Die Titelkandidaten im Kreuzverhör
Jenson Button, Rubens Barrichello und Sebastian Vettel über die Vorbereitungen auf den Endspurt, den Kampf um den Titel sowie Chancen und Hoffnungen
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2009 biegt auf die Zielgerade ein. Vor dem vorletzten Rennen in Sao Paulo sind noch drei Piloten im Rennen: Jenson Button führt die Weltmeisterschaft mit 85 Punkten vor seinem Brawn-Teamkollegen Rubens Barrichello (71). Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel hat als Gesamtdritter mit 69 Punkten auf dem Konto ebenfalls noch Chancen.

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Gute Stimmung vor dem Showdown: Vettel, Button und Barrichello
Button kann bereits an diesem Wochenende den Sack zumachen und den Titel vorzeitig gewinnen. Und genau das wollen Barrichello und Vettel verhindern. In der FIA-Pressekonferenz sprach das Trio über den Endspurt, die Chancen und Hoffnungen, die Vorbereitungen auf die letzten Rennen und den Verlauf der bisherigen Saison.#w1#
Frage: "Ein Frage an alle: Habt ihr euch mit einem speziellen Programm auf dieses Rennen vorbereitet? Sebastian, du hast sicher um Regen gebetet?"
Sebastian Vettel: "Ja, und das war heute sogar erfolgreich. Nein, warten wir es ab. Es gab in der Vorbereitung keine Besonderheiten. Ich war schon ein paar Mal hier und ich mag die Strecke. Es ist eine Berg- und Talbahn, aber eine spezielle Vorbereitung ist nicht nötig."
Jenson Button: "Nicht wirklich. Ich habe ein paar Tage in der Sonne verbracht, was immer ganz nett ist, bevor man hierher kommt. Ich bin am Dienstag angereist, um mich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Aber das Wetter ist hier wirklich seltsam. Am Dienstag war es kalt, gestern war es wirklich heiß und heute regnet es. Es ist ein Auf und Ab und es soll das ganze Wochenende über so weitergehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet, ist recht groß, aber genauso kann es auch trocken bleiben. Es ist wirklich schwierig. Aber es ist für alle das Gleiche und ich bin sicher, dass wir das Beste aus jeder Situation machen werden."
Rubens Barrichello: "Ich habe meine Zeit damit verbracht, dass ich für Freunde Tische in Churrascarias gebucht habe. Ich bin am Dienstagmorgen nach dem Japanrennen in Brasilien angekommen und habe mein normales Leben gelebt. Ich habe trainiert, die Kinder von der Schule abgeholt und war zu Hause. Am Montag war Feiertag, deshalb konnten wir etwas länger aus Sao Paulo wegbleiben, was auch gut war."
Frage: "Gab es bei euren Teams spezielle Vorbereitungen? Gibt es für dieses Rennen irgendwelche Modifikationen?"
Vettel: "Wir hatten für Singapur ein ganz gutes Paket. Wir waren bei den letzten beiden Rennen sehr konkurrenzfähig, auch wenn die Strecken jeweils sehr unterschiedlich waren. Auch für hier haben wir noch ein paar Dinge im Köcher. Wie man vielleicht gesehen hat, hat Mark Webber in Japan einen anderen Frontflügel getestet. Das ist ein weiterer Schritt nach vorn."
Button: "Wir haben ein paar Änderungen, die uns auf einer Strecke wie dieser weiterhelfen sollten. Ich weiß nicht, ob man das gemerkt hat, aber in Suzuka waren wir im zweiten und dritten Sektor sehr schnell. Da war ich im Qualifying sogar der Schnellste, aber im ersten Sektor hatten wir massive Probleme. Wir kamen mit mittelschnellen Richtungswechseln nicht zurecht, in diesem Bereich haben wir in Suzuka unsere ganze Zeit verloren. Aber die Modifikationen, die wir für dieses Rennen vorgenommen haben, sollten uns helfen. In den Bereichen, die auf dieser Strecke wichtig sind, haben wir einen guten Schritt nach vorn gemacht."
Barrichello: "Es sollte passen. Wir wissen, in welchen Bereichen wir in den letzten Rennen Probleme hatten, deshalb sind wir diese Probleme angegangen. Und die Strecke sollte uns auch gut liegen. Das Wetter ist das einzige, auf das wir achten sollten. Aber ich bin für meinen Heim-Grand-Prix recht zuversichtlich."
Nach vorn schauen, nicht zurück
Frage: "Ihr alle hattet Rennen, über die ihr nun im Nachhinein sagen könntet: 'Wenn dies und jenes nicht passiert wäre...'. Denkt man jetzt darüber nach, wo die Meisterschaft immer enger wird?"

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Sebastian Vettel gibt sich vor dem Endspurt kampfbereit Zoom
Vettel: "Das hilft einem nicht weiter. Das ist erledigt. Ich hatte fünf Rennen, in denen ich die Zielflagge nicht gesehen habe, was natürlich nicht hilfreich ist. Aber wir können es jetzt nicht mehr ändern, von daher muss man es auch nicht bedauern. Es ist für uns trotzdem eine gute Saison, die beste, die wir je hatten. Wir können es immer noch schaffen. Natürlich liegen zwischen uns und dem Spitzenreiter noch ein paar Punkte, aber alles ist möglich und wir sind hier, um zu gewinnen."
Button: "Ich denke, das ist für uns alle das Gleiche. So ist es nun einmal in einer Saison mit 17 Rennen. Es gibt Rennen, mit denen man sehr zufrieden ist und Rennen, in denen das nicht der Fall ist. Aber wie Sebastian gesagt hat, ist das alles Vergangenheit und es geht darum, aus den nächsten beiden Rennen das Maximum herauszuholen. Für uns alle drei sind das die wichtigsten beiden Rennen der gesamten Saison und ich freue mich darauf. Ich mag diese Strecke. Danach kommt Abu Dhabi, eine Herausforderung, weil es für uns alle neu ist. Aber es gibt keinen Grund, zurückzublicken. Das ist auch mental nicht gut. Es ist besser, wenn man vorausschaut - und genau das werde ich tun."
Barrichello: "Seit ich für Silverstone andere Bremsen bekommen habe, war ich sehr zufrieden. Die Performance war sehr gut und ich bin einfach mit einem Auto gefahren, das sehr schnell und konstant war. Die Saison hat für jeden Höhen und Tiefen. Ich denke, für Brawn war es auch in den Tiefen noch okay. ich war sehr zufrieden. Der zweite Teil meiner Saison war sehr gut und ich hoffe, dass ich so weitermachen kann."
¿pbvin|512|2057||0|1pb¿Frage: "Sebastian, du hast einen großen Berg vor dir - zwei Siege sind nötig. Der Druck ist sicher groß - oder würdest du sagen, dass der Druck gar nicht groß ist?"
Vettel: "Das einzige, was ich machen kann, ist gewinnen. Der Druck lastet auf den beiden Jungs vor mir. Für mich ist die Sache recht klar. Man muss kein Genie sein um zu wissen, dass wir jetzt schlicht und ergreifend zweimal gewinnen und hoffen müssen, dass die anderen es vermasseln."
Frage: "Momentan schwimmst du aber auf der Welle ganz oben?"

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Mit seinem Sieg in Suzuka hat Sebastian Vettel ein deutliches Zeichen gesetzt Zoom
Vettel: "Ich denke schon. Die letzten beiden Rennen, Singapur und Japan, waren sehr gut für uns. Natürlich hätte es in Singapur noch ein bisschen besser laufen können, aber das ist abgehakt und ich hoffe, dass mir die drei Punkte am Ende nicht fehlen werden. Japan war natürlich fantastisch. Das Auto war das ganze Wochenende über großartig, deshalb freue ich mich auf die nächsten beiden Rennen."
Frage: "Wie liegt Sao Paulo deinem Auto? Und denkst du, dass Mark dir im Titelkampf hilft, schließlich hat er schon in Suzuka etwas Neues ausprobiert und er ist selbst nicht mehr im Rennen?"
Vettel: "Die Strecke sollte uns liegen. Es gibt einige Ecken, in denen Downforce gefragt ist und das scheint unsere Stärke zu sein. Auf der anderen Seite weiß man in diesem Jahr wirklich nicht, was man erwarten soll, denn in diesem Jahr ist es ziemlich auf und ab gegangen. Verschiedene Teams waren an der Spitze. Ich denke, dass die KERS-Teams an diesem Wochenende auch sehr stark sein werden, weil es zum Teil steil bergauf geht und man dort Beschleunigung braucht. Das wird ziemlich spannend."
"Das Gute ist schon einmal, dass es bei uns nicht ist wie bei Brawn. Die beiden müssen gegeneinander fahren. Es ist schade, dass Mark nicht mehr im Titelrennen ist, aber wir sind ein sehr starkes Team. Wir arbeiten Hand in Hand zusammen und ich denke, dass er der Letzte wäre, der mir seine Hilfe verweigert, wenn sie nötig werden sollte."
Haushalten mit den Motoren
Frage: "Du hast schon alle acht Motoren im Einsatz. Welchen Motor wirst du hier nehmen? Hast du den schon beim vorigen Rennen ausgewählt? Es könnte ein Nachteil sein."
Vettel: "Ich weiß noch nicht genau, welchen ich nehme - einen von denen, die ich noch übrig habe. Die letzten paar Rennen waren gut für uns, weil es am Freitag oft nass war, zum Beispiel in Spa und Suzuka. Im Nassen wird weniger gefahren. Somit konnten wir Kilometer sparen, ohne dass es uns zu viel gekostet hat. Deshalb sollte es hier kein Problem sein. Interlagos war immer schon eine Strecke, die im Trockenen schnell besser wird. Zudem wissen wir noch nicht, ob es nass oder trocken sein wird. Wir müssen also noch abwarten, wie viel morgen gefahren wird."
Button, der Vorsprungverwalter
Frage: "Jenson, du hattest eine recht komische Saison. Du hast sechs Rennen gewonnen, aber dein letzter Sieg war in der Türkei. Seitdem hast du deinen Vorsprung eigentlich nur noch verwaltet. Wie ist es, wenn man am Saisonende schon lang nicht mehr gewonnen hat, aber immer noch so viel Vorsprung zu haben?"
Button: "Wie ich schon sagte: In dieser Serie wird nicht nur ein Rennen gefahren, sondern es sind 17. Und ich habe meinen Vorsprung in den letzten paar Rennen behauptet. Nach Monaco hatte ich einen Vorsprung von 14 oder 16 Punkten und jetzt sind es immer noch 14 Punkte. Wenn ich nach Monaco gewusst hätte, dass ich jetzt immer noch so viel Vorsprung habe, dann wäre ich sehr glücklich gewesen. Meine Situation ist nicht allzu schlecht."
Frage: "Würdest du sagen, dass du die gesamte Saison kontrolliert hast?"
Button: "Ich hatte mir sicherlich nicht vorgenommen, nur in die Punkte zu fahren, aber nicht zu gewinnen. Ich trete an, um in jedem Rennen das Beste aus dem Auto herauszuholen. Ich habe die Meisterschaft die ganze Saison über angeführt, das ist natürlich etwas anderes, als wenn man aufholen muss. Die anderen müssen aggressiver sein als ich. Aber ich will nicht einfach nur in die Punkte fahren. Das war nie mein Ziel, aber es gibt Situationen, in denen man kein Risiko eingehen will. Man kann immer einen Unfall haben. Man muss manchmal etwas vorsichtig sein, manchmal muss man aber auch aggressive sein, sonst holt man nämlich gar keine Punkte. Ich glaube, ich habe da einen recht guten Kompromiss gefunden."
¿pbvin|512|2052||0|1pb¿Frage: "Denkst du, dass du vor fünf Jahren auch so in der Lage gewesen wärst, deinen Vorsprung so zu verwalten? Anders gesagt: Bist du jetzt auch deshalb in einer so guten Position, weil du reifer und erfahrener geworden bist?"
Button: "Das ist immer schwer zu beantworten, weil ich vor fünf Jahren nicht in dieser Situation war. 2004 hatten wir eine recht gute Saison mit BAR. Hinter den Ferrari waren wir 'Best of the Rest'. Damals hatten wir natürlich nichts zu verlieren, aber wir waren damals recht konstant. Ich glaube, dass ich 2004 zehn oder elf Podiumsplätze geholt habe, mehr als bisher in dieser Saison. Aber es war eine ganz andere Situation, weil ich nichts zu verlieren hatte. Ich konnte Vollgas geben - da ich wusste, dass ich keine Chance auf den Titel habe, konnte ich jedes Rennen sehr aggressiv angehen."

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Jenson Button holte seinen bisher letzten Sieg schon in Istanbul Zoom
"Ich weiß nicht, ob ich es vor fünf Jahren auch so geschafft hätte. Das weiß keiner so genau. Ich denke, dass jeder seinen Karrierehöhepunkt zu einer anderen Zeit hat. Lewis Hamilton wurde in seinem zweiten Jahr in der Formel 1 Weltmeister. Das schaffen nicht viele. Er hat Erfahrung aus anderen Serien mitgebracht. Aber für jeden einzelnen ist die Situation anders. Ich denke, dass dies nun die für mich richtige Zeit ist, aber sagen kann ich viel..."
Frage: "Du hast über Aggression und Vorsicht gesprochen. Wie sehr hat sich hier die Gewichtung im Lauf der Saison geändert?"
Button: "Wenn man einen komfortablen Vorsprung hat, dann muss man in gewissen Situationen ein bisschen vorsichtig sein. Man muss einen Kompromiss finden. Natürlich kann man nicht spazieren fahren und die Leute durchwinken, in der Hoffnung, dass man keinen Unfall hat. Aber ich denke auch, dass es im Rennsport normal ist, dass keiner in der ersten Kurve einen Unfall haben, sondern gut durchkommen und ein gutes Ergebnis holen will. Das Wichtige ist, dass man nichts Dummes macht. Es bin jetzt nicht extrem vorsichtig, aber vielleicht denke ich jetzt schon anders als vor fünf oder sechs Jahren."
Frage: "Aber hat sich die Gewichtung im Lauf der Saison geändert?"
Button: "Wenn sich der Vorsprung vergrößert, ändert es sich vielleicht ein bisschen. Es ist nicht wie Tag und Nacht, das bewegt sich in einem sehr kleinen Bereich. Aber ich habe ja zuletzt gezeigt, dass ich mich nicht nur zurücklehne und auf ein gutes Ergebnis hoffe - zum Beispiel mit Heikki Kovalainen in Monza und mit Robert Kubica in Japan. Man muss dann ein Manöver starten, wenn es geht - und genau das habe ich getan."
Frage: "Hat dir das Vertrauen in das Auto gefehlt? Lag es an den mittelschnellen Kurven oder daran, dass du hinter Rubens gestartet bist? Was war in den letzten Rennen dein Problem?"
Button: "Beim letzten Rennen hatte ich es wegen meiner Startposition und des Fehlers mit der gelben Flagge am Samstag nicht einfach. In Singapur hatte ich Probleme im Qualifying. Wir haben versucht, das Maximum aus dem Auto herauszuholen, aber wir sind ein bisschen zu weit gegangen. Das Auto war ein bisschen zu niedrig und blockierte beim Bremsen. Aber die Rennpace war sehr gut. Ich denke, dass ich das Optimum aus dem Auto herausgeholt habe, dass ich mitgenommen habe, was es in den Rennen zu holen gab. Und unsere Pace war vor allem in Singapur sehr gut. Aber es ist natürlich schwierig, wenn man so weit hinten startet."

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Singapur war eines der Rennen, in denen es für Button nicht ganz nach Plan lief Zoom
"Heutzutage ist das Überholen in der Formel 1 sehr schwierig. Ich habe in dieser Saison jede Möglichkeit für ein Manöver genutzt, die ich hatte. Aber da ich so weit hinten gestartet bin, war es schwierig, viele Punkte zu holen. In den Rennen davor war ich mit dem Auto und der Balance sehr zufrieden. Auch die Ergebnisse waren in Ordnung. Deshalb bin ich für die letzten beiden Rennen recht zuversichtlich gestimmt. Ich habe ein gutes Gefühl für das Auto und unsere Upgrades sollten helfen. Warten wir es ab."
"Sebastian sagt, dass der Druck auf uns lastet. Ich denke nicht so ganz, dass das der Fall ist. Es ist für alle gleich. Wir sind alle auf die nächsten beiden Rennen gespannt. Sie bedeuten uns sehr viel. Wir kämpfen alle um den Titel. Für mich ist es das erste Mal, dass ich in der Formel 1 um den Titel kämpfe. Genauso ist es bei Sebastian und vielleicht auch bei Rubens. Es ist eine aufregende Zeit - aber ich bin derjenige, der in Führung liegt."
Die süßen Träume vor Sao Paulo
Frage: "Fühlst du dich selbst anders, wenn du aufwachst und weißt, dass du an diesem Wochenende Weltmeister werden kannst? Und ist es im Cockpit einfacher, seine Emotionen in den Griff zu bekommen?"
Button: "Nun, ich bin heute Morgen sehr glücklich aufgewacht. Ich habe sehr gut geträumt. Also bin ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht aufgewacht. Ich freue mich auf das Wochenende. Ich denke nicht, dass der Druck größer wird, weil man weiß, dass man an diesem Wochenende Weltmeister werden kann. Das macht die Sache sicher aufregender. Es ist etwas Positives, nichts Negatives. Ich bin auf das Wochenende gespannt und ich denke, die anderen beiden sind es auch."
"Ob es im Auto anders ist? Ich weiß es nicht, ich bin noch nicht drin gesessen. Als ich hierher gefahren bin, war ich jetzt nicht sonderlich aufgeregt, aber warten wir morgen ab. Das Aufregende an diesem Wochenende ist das Wetter. Es könnte nass sein, es könnte aber auch trocken sein. Es ist also wichtig, an diesem Wochenende die richtigen Entscheidungen zu treffen und es nicht zu kompliziert zu machen."
Gegenwind von tausenden Brasilianern
Frage: "Rubens ist auf der einen Seite dein Teamkollege, auf der anderen Seite aber auch dein Rivale. Du bist hier sozusagen in seinem Hinterhof mit Tausenden seiner engsten Freunde. Kommst du dir hier nicht ein bisschen wie der 'Bösewicht' vor?"
Button: "Nein, das denke ich nicht. Wenn wir zwei Leute wären, die nicht miteinander auskommen und sich hassen, wäre es sicher eine ganz andere Situation. Wir haben in den vergangenen vier Jahren sehr gut zusammengearbeitet und dieses Jahr bildet da keine Ausnahme. Rubens hat mich in Silverstone geschlagen, auf meiner Heimstrecke. Und ich würde gern hier dasselbe mit ihm machen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man in seinem eigenen Land von seinem Teamkollegen geschlagen wird."
Barrichello: "Nein, ist es nicht...."
Button: "Aber ich denke, dass sie die Situation verstehen werden. Wir alle kämpfen um etwas, das viel größer ist als all das, was wir bisher erreicht haben. das werden sie respektieren."
Barrichello und sein großer Traum
Frage: "Rubens, ist es ein Vorteil oder erhöht es den Druck, wenn man so viele Leute in seinem Rücken hat? Sie alle erwarten so viel von dir - und das tun sie seit Jahren."
Barrichello: "Es war ein langer Weg, bis ich als Titelkandidat nach Brasilien gekommen bin. Am Anfang habe ich den Druck gespürt, aber dann habe ich gelernt, damit umzugehen, ihn in positive Energie umzuwandeln und ihn zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich fühle mich hier einfach großartig. Und ich fühle mich in diesem Jahr ohnehin als Sieger. Ich muss dem Himmel für das Auto danken, für meine Siege und dafür, dass ich die Chance habe, in Brasilien zu gewinnen. Davon träume ich schon seit sehr langer Zeit, hoffentlich bringt unser Auto also wieder die gewünschte Performance. In diesem Bereich war die zweite Saisonhälfte etwas schwierig, vor allem weil der Red Bull und einige andere Autos recht schnell waren. Hoffentlich können wir hier alles herausholen und den Sieg holen. Denn ich brauche ihn und ich möchte ihn unbedingt."

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Rubens Barrichello würde zu gern in der Heimat Siegerchampagner versprühen Zoom
Frage: "Wäre Regen gut für dich?"
Barrichello: "Regen war schon immer gut für mich. Laut Wetterbericht soll es am Freitag und Samstag recht nass sein, am Sonntag soll es etwas besser werden. Ich denke, dass die Red Bull im Regen recht schnell sind, wir dafür im Trockenen etwas besser aufgestellt sind. Doch das Wetter ist für alle gleich und wir müssen uns auf alles vorbereiten."
Frage: "Rubens, du hast Anfang der Woche bestätigt, dass du sowohl mit Williams als auch mit Brawn verhandelst. Stört es, dass du dich um deine Zukunft kümmern musst, während du um den Titel kämpfst? Und ist es nicht auch enttäuschend, dass du dir möglicherweise ein neues Team suchen musst, obwohl du bei Brawn deine bisher beste Formel-1-Saison hast?"
Barrichello: "Im vergangenen Jahr war es störend, weil ich hierher gekommen bin und keinen Job hatte. Es war hart, weil ich nicht wusste, ob ich wiederkommen kann, was mein größter Wunsch war. Alles was ich jetzt will, ist mit mehreren Teams zu verhandeln und im nächsten Jahr ein konkurrenzfähiges Auto zu haben. Ich habe mich sehr lang auf diese Saison vorbereitet. Ich bin auf eine gewisse Art stolz, dass ich das Blatt nach dem Rennen in Silverstone ein bisschen wenden und den Speed des Autos nutzen konnte. Das Auto hat auch für mich gearbeitet. Deshalb geht es mir gut, ich fühle mich nicht abgelenkt. es war im vergangenen Jahr schwierig, weil ich nicht wusste, ob es mein letztes Rennen ist oder nicht. Ich wollte nicht, dass es so ist und es war härter, als es den Anschein hatte."
¿pbvin|512|2054||0|1pb¿Frage: "Du hattest in Interlagos schon jede Menge Pech. Denkst du in diesem Jahr vor dem Rennen an diese Pechmomente und was sind deine schönsten und was deine schlechtesten Erinnerungen an diesen Grand Prix?"
Frage: "Ich glaube grundsätzlich nicht an Pech. Es gibt den berühmten Satz eines Fahrers: 'Je härter ich arbeite, umso mehr Glück werde ich haben'. Es hängt immer von der Arbeit ab und all die Probleme, die ich in Brasilien hatte, hatten ihre Ursachen in menschlichen Fehlern. Ich bin ein paar Mal abgeflogen, also war ich schuld. Es hat für mich nichts mit Pech zu tun, dass mir vor dem Ziel das Benzin ausgeht."

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Zu seinen Ferrari-Zeiten war Rubens Barrichello der Pechvogel von Sao Paulo Zoom
"Wir alle haben in unserem Leben Pläne und Träume. Ich habe die Chance, hier und jetzt das beste Rennen meiner Karriere zu fahren und das will ich tun. Ich lebe nicht in der Vergangenheit und die bisherigen Ergebnisse sind mir egal. Ich konzentriere mich auf das, was ich ändern kann. Vielleicht kommen wir nächstes Jahr hierher, alles war bestens und ich habe das Rennen gewonnen. Daran denke ich."
"Ich habe sehr viele gute Erinnerungen an dieses Rennen, denn ich habe mich hier mit dem Stewart in den Top 3 qualifiziert. Ich weiß noch, wie all die Leute von den Tribünen herunterkamen. Mit dem Ferrari bin ich auf das Podium gefahren. Natürlich hätte ich hier gern schon gewonnen, aber ich habe wirklich gute Erinnerungen. Und ich komme mit dieser Strecke gut zurecht, für jemanden, der hart arbeitet, ist es also nur eine Frage der Zeit."
Ein Märchen könnte wahr werden
Frage: "Ein Frage an Rubens und Jenson: Unabhängig von eurem Fight um den Fahrertitel sieht es ganz so aus, als ob Brawn an diesem Wochenende den Konstrukteurstitel gewinnt. Wie außergewöhnlich ist das für dieses Team in seiner ersten Saison, wenn man bedenkt, was im Januar und Februar passiert ist?"
Button: "Es ist eine wunderbare Geschichte und ganz sicher wie ein Hollywoodfilm. Falls es gelingt. Zu 100 Prozent sicher ist das noch nicht. Nehmen wir uns Fahrer einmal heraus und sprechen wir nur über das Team: Es hat in diesem Winter viel durchgemacht und es ging nicht nur darum, ob sie weiter in der Formel 1 dabei sind. es ging darum, ob jeder noch einen Job hat, um ihren Kindern die Schule zu bezahlen. Es war eine sehr schwierige Situation für sie und viele hatten sicher daran zu knabbern. Aber sie hatten eine gute Führung, die ihnen Hoffnung und eine positiven Blick in die Zukunft gegeben hat."
"Am Ende hat der Deal geklappt und wir konnten fahren. Ich denke, dass bei der ersten Ausfahrt in Barcelona alle überrascht waren, wie schnell das Auto war. Das Team hat im Winter wirklich sehr hart gearbeitet, aber nichts lief verkehrt. Alles, was hätte schief laufen können, lief nicht schief. Es war ein perfekter Test. Alles hat bestens zusammengepasst, das Auto ist nicht abgefackelt, es war zuverlässig. Und man kann nicht einen solchen Test fahren, ohne dass dann auch die Saison gut läuft."
"Auch wenn ich weiß, dass es kein völlig neues Team ist und dass wir erfahrene Leute haben: Wenn wir im ersten Jahr von Brawn GP den Konstrukteurstitel holen können, dann wird das für alle ein sehr emotionaler Moment sein, ähnlich wie bei unserem Doppelsieg in Australien. Das war das erste Mal, dass ich Ross Brawn sprachlos erlebt habe. Sollten wir den Titel hier oder in Abu Dhabi holen, wird es wohl genauso sein. Ross hat in diesem Sport so viel erreicht, aber mit seinem eigenen Team den Titel zu holen ist etwas viel Größeres als das, was er bisher gewonnen hat. Und das gilt für alle im Team. Sie haben so hart gearbeitet und sie haben es verdient."
Frage: "Du hast die Teamleistung bei Brawn angesprochen. Ihr beide harbt lange hart gekämpft und jeder will den Titel. Aber was würdest du sagen Jenson, wenn dein Teamkollege Rubens Weltmeister wird? Und Rubens, was würdest du sagen, wenn Jenson den Titel gewinnt? Warum hätte er es verdient?"
Button: "Wow, das ist eine interessante Frage. Wenn Rubens Weltmeister wird, würde ich ihn zutiefst hassen! Uns geht es hier nur um eines, und das ist, Weltmeister zu werden. Das ist unser Lebensziel, seit wir achtjährige Kinder waren. Wir wollen der Beste sein und in der Formel 1 den Titel holen. Darum geht es uns allen. Wir arbeiten gut zusammen und ich denke, wir sind gute Freunde, oder?"
Barrichello: "Ja, aber nur hier."
Button: "Man tritt hier an, um gegen sehr starke Gegner zu gewinnen. Wenn Rubens den Titel holt, wäre ich natürlich sehr enttäuscht. Aber ich würde auch respektieren, dass er über die Dauer von 17 Rennen eben den besseren Job gemacht hat und der bessere Fahrer war. Und dass er genauso hart gearbeitet hat wie ich. Oder eben noch härter."
Barrichello: "Ich glaube, dass die Situation etwas einfacher ist, weil wir wahrscheinlich den Konstrukteurstitel holen, hoffentlich schon an diesem Wochenende. Sollte uns das gelingen, dann haben wir beide das Gefühl, dass wir es zusammen geschafft haben, mit und für das Team. In der anderen Wertung muss jeder für sich arbeiten und wie Jenson sagte, wollen wir unsere Chance nicht verspielen. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass ich wirklich die Chance habe, Weltmeister zu werden. Jemand hat mir die Chance gegeben, um den Titel zu kämpfen und ihn selbst zu gewinnen. Natürlich arbeiten wir hart daran, uns gegenseitig zu schlagen, aber es ist okay, weil wir eng zusammenarbeiten, um den Konstrukteurstitel zu holen. Das Team sollte darauf stolz sein."
Hat sich Felipe Massa verändert?
Frage: "Rubens, du kennst Felipe Massa schon sehr lange. Er scheint etwas im Abseits zu stehen, denn seit er die Formel 1 aus der Distanz verfolgt, tut er seine Meinung offen kund. Kürzlich hat er über seinen neuen Teamkollegen gesprochen und gesagt, dass er vermutet, dass dieser mehr über Singapur wusste, als er zugegeben hat. Felipe sagte, man ihn des Titels beraubt, er sagte, dass Jenson die Meisterschaft noch verlieren könnte. Hat er sich während seiner Abwesenheit verändert?"

© Ferrari
Felipe Massa hat zuletzt mit seinen Aussagen für Schlagzeilen gesorgt Zoom
Barrichello: "Nein, ich denke nicht, dass er sich verändert hat. Er ist der Alte geblieben, das war auch das einzige, was ich mir gewünscht habe, als ich ihn im Krankenhaus besucht habe. Und nachdem ich ihn mit eigenen Augen gesehen hatte und gemerkt habe, dass er der Alte ist, habe ich mir gewünscht, dass er wieder fahren kann wie bisher. Und er ist nach Fiorano gekommen und hat es gekonnt. Was mir die Leute und er selbst erzählt haben, ist er ins Auto gestiegen und hatte in der dritten Runde seine Pace wieder."
"Aber es ist in der Formel 1 auch so: Wenn man nicht permanent zusammen mit allen anderen um die Welt reist und nicht mitbekommt, worüber die anderen reden, dann entwickelt man auch andere Ansichten und man versteift sich vielleicht auf seine Ansichten. Zudem war er über einen Monat lang weg. Wenn er dann zurückkommt und etwas sagt, nehmen die Leute das vielleicht viel wichtiger. Es ist etwas anderes, als wenn man alle 14 Tage oder vielleicht sogar jede Woche über das Gleiche redet. Wir sind darauf vorbereitet, über das zu sprechen, was die ganze Woche über von den Medien thematisiert wird. Vielleicht messen wir dem, was er sagt, viel mehr Bedeutung bei. Aber ich glaube es ist einfach so, dass er draußen war und nicht in der Welt lebte, in der wir leben."

