Achtung, Button: Vettel-Wetter in São Paulo!

Regen in São Paulo könnte Sebastian Vettels Titelchancen am Leben erhalten - Dramatik trotz eigentlich recht klarer Ausgangslage

(Motorsport-Total.com/SID) - Als Sebastian Vettel am Mittwoch im grau verhangenen São Paulo eintraf, erreichte ihn direkt die gute Nachricht: Gerade einmal 20 Grad und Regen sagen die Wetterfrösche für den Grand Prix von Brasilien am Wochenende voraus - bestes Vettel-Wetter also! Und genau passend, um die Aufholjagd auf Jenson Button im Kampf um den Formel-1-Titel fortzusetzen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Kämpferisch: Sebastian Vettel hat den WM-Titel noch nicht aufgegeben

"Ich habe nie aufgehört, vom Titel zu träumen. Wir wollen das Rennen gewinnen - und dann schauen wir, was das gebracht hat", sagt Vettel, der nach dem eindrucksvollen Sieg von Suzuka noch 16 Punkte hinter Button liegt. Jetzt hofft der 22-Jährige, der seit seinen ersten beiden Siegen im Vorjahr in Monza und in dieser Saison in Schanghai als Regenspezialist gilt, dass bei dem Brawn-Piloten beim 16. von 17 WM-Läufen am Sonntag erneut die Nerven flattern.#w1#

Hexenkessel Interlagos

Zumal der 29 Jahre alte Brite in São Paulo nicht nur gegen Vettel kämpfen muss, sondern auch gegen seinen eigenen Teamkollegen Rubens Barrichello. Der will bei 14 Punkten Rückstand auf Button selbst noch Weltmeister werden und wird bei seinem Heimspiel die fanatischen brasilianischen Fans im Rücken haben. "Dieser Platz ist die Hölle, Jenson", warnte das englische Boulevardblatt 'The Sun' daher auch den WM-Spitzenreiter.

"Ich habe nichts zu verlieren und werde deswegen voll attackieren. Jenson schwächelt ein wenig. Vielleicht ist das unsere Chance", so Vettel, der immer wieder an Kimi Räikkönens Aufholjagd von 2007 erinnert wird. Daran denke er aber "gar nicht", sondern: "Ich schaue nur auf uns. Ich mache mein Ding und dann sehen wir weiter. Kimi zeigte vor zwei Jahren, was möglich ist. Wir kämpfen bis zum Schluss!"

Im Vorjahr schlug in São Paulo Buttons Landsmann Lewis Hamilton der Hass vieler Brasilianer entgegen, die Felipe Massa zum WM-Titel brüllen wollten. 2007 hatte Hamilton dort die schon sicher geglaubte WM-Krone an Ferrari-Pilot Räikkönen verloren - trotz 17 Punkten Vorsprung vor den letzten beiden Rennen.

¿pbvin|512|2057||0|1pb¿"Das war die intensivste Erfahrung meines Lebens", erinnert sich Hamilton an den Showdown von 2008. "Nur zwei Prozent der Fans wollten, dass ich gewinne, alle anderen waren für Felipe. Dieses Jahr wird Rubens als Lokalmatador diese Unterstützung genießen, aber jeder geht damit auf seine Weise um. Ich bin mir sicher, dass sich Jenson, Rubens und Sebastian nur auf ihr eigenes Rennen konzentrieren und nicht darauf, was die anderen machen."

Button, der vor der Reise nach Brasilien auf Hawaii Entspannung beim Liebesurlaub mit seiner Freundin, dem japanisch-argentinischen Unterwäschemodel Jessica Michibata, suchte, sieht dennoch eher seine Rivalen unter Zugzwang: "Der Druck auf meine Verfolger wächst, nicht auf mich", meint er. "Für mich geht es nur noch darum, keine Fehler zu machen."

Button: Formkurve zeigt nach unten

Doch die Resultate der letzten Wochen sprechen nicht mehr für Button, der nach sechs Siegen in den ersten sieben Rennen schon wie der sichere Weltmeister aussah. Aber dann holte er nach seinem bislang letzten Erfolg in Istanbul in acht Rennen lediglich die sechstmeisten Punkte (24).

Vettel (40) liegt in dieser Statistik vorne und hat noch den Rückenwind aus Suzuka. "Dieser Sieg war einer der eindrucksvollsten überhaupt in dieser Saison", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Auch Rekordweltmeister Michael Schumacher glaubt weiter an seinen "Kronprinzen": "Sebastian hat trotz seines Rückstands noch immer die Chance auf den Titel. Mathematisch ist noch alles möglich, und ich drücke ihm dafür die Daumen."

"Aus meiner Sicht steht Jenson arg unter Druck. Er ist angreifbar." Christian Horner

Vettels Teamchef Christian Horner stellt medienwirksam die mentale Stärke seines Landsmanns Button infrage: "Aus meiner Sicht steht Jenson arg unter Druck. Er ist angreifbar", sagt er. "Ich kenne ihn, seit er elf Jahre alt ist. Er hat schon im Kartsport viele Rennen gewonnen, aber nicht viele Titel. Er kann alles verlieren. Das wird er aus seinem Kopf nicht herausbekommen."

In Bezug auf die letzten Rennen streitet dies nicht einmal Buttons Teamchef Ross Brawn ab: "So etwas passierte selbst Michael Schumacher", erzählt er. "Es gibt Phasen, da siehst du Gespenster und fährst gehemmt."

Während Vettel sich in den letzten beiden Rennen der Saison der Unterstützung seines Teamkollegen Mark Webber, der nach seinen frühen Problemen in Suzuka sogar schon im Rennen einen neuen Frontflügel für den Heppenheimer testete, sicher sein kann, muss Button auch noch intern kämpfen. "Die Chancen sind klein, aber es gibt sie. Ich muss das Rennen gewinnen", sagt Barrichello.

So wird Vettel doch noch Weltmeister:

- Wenn er die beiden letzten Rennen in São Paulo und Abu Dhabi gewinnt und Jenson Button höchstens einmal Sechster oder einmal Siebenter und einmal Achter wird.

- Wenn er eines der beiden letzten Rennen in São Paulo und Abu Dhabi gewinnt und in dem anderen Rang zwei belegt, Jenson Button höchstens einmal Achter wird und Rubens Barrichello nicht ebenfalls einmal Erster und einmal Zweiter wird.