem Weg in die Formel 1 kommen, so könnte Doornbos mit dem Team in der neuen GP2-Serie starten.

