• 15.11.2006 22:29

Die französische Revolution in der Königsklasse

Vom Einstieg in die Formel 1 im Jahre 1997 über das Comeback bis zum Abschied Ende der Saison 2006 - ein Blick auf Michelins Erfolgsstory

(Motorsport-Total.com) - Der Newcomer mischte die Königsklasse auf: Beim ersten Anlauf in der Formel 1 entwickelte sich Bibendum - das Markenzeichen von Michelin - schnell zum Siegertypen. Bereits ein halbes Jahr nach dem Einstieg gelang dem Reifenhersteller der erste Grand-Prix-Erfolg - der Anfang einer neuen Ära in der Formel 1. Bis zum Ausstieg zum Saisonende 1984 gewannen Partner der Experten aus Clermont-Ferrand 59 Rennen und fünf WM-Titel.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Die Michelin-Reifen werden kommendes Jahr nicht mehr in der Boxengasse liegen

Beim Großen Preis von England am 16. Juli 1977 war es soweit: Michelin feierte gemeinsam mit Renault sein Formel-1-Debüt. Doch der Anfang verlief problematisch, denn die aufgeladenen Sechszylinder der gelben Werksrennwagen erwiesen sich noch als sehr unzuverlässig. Der Renault RS01 von Jean-Pierre Jabouille schied in Silverstone bereits nach 16 Runden aus. Welches Potenzial im Paket Renault-Michelin steckte, zeigte sich zunächst nur im Qualifying - wie bei Platz zehn im niederländischen Zandvoort.#w1#

Der schnelle Weg nach vorn: Die ersten Siege von Michelin

Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier war in der letzten Formel-1-Saison nicht mehr dabei Zoom

"Ich habe ihn einfach gefragt, ob er den Chefeinkäufer von Fiat kennt ..." So wechselte Ferrari 1978 ins französische Reifenlager - ein Schritt, den die Scuderia nie bereuen musste: Bereits beim zweiten Saisonlauf - dem Grand Prix von Brasilien - holte Carlos Reutemann den ersten Sieg für Michelin in der Königsklasse. Im Laufe der Saison fuhr das italienische Traditions-Team vier weitere Siege ein - genug für Platz zwei in der Konstrukteurs-WM. Die Weichen in Richtung Erfolg waren gestellt.

Dass sich die Michelin Pneus so schnell durchsetzten, lag vor allem an einer richtungweisenden Innovation: der Radial-Reifentechnologie. Mit seiner stabileren Struktur erlaubte der Radialpneu nicht nur höhere Kurvengeschwindigkeiten, sondern übertrug auch in Längsrichtung höhere Beschleunigungskräfte.

Eigenschaften, die schnell große Bedeutung erlangten: Die aufkommenden "Wing Cars" konnten die Vorteile ihres gesteigerten Anpressdrucks besser umsetzen. Zudem sollten die Motorleistungen dank des Siegeszugs der von Renault eingeführten Turbomotoren in den folgenden Jahren geradezu explodieren - auch dies spielte dem Radialreifen in die Hand. Trotz des Verbots der Turbo-Technologie bewährte sich die von Michelin eingeführte Konstruktion weiter. Der Radialreifen stellt bis heute den Stand der Technik in der Königsklasse dar.

An der Spitze: der Gewinn der ersten Weltmeisterschaft

Michelin-Motorhome

Das Bibendum ist das Markenzeichen von Michelin Zoom

Die Saison krönte der Reifenspezialist mit einem erinnerungswürdigen Dreifachsieg - und das ausgerechnet auf heimischem Boden: Beim Grand Prix von Frankreich gewann Jean-Pierre Jabouille für die Marke mit der Rhombe erstmals ein Formel-1-Rennen. Währenddessen lieferte sich René Arnoux im zweiten Renault mit Villeneuve ein legendäres Duell um den zweiten Rang, das als absoluter Klassiker in die Historie dieses Sports einging. Der Ferrari-Star behielt die Oberhand.

Das Maß der Dinge: Michelin rüstet zeitweise das ganze Starterfeld aus

Auch 1980 blieb Michelin eine Siegermarke und feierte gemeinsam mit den Renault-Piloten Arnoux und Jabouille vier Siege. Ein Jahr später rüstete der Konzern aus Clermont-Ferrand für drei Grands Prix sogar sämtliche Formel-1-Teams aus, nachdem sich ein Wettbewerber zeitweise vom Rennbetrieb zurückgezogen hatte.

Auch nachdem mehrere Konkurrenten wieder eingestiegen waren, fuhr Michelin weitere Erfolge ein und kam am Ende der Saison auf 13 Siege in 15 Rennen. Den Weltmeistertitel des Jahres 1981 sicherte sich Brabham-Pilot Nelson Piquet - eine WM-Krone, an der der Reifenhersteller zwar maßgeblich beteiligt war, allerdings nie für sich beanspruchte.

1982 erzielte Michelin elf Pole Positions, gewann acht Rennen - und schrammte trotzdem am Konstrukteurs-Titel vorbei. McLaren-Fahrer John Watson kam über die Vize-Weltmeisterschaft nicht hinaus. Dafür revanchierten sich im Folgejahr zwei Michelin Stars mit einem spannenden Kampf um die Meisterschaft: Das packende Duell zwischen Brabham-Fahrer Piquet und dem aufstrebenden Renault-Ass Alain Prost entschied der brasilianische Routinier für sich. Michelin schloss die Saison mit neun gewonnenen Grands Prix ab, die größtenteils auf die Konten der beiden Kontrahenten gingen.

Das Ende einer Ära: Michelin tritt als Weltmeister ab

Den Höhepunkt in der ersten Phase des französischen Reifenherstellers in der Formel 1 markierte jedoch das Jahr 1984: Mit Niki Lauda und McLaren sicherten sich erneut zwei Michelin Partner die Titel in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM. In seiner vorerst letzten Saison im Grand Prix-Sport gewann das Familienunternehmen 14 von 16 Rennen. Damit blickte Michelin auf 59 Siege bei 111 Teilnahmen zurück - eine Erfolgsquote von mehr als 50 Prozent. Die Radialreifen-Technologie hatte sich endgültig durchgesetzt. Alle Fragen waren beantwortet: Michelin sagte der Formel 1 vorläufig Ade.

Fernando Alonso

Zusammen mit Alonso und Renault gewann Michelin 2006 erneut beide Titel Zoom

Folgen Sie uns!