powered by Motorsport.com

Diskussionen beendet: Russland setzt auf Sotschi

Russlands mächtigste Formel-1-Frau spricht Klartext: Einen Grand Prix wird es nur in Sotschi geben, Moskau und St. Petersburg sind (derzeit) kein Thema

(Motorsport-Total.com) - Der Vertrag wurde bereits im Oktober 2010 unterschrieben, doch Verträge sind in der Formel 1 oft nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben stehen. Und so kamen in Russland nach dem Tod von Sergej Worobjew, dem Chef der Promotion-Firma Formel Sotschi, Diskussionen auf, ob der Grand Prix wirklich ab 2014 in der Olympiastadt am Schwarzen Meer stattfinden soll.

Titel-Bild zur News: Blick auf Sotschi

Die Schwarzmeer-Stadt Sotschi soll ab 2014 einen Grand Prix austragen

In Moskau wird am kommenden Wochenende der neue Raceway mit einer Veranstaltung der Renault-World-Series eingeweiht, und in St. Petersburg würde ein Grand Prix ebenfalls Sinn machen. Aber Oksana Kossatschenko, im Paddock bekannt als Managerin von Witali Petrow und mit ihrer Agentur Manuscript die vielleicht einflussreichste Frau, wenn es um die Formel 1 in Russland geht, hat bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin alle Fragezeichen aus der Welt geräumt.

"Es wird Sotschi sein und es wird 2014 sein. Punkt", stellt sie im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar. "Ich habe das Mandat von Herrn Putin, zu sagen, dass wir 2014 einen Grand Prix austragen werden, und zwar in Sotschi. Im Moment gibt es keine Diskussionen mehr über andere Orte. Wir haben Olympia in Sotschi und dafür entstehen viele schöne Stadien und eine Infrastruktur, zum Beispiel ein neuer Flughafen."

Angst vor Griechenland-Schicksal

"Warum sollten wir den nicht nutzen? Sonst geht es uns wie Griechenland: Für Olympia wurde alles neu gebaut, aber ein Jahr später begannen die Stadien schon zu zerfallen. Das wollen wir nicht", unterstreicht Kossatschenko und räumt ein, dass seit Oktober 2010 "viele Fehler gemacht" wurden, "die wir jetzt bereinigen müssen. Es gab zum Beispiel einige Zeitprobleme, aber dank eines Journalisten kam das Thema auf den Tisch."

"Wir haben im vergangenen Monat mächtig Druck gemacht, sodass nun alle wichtigen Autoritäten hinter dem Projekt stehen. Ich glaube, Hermann Tilke wird Bernie Ecclestone einen Vorschlag abliefern, wie wir die Strecke in den Olympiapark integrieren können. Denn wenn wir das trennen, dann müssen wir doppelte Zufahrtswege schaffen, was dumm wäre und doppeltes Geld kosten würde. Es ist mehr oder weniger alles klar", sagt sie.

Strecke mit und ohne Olympiapark

Der Plan sieht vor, eine semipermanente Rennstrecke zu bauen. Diese soll für prestigeträchtige Großereignisse wie die Formel 1 den Olympiapark beinhalten, für nationale Rennserien aber mit einer kürzeren (permanenten) Streckenvariante auskommen. Denn kleinere Rennveranstaltungen wie etwa die Renault-World-Series (mit Petrow im Formel-1-Cockpit im Vorprogramm) sind wichtig, um das Interesse der Russen am Motorsport anzukurbeln.

Am 15. Juli wird ein neuer Promoter gewählt, wobei es sich um einen Vertreter der Region um Sotschi handeln wird. Unterstützen soll diesen ein Organisationskomitee, in dem Marussia-Präsident Nikolai Fomenko, ein begabter Eintertainer, und Kossatschenko leitende Funktionen einnehmen werden. Die verfolgen dann ein gemeinsames Ziel: "Die Strecke soll vor Olympia fertig werden. Das ist das Ziel, das wir erreichen müssen", sagt Kossatschenko.

Oksana Kossatschenko

Oksana Kossatschenko ist die mächtigste Formel-1-Frau in Russland Zoom

Konkretere Formen nimmt auch schon der geplante Premierentermin im Jahr 2014 an: "Im Moment diskutieren wir zwischen Juni und Oktober", verrät die Russin. "Olympia findet im Februar statt. Danach brauchen wir ein paar Monate, um alles umzurüsten, aber Juni wäre vom Wetter her besser - und auch besser für die Zuschauer, weil in der Zeit Schulferien sind." Und dann kommen sowieso viele russische Touristen ans Schwarze Meer.

Neue Medien für Formel-1-Begeisterung

Wichtig ist, Russland für die Formel 1 zu begeistern, damit die Tribünen 2014 nicht leer bleiben. Kossatschenko hat diesbezüglich auch bereits Vorschläge unterbreitet: "Wir haben über neue Medien diskutiert, die die Formel 1 in Sotschi promoten sollen, sonst kommen keine Zuschauer", berichtet sie. Langfristig könnte es sogar einen weiteren Formel-1-Austragungsort in Russland geben - immer wieder fällt in diesem Zusammenhang der Name St. Petersburg.

"Das ist eine Entscheidung unseres Präsidenten. St. Petersburg ist als kulturelles Zentrum weltbekannt. In Moskau haben wir schon viele Events, aber wir müssen verschiedene Regionen entwickeln", meint Kossatschenko skeptisch. "Sotschi ist eine wunderschöne Stadt am Meer, warm und sonnig. Wenn wir Motorsport in Russland entwickeln wollen, brauchen wir eine Strecke, auf der nicht nur einmal im Jahr gefahren werden kann." Das wäre in Sotschi der Fall.


Fotos: Witali Petrow, Großer Preis von Großbritannien


Folgen Sie uns!