• 09.06.2013 03:31

  • von Rencken, Fischer & Nimmervoll

Die Setup-Crux: Wer verpokert sich?

Keiner weiß genau, wie das Wetter morgen ausfallen wird, für die Teams war daher Rätselraten beim Setup angesagt - Wer zieht morgen das große Wetterlos?

(Motorsport-Total.com) - Früher war ein Szenario wie das am Kanada-Wochenende ganz einfach. Man ging mit einem kompletten Regensetup ins Qualifying, und wenn es am Sonntag trocken war, dann stellte man das Auto halt einfach wieder auf trockene Bedingungen ein. In den Zeiten der Parc-ferme-Regel ist das allerdings nicht mehr ganz so einfach: Bis auf ein paar geringfügige Änderungen dürfen die Autos nach der Qualifikation nicht mehr angefasst werden.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Drückt Valtteri Bottas dem Regengott für Sonntag schon die Daumen? Zoom

Diese Vorgehensweise zwingt die Teams natürlich zu einem Kompromiss. Wer heute in den nassen Verhältnissen auf eine Regenabstimmung gesetzt hat, der muss auch morgen mit einer Regenabstimmung ins Rennen gehen - auch wenn die Sonne bei 30 Grad vom Himmel brennt. Das würde den guten Vorteil in der Qualifikation natürlich komplett zunichtemachen. Zumal alle Teams wissen, dass die Punkte am Sonntag verteilt werden.

Für das diesjährige Kanada-Wochenende sind die Wetterprognosen mehr als vage. Während ein großer Teil des Fahrerlagers davon ausgeht, dass morgen die Sonne scheint, wollen einige auch ein gewisses Regenrisiko nicht wegdiskutieren. Auch heute rechneten viele mit einer trockenen Qualifikation, was sich als komplett falsch herausstellen sollte. Die Frage ist nun: Welcher Fahrer ist auf welchem Setup unterwegs?

Trockensetup als beliebte Wahl

Natürlich kann man nicht in die Arbeiten der Teams hineinschauen, und welches Setup ein Fahrer fährt, ist von außen auch nicht zu erkennen. Doch die Aussagen der Piloten lassen meist schon manchen Schluss zu. Polesitter Sebastian Vettel wollte sich aber nicht in die Karten schauen lassen: Er sieht sein Team für alle Gegebenheiten gerüstet: "Wir haben für beide Bedingungen Reifen und haben, wie alle anderen auch, eine Menge Trockenreifen zur Verfügung", lässt der Heppenheimer nicht tief blicken. Vermutlich wird er aber wie die direkten Konkurrenten auf die sichere Variante gesetzt haben und eher trocken unterwegs sein.


Fotos: Großer Preis von Kanada, Samstag


Spannend wird es jedoch in der Frage, was Überraschungsmann Valtteri Bottas morgen zu leisten im Stande ist. War der heutige dritte Platz nur eine Eintagsfliege, und setzt der Finne morgen auf das Risiko Regen? Teamkollege Pastor Maldonado winkt ab: "Es ist ein Kompromiss, aber grundsätzlich haben wir ein Trockensetup." Doch seine nächste Aussage lässt da wohl andere Schlüsse zu: "Ich erwarte nicht, dass wir superschnell sind, wenn es trocken wird." Das könnte doch für eine Regentendenz sprechen. Doch vielleicht sind die Williams nur die nassesten der Trockenen.

"Jemand hat mir gesagt, dass sie mit mehr Abtrieb unterwegs gewesen seien", wirft Sauber-Pilot Nico Hülkenberg ein. Es stellt sich auch die Frage, ob ein Williams ohne Regensetup überhaupt in solche Dimensionen hätte vordringen können, angesichts des bisherigen Punktestands. Doch im Regen waren die Traditionsrenner in der jüngeren Vergangenheit immer gut unterwegs. Bestes Beispiel ist die Pole-Position von Hülkenberg bei Mischbedingungen in Brasilien 2010. "Der Williams war immer ein Auto, das im Regen ziemlich gut ging", erinnert sich der Deutsche.

Was ist das Risiko wert?

Doch ob Williams deswegen auch das Risiko mit einer Abstimmung für nasse Verhältnisse eingegangen ist, wird sich erst am Sonntag klären. Wenn nicht, dann drängeln hinter Bottas stärkere Fahrzeuge, die ihm im Trockenen auf jeden Fall überlegen sein sollten. So zum Beispiel Adrian Sutil, der seinen Force India auf dem achten Rang abstellte. "Hätten wir auf Regen gesetzt, wären wir im Qualifying ordentlich nach vorne gekommen", ist sich der Gräfelfinger sicher.

Max Chilton

Im Hinterfeld geht man meist eher Risiken ein als an der Spitze Zoom

Und auch McLaren scheint morgen auf Sonne zu hoffen: "Wahrscheinlich war es ein Fehler, mit so wenig Abtrieb zu fahren", resümiert Jenson Button. Doch eines ist klar: Aus dem Auftritt der "Silberbusse" vor zwei Wochen zu schließen, hätte man in Monaco sicherlich eher eine passende Rennabstimmung zu Gunsten der Qualifikation geopfert als hier in Montreal. Doch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn kann sich auch auf der Ile Notre Dame ein ähnliches Szenario vorstellen.

"Manch einer hat vielleicht ein Risiko auf sich genommen, um im Qualifying in einer besseren Position zu sein", erklärt Kaltenborn eine möglicherweise mutige Herangehensweise. "Im vergangenen Jahr gab es hier eine Prozession, man konnte nicht überholen. Das ist hier nicht so einfach. Wenn man sich eine gute Ausgangslage weiter vorne verschaffen kann und dann den richtigen Kompromiss für das Rennen hat, dann kann das ein Vorteil sein." Genau Namen wollte sie nicht nennen, ein Verdacht liegt allerdings trotzdem nahe. Doch wie gesagt, genaue Antworten gibt es am Sonntag.