Domenicali: "Vettel und Hamilton sind Hauptkonkurrenten"
Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali über die große Aufholjagd der Roten und die starken Leistungen von Fernando Alonso: Mischung aus Schumacher und Räikkönen?
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso ist der Führende in der aktuellen Formel-1-Fahrerwertung. Diesen Status hat der Spanier eher seinen fahrerischen Fähigkeiten zuzuschreiben als einem guten Rennauto. Der Ferrari wurde erst im Verlauf der Saison zu einem Topauto. Dass man nach einem harzigen Start ins Jahr nun dermaßen gut dastehen würde, war nahezu undenkbar. "Das hatten wir ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber nun ist es umso schöner, dass wir das geschafft haben", so Teamchef Stefano Domenicali in der Zeitung 'Marca'.

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Domenicali sieht die Hauptkonkurrenten bei Red Bull und McLaren Zoom
"Dass wir das Ruder dermaßen herumgerissen haben und nun die WM anführen, sollte allen Mitarbeitern einen enormen Schub versetzen", meint der Italiener. Man sei über harte Arbeit und die Genialität des Fahrers an diesen Punkt gekommen. "Faktor eins ist Fernando, der nicht nur überall schnell und konstant unterwegs war, sondern auch in schwierigen Phasen ruhig geblieben ist. Der zweite Faktor ist, dass wir unser Auto in den Griff bekommen haben."
"Man muss sich nur einmal anschauen, mit welchem Willen er die ersten Saisonrennen gefahren ist, wo das Auto wirklich nicht gut war. Er ist ein optimaler Profi, der sich voll ins Team einbringt - ein ganz außerordentlicher Pilot", meint Domenicali, der unter anderem auch mit den Weltmeistern Michael Schumacher und Kimi Räikkönen in Maranello zusammenarbeitete. Der aktuelle Ferrari-Teamchef versucht einen Vergleich zwischen den drei Champions anzustellen.
"Michael ist ein super Fahrer, der bei uns alles gewonnen hat. Er war nicht nur schnell, sondern er hatte das Talent, sich alles so zu formen, damit ein Auto auf allen Strecken und unter allen Bedingungen optimal laufen kann", so Domenicali. "Kimi war eher das Naturtalent: sehr stark, sehr ehrlich, absolut geradeaus. Fernando ist eine Mischung von beiden. Faszinierend ist, wie er immer noch besser wird. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen."
"Unser Auto ist bei gewissen Bedingungen richtig schnell, aber bei anderer Gelegenheit eben auch mal langsamer als die Konkurrenz. Wir müssen realistisch bleiben und unsere südländischen Emotionen im Zaum halten. Bei uns ist oft zuerst alles ganz furchtbar schlimm, und wenn es besser läuft, ist fast die WM schon gewonnen", lacht der Italiener ob der Mentalität in seiner Heimat.
"Vettel und Hamilton halte ich für die Hauptkonkurrenten. Aber bei den aktuell sechs Bestplatzierten kann alles passieren. Man darf nie vergessen, dass Lotus bisher weniger Punkte hat es das Auto zuließe. Wenn bei Räikkönen der Knoten platzt und der mal zwei Rennen gewinnt, dann kann die Welt schon ganz anders aussehen", meint Domenicali mit Blick auf den Titelkampf.
In Spa dürfte Ferrari viel Arbeit vor sich haben, um einen Podestplatz zu erreichen. Der Italiener bleibt gelassen: "Spezielle Sorgen haben wir keine, aber wir müssen höchst konzentriert weiterarbeiten. Es gibt noch neun Rennen, das ist ein langer Weg. Wir müssen bescheiden bleiben, denn unser Auto ist nach wie vor noch nicht so schnell wie manch anderer Wagen. Wir müssen zuverlässig fahren und weiterhin konstant Punkte sammeln. Ein Ausfall kann entscheidend sein."

