• 24.07.2011 19:27

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Performance so, wie sie sein sollte"

Teamchef Stefano Domenicali sieht die steigende Ferrari-Formkurve bestätigt und freut sich nun auf eine "ziemlich interessante" zweite Saisonhälfte

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Sieg in Silverstone konnte Fernando Alonso auch heute auf dem Nürburgring mit Platz zwei bestätigen, dass Ferrari auf dem besten Weg zurück ist. Felipe Massa rundete das solide Teamergebnis mit einer starken Leistung und Rang fünf ab. In der Analyse mit den Medien fiel das Fazit von Teamchef Stefano Domenicali dementsprechend überwiegend positiv aus.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali ist zufrieden mit den jüngsten Ergebnissen seines Teams

Frage: "Stefano, kannst du erklären, warum Fernando nach der Zieldurchfahrt stehen geblieben ist? Und gibt es deswegen ein Problem mit den FIA-Kommissaren?"
Stefano Domenicali: "Nein. Alles ist erledigt. Sie haben die Probe entnommen, denn nach dem Rennen muss noch ein Liter Benzin im Tank sein. Das ist alles erledigt und nichts ist passiert. Es war nur eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Frage: "Was steckt hinter dem Timing eures letzten Boxenstopps mit Fernando? Hättet ihr nicht früher reagieren können, als ihr mitbekommen habt, wie schnell Hamilton mit den härteren Reifen ist?"
Domenicali: "Wir wissen, dass bei solchen Temperaturen das Aufwärmen der Reifen unser Problem ist. Um attackieren zu können, haben wir versucht, die weicheren Reifen länger zu fahren und den Stint mit dem harten Reifen zu verkürzen."

Keine Chance gegen Hamilton

"Bei der Ausfahrt hatten wir in der ersten Kurve die Nase vorne, aber wir wussten, dass wir am Limit waren. Würde Lewis attackieren können, dann wussten wir, dass es eng wird, und so ist es dann auch gekommen. Wenn wir ihn die ersten zwei Kurven hinter uns hätten halten können, dann wäre das Rennen vielleicht anders ausgegangen. Aber das ist Teil des Spiels."

"Wir sollten sehr glücklich sein, dass unser Auto bei diesen Bedingungen, die uns nicht entgegenkommen, so stark war. Ich freue mich, dass Fernando in den letzten paar Rennen von allen Fahrern die meisten Punkte geholt hat. Das ist großartig und das bedeutet, dass wir jetzt wieder die Performance haben, die wir haben sollten. Ich erwarte eine ziemlich interessante zweite Saisonhälfte - für die Show, für alle."

"Ich glaube, dass Red Bull immer noch das stärkste Team ist, aber McLaren und wir haben heute gezeigt, dass wir auch sehr gut sind. Ich unterschätze unsere Gegner nicht, aber ich freue mich über unsere Reaktion. Die Performance ist wieder so, wie sie sein sollte. Jetzt gehen wir nach Ungarn. Ich habe nicht vergessen, dass wir dort im Vorjahr nach dem Sieg in Deutschland eine Sekunde langsamer waren als Red Bull, also müssen wir mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, hart arbeiten und die Weiterentwicklung des Autos vorantreiben."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Deutschland, Sonntag


"Die andere Sache, die ich heute erwähnen möchte, ist, dass Felipe ein großartiges Rennen gefahren ist. Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Im ersten Rennabschnitt hat er hinter Nico Rosberg Zeit verloren, denn dessen Topspeed war viel besser. Es hat viele Runden gedauert, bis er ihn überholen konnte. Dann ist der letzte Boxenstopp passiert. Vettel hinter sich zu halten, ist nicht einfach. Es war ein gutes Wochenende für ihn."

Kein Vorwurf an die Boxencrew

Frage: "Zum Problem bei Felipes letztem Stopp: Welches Rad war betroffen? Und zweitens, gibt es ein spezielles Designproblem, denn so etwas ist dieses Jahr schon ein paar Mal passiert..."
Domenicali: "Das Problem war vorne links. Die Radmutter wurde nicht vom Schlagschrauber getrennt. Das gehört dazu. Wir pushen alles ans Limit, um die Boxenstopp-Zeit zu minimieren. In diesem Fall war es ein technisches Problem. Wir müssen die richtige Balance finden, denn die Mutter darf einerseits nicht zu viel Zeit kosten, andererseits muss sie aber auch sicher sein. In diesem Fall war es kein Bedienungsfehler, sondern es hatte mit der Technik zu tun."

Frage: "War das Wetter heute so wie von euch erwartet und hatte das irgendeinen Einfluss auf eure Setups?"
Domenicali: "Natürlich hatten wir mit Regen gerechnet - wie wahrscheinlich alle. Ich weiß nicht, ob die anderen ihre Autos für trockene Bedingungen abgestimmt hatten. Wir sind einen Kompromiss eingegangen, weil wir dachten, dass es regnen würde, aber umso schöner ist, dass das Auto auch mit diesem Kompromiss konkurrenzfähig war. Niemand hätte heute ein trockenes Rennen erwartet."

¿pbvin|512|3895||0|1pb¿Frage: "Hatte dieser Kompromiss für Regen auch Einfluss auf eure Kalkulation der Benzinmenge oder nicht?"
Domenicali: "Ja, ein bisschen. Wir haben das aber - wie alle Teams - gemanagt und ständig überprüft, wie viel Benzin wir unter verschiedenen Bedingungen verbrennen dürfen."

Frage: "Schöpfst du heute wieder Hoffnung für die Weltmeisterschaft, insbesondere weil McLaren von nun an ein Puffer vor Vettel sein könnte?"
Domenicali: "Ich weiß nicht. Wir müssen jedes Rennen attackieren und dann später schauen, wohin das führt - jetzt noch nicht, dafür ist es zu früh. Je mehr Autos und Fahrer fighten, desto einfacher wird es, Punkte aufzuholen und den Rückstand zu minimieren, aber im Moment ist er noch sehr groß."