• 07.06.2006 11:56

Deutsche mit gemischten Vorzeichen nach Silverstone

Michael Schumacher muss sich auf ein Wochenende voll unangenehmer Fragen einstellen, während sich die übrigen Deutschen auf Silverstone freuen

(Motorsport-Total.com/sid) - An der Stätte seiner bittersten Stunden erwartet Michael Schumacher die Hölle, doch ausgerechnet beim Klassiker in Silverstone will der siebenfache Formel-1-Weltmeister die beißende Kritik an seinem "Parkmanöver" von Monaco mit einem glorreichen Sieg vergessen machen und so endgültig die Jagd auf Weltmeister Fernando Alonso eröffnen: "Wir fahren nach Silverstone, um zu gewinnen. Wir müssen Boden gutmachen und wollen damit in England beginnen", erklärte der 37-Jährige nach den Erfolg versprechenden Testtagen in der Vorwoche in Barcelona.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Augen zu und durch: In Silverstone hat Michael Schumacher nicht viele Freunde

Ex-Weltmeister Niki Lauda macht aber keinen Hehl daraus, "dass die WM für Michael gelaufen ist, wenn er jetzt gegenüber Alonso nicht kräftig punktet." Doch selbst 21 Punkte Rückstand auf den in der WM-Wertung führenden Renault-Piloten sind für den Ferrari-Star nach sieben von 18 Rennen längst noch kein Grund zum Resignieren. Im Gegenteil: "Die WM ist noch absolut offen. Alles wird sich darum drehen, wer bei den Weiterentwicklungen besser vorankommt", meinte "Schumi" und fügte hinzu: "Und in diesem Bereich sehen wir bei Ferrari traditionell gut aus."#w1#

Schumacher in der Gunst der Briten wieder gesunken

"Ich fahre immer gerne in Silverstone." Michael Schumacher

Trotz des demonstrativ zur Schau getragenen Optimismus könnte auf Schumacher ("Ich fahre immer gerne in Silverstone.") auf und rund um den Traditionskurs aber die Hölle erwarten. Wegen seines einst mit harten Bandagen geführten Duells mit dem Engländer Damon Hill ist der Deutsche ungeachtet seiner drei Silverstone-Siege auf der Insel seit jeher unbeliebt. Da passt es ins (Feind-)Bild, dass Schumacher 1994 wegen eines verbotenen Überholverbots in der Aufwärmrunde sogar die schwarze Flagge gesehen hatte und wegen des Ignorierens eben dieser für zwei Rennen gesperrt worden war.

Die Verachtung der Briten steigerte sich nach den Vorfällen von Monte Carlo vor anderthalb Wochen noch einmal, als Schumacher mit seiner "Straßensperre" die Konkurrenz behinderte und ans Ende des Feldes verbannt wurde. "Schumacher hat bewiesen, dass er der größte Antiheld in der Geschichte der Formel 1 ist", urteilte die seriöse 'Times' ungewohnt kritisch und bereitete das Feld für das Rennen in der Höhle des Löwen.

Schumacher bleibt trotz der ungünstigen Vorzeichen zumindest äußerlich gelassen und hat auch seinen schweren Unfall in Silverstone von 1999 längst verarbeitet. Damals erlitt der Kerpener mehrere Beinbrüche und musste monatelang pausieren. Schumacher: "Da denkt man nicht mehr dran - außer, wenn die Fragen von außen immer wieder kommen."

Fahrergewerkschaft bittet Schumacher am Freitag zum Rapport

"Ich setze auf Deutschland als Fußball-Weltmeister." Michael Schumacher

Ob der Hobbykicker ausgerechnet im Mutterland des Fußballs den WM-Auftakt der deutschen Mannschaft am Freitagabend gegen Costa Rica verfolgen kann, steht noch in den Sternen. Schumacher ("Ich setze auf Deutschland als Weltmeister.") wurde wegen seines Manövers in Monaco von der Fahrergewerkschaft 'GPDA' zum Rappott bestellt - am Freitagnachmittag.

Nach dem Wechselbad der Gefühle in Monaco mit dem Ausfall von Kimi Räikkönen und dem zweiten Platz von Juan-Pablo Montoya hofft auch McLaren-Mercedes auf den ersten Saisonsieg in der Grafschaft Northamptonshire: "Silverstone ist für unser Team ein Heim-Grand-Prix wie der Nürburgring oder Hockenheim. Wir hoffen, nach unseren Testfahrten in Barcelona einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben", betonte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Auch für BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld ist Silverstone kein Rennen wie jedes andere: "Dort gibt es viele sehr gut informierte Fans, echte Motorsportenthusiasten. Sie sind weniger auf Personen fixiert, sondern vom puren Sport begeistert", stellte "Quick Nick" fest, dessen Team in fünf der sieben bisherigen Rennen punktete. Hoffnung auf ein "paar Zähler" machen sich auch Nico Rosberg im Williams und Ralf Schumacher im Toyota.