• 28.03.2010 13:56

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir können zufrieden sein"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali über das Ergebnis seiner Piloten und die gute Show in Melbourne: "Das hatte nur etwas mit den Umständen zu tun"

(Motorsport-Total.com) - Während Sebastian Vettel zwar offenbar das schnellste Auto hat, aber nicht entsprechend punkten kann, zieht Ferrari solide seine Kreise. In Bahrain gab es nach dem Red-Bull-Pech einen Doppelsieg zum Auftakt in die neue Saison. In Melbourne kam Vettel erneut nicht ins Ziel, aber diesmal profitierten Jenson Button und Robert Kubica am meisten. Felipe Massa und Fernando Alonso kamen auf die Plätze drei und vier und machten ihren Teamchef Stefano Domenicali damit glücklich.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef), Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali ist nach den Plätzen drei und vier in Melbourne glücklich

Frage: "Stefano, gab es für ihre beiden Fahrer im letzten Teil des Rennens ein internes Überholverbot?"
Stefano Domenicali: "Ja, wir haben eine interne Abmachung, dass wir keine aggressiven Manöver in der Schlussphase fahren, solange es keine besonderen Umstände gibt. Ansonsten können die beiden natürlich angreifen."#w1#

Frage: "Seht ihr das Ergebnis bei den Problemen von Red Bull am heutigen Tage auch als verpasste Chance auf einen möglichen Rennsieg?"
Domenicali: "Wir fahren sehr glücklich mit diesem Ergebnis aus Melbourne weiter. Man muss die Umstände betrachten. Eines unserer Autos hatte einen Dreher zu Beginn und Felipe hatte insgesamt ein etwas schwieriges Wochenende. Er hat die Reifen nie auf die perfekte Temperatur bekommen können, hatte also auch nie den gewünschten Grip. Jenes Auto, das zweimal die Pole-Position erobert hat, war in den beiden ersten Rennen in Problemen. Wenn man das mal sieht, dann können wir doch mit einem dritten und vierten Platz sehr zufrieden sein."

Frage: "Wenn man mal die vielen Zwischenfälle sieht, in die auch ihre Piloten verwickelt waren, wie oft haben sie dann schon gedacht, dass es vielleicht heute gar keine Punkte geben könnte?"
Domenicali: "Ehrlich gesagt, dachte ich schon in der ersten Kurve: 'Oh nein, ein Auto weniger'. Auch später war es in jeder Kurve eine Art Tanz auf der Rasierklinge. Wir klopfen auf Holz, dass uns nicht mehr passiert ist. Es war ein unglaubliches Rennen. Es gab Fragezeichen bei der Strategie, beim Wetter, bei der Haltbarkeit der Reifen. Uns war klar, dass es auch ein Risiko war, kein zweites Mal zu stoppen. Insgesamt sind das reichlich Gründe, um am Ende nun wirklich glücklich zu sein."

Frage: "Die beiden Ferrari-Piloten lagen in Bahrain eng beisammen und hier schon wieder. Wie sehr genießen sie das, oder haben sie oft Angst, dass es schiefgehen könnte?"
Domenicali: "Das ist wie bei Hamilton und Button. Die fuhren auch Seite an Seite. Jeder muss sehen, dass er für sich das Beste herausholt. Dafür brauchst du möglichst zwei gute Piloten. Das liegt doch in der Natur der Formel 1."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Australien


Frage: "Haben sie nach dem zweiten Reifenwechsel von Lewis Hamilton auch über einen zweiten Stopp nachgedacht?"
Domenicali: "Ja, wir haben überlegt. Wir haben die Zeiten beobachtet und gesehen, dass er deutlich schneller fahren kann. Nach ein paar Runden war es aber schon zu spät für einen weiteren Wechsel. Wir hätten dann schon deutlich mehr Positionen verloren, die wir nicht mehr hätten gutmachen können."

Frage: "Wie ist die aktuelle Situation an der Spitze? Red Bull hat ein schnelles Auto, kann es aber wohl nicht gut umsetzen..."
Domenicali: "Ich mache mir nicht nur über Red Bull Sorgen, sondern auch über McLaren und Mercedes. Die können alle einen guten Speed fahren, ich habe größten Respekt davor. Auf der anderen Seite mache ich mir keine Sorgen, weil ich sehe, dass auch wir unsere Leistung konstant gut bringen. Es geht also darum, dass man eine ordentliche Leistung abruft, einen guten Start erwischt und dann durchfährt. Deswegen dürfen wir auch bei uns keinesfalls die Zuervässigkeit aus den Augen verlieren."

Frage: "Nach dem langweiligen Rennen haben viele von der Teamvereinigung FOTA erwartet, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Show ergriffen werden. Ist das nach diesem Rennen nun wieder ein bisschen im Hintergrund?"
Domenicali: "Ich habe bereits nach dem Bahrain-Rennen gesagt, dass wir alles mit etwas mehr Abstand vielleicht nach der Saison betrachten sollten. Es ist immer falsch, wenn man etwas unter frischen Eindrücken und Emotionen sagt. Man muss auch jetzt die Kirche im Dorf lassen. Es kann sein, dass wir in Malaysia ein weiteres langweiliges Rennen erleben und die Diskussion beginnt ganz schnell von vorne. Wir alle Teams gemeinsam müssen aber ganz bestimmt innerhalb der FOTA ein wichtiges Thema im Blick haben."

"Wir müssen uns darüber unterhalten, wie wir die Autos etwas weniger effizient gestalten können, um die Luftverwirbelungen einzudämmen. Was wir heute gesehen haben, hatte nichts mit den Feinheiten der Autos zu tun, sondern es hatte fast ausschließlich mit den besonderen Umständen zu tun. Wir müssen wirklich den Fokus auf das Bemühen legen, die Autos in Zukunft weniger effizient zu gestalten."