• 29.09.2007 13:04

  • von Stracke / Hust

Die große Qualifying-Analyse mit Mario Theissen

Der BMW Motorsport Direktor analysiert die Leistung seiner Fahrer, jene seines Ex-Angestellten Vettel und blickt auf das Rennen und mögliche Strategien

(Motorsport-Total.com) - Seine Analyse des Qualifyings in Fuji begann BMW Motorsport Direktor Mario Theissen mit einer großen Portion Lob für Sebastian Vettel: "Er hat einige hinter sich gelassen, die normalerweise vor ihm stehen. Er hat es im dritten Qualifying-Teil optimal erwischt, das war beim Robert sicherlich nicht der Fall. Im zweiten Qualifying-Teil war die Rangliste eher so, wie es zu erwarten war. Jetzt muss man morgen mal schauen, wie die Strategien im Rennen aussehen, dies kann auch noch eine Rolle gespielt haben."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen gratuliert Sebastian Vettel

Mario Theissen gratuliert Sebastian Vettel nach dessen toller Qualifying-Leistung

Vettel ist ehemaliger Test- und Ersatzfahrer des Teams, wurde jahrelang von BMW gefördert. Da war es für den Deutschen selbstverständlich, dass er nach dem Zeitfahren bei der Box der Scuderia Toro Rosso vorbeischaut, um dem 20-Jährigen zu gratulieren: "Ich freue mich sehr, er hat jetzt wirklich zum ersten Mal alles umgesetzt, fuhr wie gesagt zum ersten Mal unter gleichen Bedingungen wie die erfahrenen Leute. Er hat gezeigt, was in ihm steckt."#w1#

Aber auch mit seinem Fahrer Nick Heidfeld konnte Theissen zufrieden sein: "Es war eine erwartet starke Leistung von Nick, der ein Regen-Spezialist ist. Beim Robert hat es nicht so gut hingehauen, da spielen einige Faktoren eine Rolle. Ich hoffe, dass er morgen im Rennen die Positionen gutmachen kann, die er heute nach hinten gerutscht ist. Dann müssten wir eigentlich in der Lage sein, dass gewohnt gute Ergebnisse zu erzielen."

Während Nick Heidfeld das Maximum aus dem Auto herausholen konnte, fuhr Robert Kubica nur die zehntschnellste Zeit: "Es hat bei ihm einfach nicht richtig hingehauen, das mag unter anderem am Timing liegen, wann er auf die Strecke gegangen ist, an der Anzahl der Runden, die er auf einem bestimmten Reifen-Typ gefahren ist. Vielleicht waren auch die Runden an sich nicht perfekt. Wenn irgendetwas nicht stimmt, dann bedeutet dies gleich ein paar Positionen auf der Startaufstellung."

Dass man ohne Training auf die verregnete Strecke von Fuji gehen musste, sei kein Problem gewesen: "Das war gar nicht so ungewöhnlich, denn wir hatten in den vergangenen Jahren sehr wenige Regenrennen gehabt, so dass wir quasi auf keiner Strecke über vernünftige Erfahrung in der Nässe verfügen. Wir wissen von Tests und auch von speziell bewässerten Strecken, was wir tun müssen, wenn es von trocken auf nass umschlägt, und das haben wir hier einfach auch gemacht."

Doch trotz der Nässe ist dem 55-Jährigen keine großartige Verschiebung beim Kräfteverhältnis aufgefallen: "Wir haben schon die eine oder andere Überraschung gesehen, die größte war sicherlich Sebastian Vettel, der die Bedingungen genutzt hat. Ansonsten war es in Bezug auf die Leistung der Fahrer und Teams schon ähnlich zu dem, was wir auch vom Trockenen gewohnt sind."

Ob es morgen trocken oder nass sein wird, weiß natürlich noch niemand: "Es gibt nicht eine Wettervorhersage, es gibt verschiedene Wettervorhersagen. Wir gehen davon aus, dass es ein Regenrennen werden wird. Es soll zwar im Verlauf des Tages aufhören zu regnen, wir haben jedoch heute im Qualifying gesehen, dass die Strecke innerhalb von einer Stunde nicht abgetrocknet ist, selbst als die Fahrer 20 Runden gefahren waren."

"Deswegen gehen wir morgen zumindest von einer feuchten Strecke aus", fährt der Deutsche fort. "Zudem soll am Abend wieder Regen einsetzen. Wir erwarten außerdem unterschiedliche Rennstrategien und deswegen ein sehr spannendes Rennen. Es wird sich zwischen einem und drei Stopps bewegen. Ich glaube nicht, dass alle dasselbe tun."

Obwohl man mit einer feuchten Strecke rechnet, heißt das aber nicht gleich, dass das BMW Sauber F1 Team auf ein Regensetup gesetzt hat: "Es ist so, dass wir Regen in Betracht gezogen haben, wir haben jedoch kein spezifisches Regen-Setup, das im Trockenen nicht funktionieren würde."

Dass die Anzahl der Boxenstopps variieren könnte, hat laut Theissen mehrere Gründe: "Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Die Boxengasse ist sehr, sehr lang, das führt tendenziell zu weniger Boxenstopps. Auf der anderen Seite spielt das Wetter eine entscheidende Rolle. Wenn es abtrocknet, dann wird man nicht in der Lage sein, mit nur einem Stopp das Rennen zu bestreiten. Auch da wird man morgen flexibel sein müssen."

Reifenverschleiß sei jedoch höchstens im Nassen ein Thema. "Ansonsten wird der Reifenverschleiß nicht so sehr differieren, dass man mehr oder weniger Stopps durchführt." Und - man kalkuliert kein erhöhtes Risiko einer Safety Car-Phase ein, obwohl es regnen könnte: "Normalerweise ist das Risiko dann höher, aber auf dieser Strecke schätzen wir die Gefahr einer Safety Car-Phase jedoch gering ein, da die Strecke relativ breit ist. Aber bei Regen ist alles möglich."

Gespannt ist Theissen auch darauf, zu sehen, wie sich der Kampf an der Spitze entwickeln wird: "Heute war McLaren-Mercedes einen Tick stärker, aber wenn Ferrari nur für zwei oder drei Runden mehr Benzin an Bord hat, dann sieht die Rechnung schon wieder ganz anders aus. Das müssen wir morgen im Rennen sehen."

Und kann man im Rennen vielleicht der rot-silbernen Fraktion etwas näher kommen? "Auf Basis der Zeitunterschiede im ersten und zweiten Qualifying-Teil kann ich mir schon noch vorstellen, dass da etwas geht. Im dritten Durchgang war der Abstand größer, nun werden wir morgen sehen, ob es an der Strategie liegt und natürlich auch, ob wir eine Chance haben, da vorne rein zu stechen."

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