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  • 13.04.2012 07:23

  • von Roman Wittemeier

Die Wolff im Williams: PR-Gag oder ernste Ambition?

Die Formel 1 entdeckt ihre weibliche Seite: Nach Maria de Villota (Marussia) bekommt auch Susie Wolff eine Rolle - Ernste Ambitionen als Williams-Entwicklerin

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 wurden schon mehrere Versuche unternommen, eine Frau zu etablieren. Bislang war Lella Lombardi (Formel-1-Datenbank: Lella Lombardi) die einzige Dame, die tatsächlich etwas Zählbares einfahren konnte - wenn es auch nur ein halber Punkt war. In den vergangenen Jahren war es ruhig geworden um Frauen in der Formel 1. Es gab immer wieder Gerüchte um mögliche Ambitionen von IndyCar-Star Danica Patrick, aber passiert ist nichts. 2012 entdeckt die Formel 1 die Weiblichkeit aber neu.

Titel-Bild zur News: Susie Stoddart

Hochzeit mit Toto Wolff, neuer Job bei Williams: Susie Wolff hat was vom Leben

Zunächst wurde Maria de Villota im Alter von 30 Jahren als "Young Driver" von Marussia vorgestellt, nun zog Williams mit der Bekanntgabe von Susie Wolff als Entwicklungspilotin nach. "Da soll sich jeder selbst ein Urteil bilden", drückt sich 'Sky'-Experte Marc Surer anfangs vorsichtig aus. "Wenn der Ehemann (Toto Wolff; Anm. d. Red.) jetzt Chef bei Williams ist, dann kann man seine Ehefrau dort unterbringen. Susie ist 'Entwicklungsfahrerin'. Das ist eine sehr mutige Bezeichnung für eine Tourenwagen-Pilotin."

Susie Wolff (geborene Stoddart) fährt seit 2006 für Mercedes in der DTM. Sie wird in Zukunft die ohnehin schon große Mercedes-Reisegruppe verstärken. Auch Motorsportchef Norbert Haug und die Piloten Gary Paffett und David Coulthard pendeln stets zwischen den zwei Welten DTM und Formel 1. "Es hat nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin, sondern nur damit, dass ich in den vergangenen sieben oder acht Jahren konsequent auf diese Chance hingearbeitet habe", will Wolff vom PR-Gag nichts wissen.

"Ich habe schon mehr als 70 DTM-Rennen hinter mir und bin dabei immer wieder gegen Formel-1-Leute wie Mika Häkkinen, David Coulthard und Ralf Schumacher angetreten. Dabei habe ich viel gelernt", betont die Blondine im Gespräch mit der schottischen Zeitung 'The Herald'. Von allen Seiten wird betont, dass Wolff ihren neuen Job mit sportlichen Mitteln erkämpft habe. "Susie ist die Ehefrau von Toto, aber ihre Verpflichtung wurde vom Vorstand abgesegnet. Toto hat sich aus diesem Prozess herausgehalten", sagt Frank Williams.

"Wenn ich den Helm aufhabe, dann möchte ich als gute Fahrerin wahrgenommen werden und nicht als Frau unter 20 Männern", sagt Wolff. "Ich hätte diese Chance bei Williams nie einzig aufgrund der Tatsache bekommen, dass ich eien Frau bin. Frank Williams und seine Kollegen wollen die besten Leute und nicht kurzfristige Schlagzeilen", betont sie. Bei einem Testlauf im Beisein von 50 Ingenieuren habe sie erstmals die spezielle Herausforderung Formel 1 spüren können.


Fotos: Williams, Großer Preis von China


"Ich bin mit dem Wunsch nach einem Job in der Formel 1 aufgewachsen. Es gab Phasen, wo dieses Ziel nicht erreichbar schien. Aber jetzt habe ich eine spezielle Rolle bei Williams und ich glaube, dass ich einen guten Job machen kann", sagt Wolff. "Aber abwarten, ich will nichts überstürzen. Es ist toll, dass ich diese Chance bei Williams bekomme, aber man darf nicht vergessen, dass die DTM bei mir höchste Priorität genießt."