• 28.06.2001 18:59

  • von Fabian Hust

Donnerstags-Pressekonferenz

Michael Schumacher, Jarno Trulli, Enrique Scalabroni, Jean Todt, Pierre Dupasquier auf der Pressekonferenz am Donnerstag

(Motorsport-Total.com) - Auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz am Donnerstag in Magny-Cours waren anwesend: Michael Schumacher (Ferrari), Jarno Trulli (Jordan-Honda), Enrique Scalabroni (Asiatech), Jean Todt (Ferrari-Rennleiter), Pierre Dupasquier (Michelin-Sportdirektor)

Titel-Bild zur News: Todt und Schumacher

Jean Todt und Michael Schumacher auf der Pressekonferenz

Frage: "Enrique, erzählen sie uns etwas über sich selbst."
Enrique Scalabroni: "Ich leite das Unternehmen, das letztes Jahr von Peugeot übernommen wurde. Wir arbeiten in diesem Jahr am letztjährigen Motor, entwickeln ihn und sind in der Mitte der Designphase des nächstjährigen Motors."

Frage: "Haben sie die Zuverlässigkeitsprobleme aussortiert?"
Scalabroni: "Die Zuverlässigkeitsfragen hat man nie gelöst, denn sobald man die Leistung erhöht, bringt man automatisch den Motor in eine kritische Richtung und dann muss man dieses Problem erneut lösen. Ob man ein Auto oder einen Motor designed, es ist beides dasselbe - eine kritische Ingenieursarbeit. Ingenieure werden dafür bezahlt, Probleme zu beheben und nicht, um sie zu kreieren. Das ist Politik. Das beste ist, wenn man sich komplett aus der Politik heraushält und sich auf die Probleme konzentriert und diese löst. Das ist eine klare Mentalität, die ich von Patrick Head gelernt habe."

Frage: "Wir haben gehört, dass sie im kommenden Jahr Arrows nicht mehr ausstatten werden. Wen werden sie ausstatten?"
Scalabroni: "Ja, wir haben eine Ankündigung gemacht, dass wir unsere Richtung ändern werden. Im Moment analysieren wir, in welche Richtung wir gehen werden und werden das in Kürze bekannt geben. Man kann sich die Teams an einer Hand abzählen, es sind nicht zu viele. Die Namen sind bekannt und jetzt müssen wir sehen, welches die beste Lösung ist, was wir im Moment zu bieten haben und was die Teams."

Frage: "Machen sie sich keine Sorgen, gar keinen auszustatten?"
Sclabroni: "Ich mache mir über gar nichts Sorgen. Das ist die finanzielle Seite und das ist nicht meine Aufgabe. Dies müssen die Leute in Asien entscheiden. John Gano (Firmenpräsident) wird bei diesem Rennen nicht dabei sein, weil er heute Nacht nach Asien fliegt, um mit den Schlüsselpersonen der Gruppe zu sprechen. Wir müssen die Sitatuion exakt erklären und es ist dann an ihnen, eine Entscheidung zu treffen. Es ist keine technische Entscheidung und fällt damit nicht in meinen Aufgabenbereich. Es ist eine Sache der zukünftigen Entwicklung der Firma, mit der wir einsteigen werden und den Teams, mit denen wir zusammenarbeiten."

Frage: "Jarno, viele Enttäuschungen schon für dich in dieser Saison. Wie motivierst du dich?"
Jarno Trulli: "Es ist immer enttäuschend, wenn man ein Rennen nicht beenden kann, besonders, wenn man sich in den Punkten befindet, aber das ist Rennsport. Man muss weiter mit dem Team arbeiten, versuchen, das Auto zu entwickeln und weiterhin Druck zu machen. Du musst versuchen, Zuverlässigkeit zu finden, das ist das wichtigste im Moment. Es ist schwierig im Augenblick, aber ich muss sagen, dass ich mich schon ziemlich daran gewöhnt habe, da ich während meiner fünf Jahre in der Formel 1 nie ein richtig konkurrenzfähiges und zuverlässiges Auto hatte. Aus diesem Grund versuche ich immer, im Rennen mein bestes zu geben, ich vergesse dann einfach, was davor geschehen ist und hoffe an jedem Wochenende, dass alles in Ordnung ist. Aus diesem Grund sehe ich auch in jedem Rennen so stark aus."

Frage: "Im Qualifying scheint der Speed dazusein, aber im Rennen scheint er dann weg zu sein. Was passiert da?"
Trulli: "Seit dem letzten Jahr haben wir viele Daten analysiert und herausgefunden, dass wir im Qualifying ein gutes Auto haben und unsere Leistung nicht weit weg war von den Top-Teamas, aber wir während dem Rennen eine Menge Leistung verlieren, was mit der Reifenabnutzung zusammenhängt. Wir leiden sehr an der Abnutzung der Reifen, was unsere Leistung während eines 60- oder 70-Runden-Rennens stark beeinflusst. Wir analysieren die Daten und versuchen eine Lösung zu finden aber es ist nicht einfach und im Moment warten wir auf Entwicklungen für das Auto und wir können nur hoffen, dass wir diese bald bekomen werden."

Frage: "Wie steht es um deine eigene Zukunft im Team?"
Trulli: "Im Moment sieht es so aus, dass mein Vertrag Ende der Saison ausläuft. Ich werde die Entscheidung nöglicherweise in einem Monat fällen aber ganz offensichtlich weiß ich noch nicht, was ich machen werde."

Frage: "Herr Todt, dies ist jetzt der achte Geburtstag ihrer Zusammenarbeit mit Ferrari, wie halten sie ihre Motivation aufrecht?"
Jean Todt: "Klar ist es anders als vor acht Jahren, als ich in das Team kam. Jetzt leite ich ein Traumteam sehr guter Leute und wir sind alle miteinander sehr glücklich. Das Team ist stark, der Teamgeist ist stark, Ferrari ist ein großartiges Unternehmen und hat immer noch eine Leidenschaft für Motorsport. Ich bin vielleicht nicht mehr jung, aber immer noch fähig den Job zu erledigen und das möchte ich auch tun."

Frage: "Der Traum wird bis 2004 zusammen bleiben, aber wie weit kann man sich für die Zeit danach vorbereiten?"
Todt: "Das ist das Gute an der Formel 1, denn was immer man auch tut, man denkt dabei immer an die Zulunft. Definitiv liegt 2004 noch zwei und ein halbes Jahr vor uns. Ich habe mich dazu entschlossen, dass danach jemand anderes meinen Posten übernehmen wird. Das ist einer der Gründe, warum wir stark sind, weil wir uns keine Sorgen machen, dass einer unsere Position einnimmt. Ich hoffe, dass wir alle zusammen die richtigen Leute für Ferrari finden werden, damit das Team auch nach 2004 erfolgreich sein wird. Aber jetzt geht es erst einmal um 2001. Wir müssen gut arbeiten. Wir tun das im Moment sehr gut, aber es kann sich alles sehr schnell ändern. Wir haben acht Rennen vor uns, wir müssen uns also auf die Gegenwart konzentrieren und dann sprechen wir über das nächste Jahr und das nächstjährige Auto. Auf der einen Seite können wir sehr lange nach vorne blicken, auf der anderen Seite konzentrieren wir uns aber auf das Tagesgeschäft."

Frage: "Michael, wen siehst du jetzt als deinen Hauptgegner im Titelkampf an?"
Michael Schumacher: "Nun, man schaue sich die Punkte an, dann ergibt sich die Antwort von alleine. Es sind noch acht Rennen zu fahren und David hat die besten Karten."

Frage: "Du bist noch zwei Siege von Alain Prosts Siegesrekord entfernt. Was hast du über Alain gedacht, als du ein kleiner Junge warst. Hast du jemals gedacht, dass du jemals in einer Position wärst, in der du dich jetzt befindest?"
Schumacher: "Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, dass Alain Rennen fuhr, als ich klein war. Viele Leute wissen, dass ich den Sport nicht mit dem Ziel Formel 1 begonnen habe, also war ich mir erst sehr spät bewusst, dass die Formel 1 existiert. Ich fuhr nur Go-Karts und war in meiner eigenen Welt. Ich hatte keinen Vater, der mich mitnahm und mir die ganzen anderen Motorsportaktivitäten bewusst machte."

Frage: "Wird der Rekord eine große Angelegenheit sein?"
Schumacher: "Ich habe das schon oft erwähnt, wenn es um die Statistiken geht. Es wird ganz nett sein, wenn ich zurücktrete, aber ich habe ein anderes Ziel vor Augen und das ist das Hauptziel."

Frage: "Nach dem letzten Wochenende haben wir gehört, dass sich Ralf etwas über deinen Start aufgeregt hat. Wie habt ihr das zwischen euch aussortiert?"
Schumacher: "Ich denke, der Hauptgrund - und Ralf hat das ebenfalls gesagt, auch wenn die Leute nicht zuhören, weil das nicht zu ihrer Story passt - war, dass Ralf sich sehr über die 10-Sekunden-Stopp-And-Go-Strafe aufgeregt hat, weil er dachte, dass die Entscheidung zu hart gewesen ist. Ich kann nur zustimmen, dass diese Strafe eine sehr harte war. Aber auf der anderen Seite gibt es diese Regel und wir müssen sie alle respektieren, was manchmal hart zu akzeptieren ist. Das ist der Hauptgrund - und das hatte ich auch schon am Sonntag gesagt - dass er nicht so zufrieden war mit dem, was ich da am Start tat, kann ich mir auch gut vorstellen. Ich war auch sehr unglücklich über die Leute, die das mit mir gemacht haben und wenn man hinten liegt dann ist man immer der, der unglücklich ist. Vorne fühlt man sich in Ordnung. So sieht es aus. Wir haben damit kein bestimmtes Problem. Wir reden über Dinge und manchmal sind sie völlig klar. Wir fahren Rennen für verschiedene Unternehmen und wir müssen unsere Möglichkeiten maximieren und wir müssen dabei auch die Regeln so weit ausnutzen, wie man das bis zu einem bestimmten Punkt darf und darüber ist er natürlich nicht ganz glücklich."

Frage: "Pierre, jeder sagt, dass je heißer es ist, desto besser es für Michelin ist. Ist das der Fall?"
Pierre Dupasquier: "Ich verstehe nicht warum. Auch wenn ich dies höre und dann frage, 'hast du mir ein Beispiel wo Michelin bei einem kalten Rennen nicht gut war', dann ist die Antwort 'Nein'. Wir haben im kalten Regen von Imola am Samstagmorgen eine sehr ärmliche Leistung gezeigt, aber es war Regen, kalter Regen, nicht nur kalt."

Frage: "Also ist die Annahme, das Michelin bei heißem Wetter gut ist, ein Mythos?"
Dupasquier: "Warten wir mal kaltes Wetter ab, um es herauszufinden. Offen gesagt kann ich es nicht verstehen und damit auch nicht beantworten."

Frage: "Michael, wird der Kampf zwischen dir und Ralf weitergehen und denkst du, dass er noch härter werden wird?"
Michael Schumacher: "Der Kampf wird mit Sicherheit weitergehen. Wenn man härter sagt, dann wird das wohl heißen, dass wir mehr richtige Überholmanöver auf der Strecke sehen werden. Ich weiß nicht, wann das passieren wird, aber wir hatten schon in der Vergangenheit ein paar harte Zweikämpfe, so wie das auf dem Nürburgring der Fall war und das wird immer aufregend sein."

Frage: "Wurde der Boxengassenausgang auf Anfrage der Fahrer verändert?"
Schumacher: "Sicherlich. Wir hatten in den letzten Jahren des öfteren Ärger wegen der unterschiedichen Geschwindigkeiten gehabt von den Autos, die aus der Box kamen und denen auf der Strecke, die in die erste Kurve gingen. Der Unterschied ist dramatisch, also haben wir darum gebeten, etwas zu ändern."

Frage: "Michael, du hörst dich etwas heiser an. Bist du zu 100 Prozent fit?"
Schumacher: "Ich habe mir am Sonntag auf dem Nürburgring eine Grippe eingefahren, ich war also schon dort krank, mir geht es hier deshalb schon sehr viel besser."

Frage: "Williams gewann in Imola und in Montreal, wo der Motor sehr wichtig ist und jetzt haben sie auf dem Nürburgring gewonnen, wo das Chassis sehr wichtig ist. Glaubst du, dass sie jetzt auf allen Strecken gewinnen können?"
Schumacher: "Fakt ist, dass wir von Williams mehr Top-Speed gesehen haben als von jedem anderen, das bedeutet, dass sie immer dann Favorit sind, wenn es auf Top-Speed ankommt. Aber wir werden das erst herausfinden, wenn wir auf richtige Hochgeschwindigkeitskurse kommen. Wir waren noch auf keinem - Kanada ist das ein wenig - aber Monza und Hockenheim werden uns mehr über die Hochgeschwindigkeitssituation sagen. Ich denke, dass wir das Rennen in Kanada gewonnen hätten, wenn wir keine Probleme gehabt hätten."

Frage: "Glaubst du, dass eure Beziehung als Brüder genauso gut sein wird wie heute oder leiden wird, wenn Ralf im nächsten Jahr beginnt, regelmäßig Rennen zu gewinnen und dich vielleicht im nächsten Jahr am Titelgewinn hindert?"
Schumacher: "Überhaupt nicht. Ich wäre sogar erleichtert. Wie ihr wisst, habe ich eine Menge erreicht und ich werde sehr glücklich sein zu sehen, dass mein Bruder Erfolg hat."

Frage: "Herr Todt, ich glaube ihr Vertrag mit Sauber geht bis Ende nächsten Jahres. Können sie uns etwas über ihre Situation mit Prost verraten?"
Jean Todt: "Sie liegen richtig, dass wir weiterhin mit dem Sauber-Team zusammenarbeiten werden und sind erleichtert, was wir bei dieser Zusammenarbeit erreicht haben und sehr stolz darauf, dass Peters Team auf Platz 4 der Weltmeisterschaftswertung liegt. Was Prost betrifft, so diskutieren wir über das nächste Jahr."