Lauda und Williams unterschiedlicher Meinung über Button

Während Niki Lauda nicht glaubt, dass Jenson Button jemals Weltmeister wird, kann sich dies dessen Ex-Teamchef Frank Williams sehr wohl vorstellen

(Motorsport-Total.com) - Wenige Tage vor dem Grand Prix von Großbritannien gibt es auf der Insel nur ein Thema: Wann gewinnt Jenson Button endlich sein erstes Formel-1-Rennen und wird er irgendwann einmal Weltmeister? Unsere Kollegen vom 'Guardian' baten im Rahmen eines Pro-und-Contra-Artikels Niki Lauda und Frank Williams um ihre Meinung.

Titel-Bild zur News: Jenson Button schaut auf den Zeitenmonitor

Ist Button ein Weltmeister oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander...

Lauda glaubt nicht unbedingt an Button als zukünftigen Superstar: "Im Moment sehe ich in Jenson keinen kommenden Weltmeister, aber er kann sich zweifellos noch verbessern und aus seinen gegenwärtigen Leistungen lernen", so der Österreicher. "Ich glaube einfach, dass Alonso und Räikkönen schneller sind als er. Wenn er genauso gut sein will wie die beiden, muss er konstant um drei Zehntelsekunden schneller sein als Barrichello. Das hat er bisher nicht geschafft."#w1#

Lauda sieht in Button keinen Weltmeister

Der dreifache Weltmeister von 1975, 1977 und 1984 wollte sich bisher mit seinen Einschätzungen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, sieht nun aber im Stallduell zwischen Button und Barrichello einen interessanten Referenzwert, denn Barrichello fuhr in den vergangenen Jahren an der Seite von Michael Schumacher. Laut Milchmädchenrechnung kann man daher nun Button indirekt mit dem siebenfachen Weltmeister vergleichen.

"Am Saisonbeginn war Rubens enttäuschend", gab Lauda zu Protokoll, "aber ich habe mitbekommen, dass er Probleme mit den Bremsen hatte. Er hat auch ein bisschen Zeit gebraucht, um das Maximum aus der Traktionskontrolle herauszuholen. Jenson war am Anfang also schneller, aber in den vergangenen drei Rennen hat sich das Blatt gewendet. Rubens scheint nun im Qualifying schneller zu sein, was mir merkwürdig erscheint."

Williams würde Button noch immer nehmen

Williams, der Button 2000 nach einem Shootout gegen Bruno Junqueira in die Königsklasse des Motorsports geholt hat, ist anderer Meinung: "Sollte mir der Weihnachtsmann Jenson jemals in Geschenkspapier unter den Baum legen, würde ich mich sehr freuen", so der Brite. "Jenson ist ein toller Fahrer, der Rennen gewinnen und Weltmeister werden kann. Er macht fast nie Fehler, hat eine sensationelle Fahrzeugbeherrschung und spielt in Sachen Talent fast in Michael Schumachers Liga."

"2000 war mir vom ersten Moment, als er eines unserer Autos fuhr, klar, dass Jenson etwas Außergewöhnliches ist." Frank Williams

"2000 war mir vom ersten Moment, als er eines unserer Autos fuhr, klar, dass Jenson etwas Außergewöhnliches ist", fügte der Brite an. "Ich wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er Ende 1999 in Barcelona ein Formel-1-Auto des Prost-Teams testete. Von da an war klar, dass er ein viel versprechendes Talent sein könnte, und von da an dachten wir bei Williams ernsthaft darüber nach, ihn für 2000 zu testen."

Button absolvierte dann eine solide, wenn auch nicht überragende Premierensaison in der Formel 1, ehe er von Williams überraschend vor die Tür gesetzt wurde. Der Rennstall stand nämlich vor einem Dilemma: Einerseits hatte Ralf Schumacher noch einen Vertrag, andererseits war man sich auch mit Juan-Pablo Montoya einig. Williams hätte seinen Landsmann zwar liebend gerne behalten, hatte aber kein Cockpit frei und musste ihn daher zu Benetton ziehen lassen.

"Buttongate" ist längst vergeben und vergessen

Im Sommer 2004 und 2005 dockte der heutige Honda-Pilot dann jeweils per Unterschrift bei Williams an, nur um es sich später wieder anders zu überlegen - die Wechselaffäre "Buttongate" hielt die Medien in der Folge wochenlang auf Trab. Schlussendlich kaufte sich Button um eine kolportierte Summe von 15 Millionen Euro, die er in Raten überweisen muss, aus seinem Williams-Abkommen aus. Gleichzeitig ging er eine langfristige Bindung mit Honda ein.

Dennoch: "Ich bin auch persönlich ein großer Bewunderer von Jenson", teilte Williams abschließend mit. "Wir hatten im Vorjahr eine Meinungsverschiedenheit, ob er zu uns zurückkommen sollte oder nicht, aber was mich betrifft, ist diese Angelegenheit inzwischen längst vergessen. Ich hoffe, dass Jenson das genauso sieht, auch wenn er sicher der Meinung ist, dass wir sehr, sehr harte Verhandlungspartner waren..."