• 07.04.2002 15:41

Der Mythos Nürburgring lebt

Während die Formel 1 erst seit 1984 auf dem Nürburgring fährt, feiert die Nordschleife in diesem Jahr ihr 75. Jubiläum

(Motorsport-Total.com/dpa) - Rüstig und gerüstet für die Zukunft geht der Nürburgring in sein Jubiläumsjahr. 75 Jahre wird die legendäre Rennstrecke 2002 alt, doch in die Jahre gekommen ist der "Ring" nicht: Der Mythos lebt. Mit Stolz blicken das Land Rheinland-Pfalz und der Landkreis Ahrweiler als Anteilseigner der Nürburgring GmbH auf den Kurs in der Eifel. "Der Nürburgring wird weiter einer der wichtigsten zukunftsorientierten Standorte in Rheinland-Pfalz sein. Er ist der Werbeträger Nummer eins des Landes", sagte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bei der Geburtstagsfeier vor mehr als 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport. Besonders stolz ist Landesvater Beck, dass die staatliche Mitgift gut angelegt wurde. "Zuschüsse sind seit 1998 nicht mehr nötig, die Nürburgring GmbH trägt sich selbst", erklärte er.

Titel-Bild zur News: Nürburgring

Der Europa-Grand-Prix findet dieses Jahr am 23. Juni auf dem Nürburgring statt

Der Eifelkurs hat eine bewegte und bewegende Vergangenheit. Am 18. Juni 1927 fiel der erste Startschuss auf der "Ersten Deutschen Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke", die im strukturschwachen Eifelraum für wirtschaftliche Belebung sorgte. Die Automobilindustrie nutzt die 89 Links- und 85 Rechtskurven zur Erprobung technischer Innovationen. Die "Großen Preise" auf der Nordschleife, für die Ex-Weltmeister Jackie Stewart den Ausdruck "Grüne Hölle" prägte, begründeten den weltweiten Ruf als schönste und schwierigste Rennstrecke der Welt, die auch die Geburtsstunde der Silberpfeile von Mercedes erlebte.

Der 1. August 1976 gilt als einschneidendes Datum. Exakt um 14:23 Uhr und 55 Sekunden verlor der Österreicher Niki Lauda am Streckenabschnitt Bergwerk die Kontrolle über seinen Formel-1- Boliden. Der Ferrari fing Feuer und Lauda verdankte seinen beherzt zupackenden Kollegen sein Leben. Die Formel 1 kehrte nie wieder auf die Nordschleife zurück. Das 24-Stunden-Rennen für Tourenwagen hält die Tradition aufrecht.

1984 wurde der Nürburgring eingeweiht

Das Ende der Formel 1 auf dem Eifelkurs war nicht das Ende des Nürburgrings. Die Industrie hielt die Treue und die sprichwörtliche Sturheit der Eifeler sorgte für den Neubau der heutigen Grand-Prix-Strecke. Am 12. Mai 1984 folgte die Einweihung der "sichersten Rennstrecke der Welt", seit 1995 gastiert die Formel 1 wieder langfristig am Nürburgring.

In den vergangenen acht Jahren wurden insgesamt 100 Millionen Euro in neue Boxenanlagen mit Start- und Zielturm sowie Pressezentrum investiert. In diesem Jahr entsteht für 7,5 Millionen Euro direkt nach der Start- und Zielgeraden ein neuer Streckenabschnitt, der die Grand-Prix-Strecke von 4,556 auf 5,144 Kilometer verlängert. Bundeskanzler Gerhard Schröder will die "Mercedes Arena" beim Formel-1-Rennen am 23. Juni feierlich eröffnen.

Jährlich kommen fast zwei Millionen Menschen in die Eifel

Doch der Nürburgring ist mehr als eine Rennstrecke. Der Spagat hin zum Freizeit-Zentrum ist gelungen und lockt heute fast zwei Millionen Menschen in die Eifel. Erlebniswelt, Go-Kart-Bahnen, Rennfahrerschulen, das Fahrsicherheitszentrum und die Möglichkeit, mit dem eigenen Fahrzeug die Nordschleife zu umrunden, sind Anziehungspunkte. Auch das Open-Air-Musik-Festival "Rock am Ring" ist aus dem umfangreichen Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken.

Die Region lebt von und mit dem Nürburgring, der allein mit dem Formel-1-Rennen einen Bruttoumsatz von über 100 Millionen Euro und einer Nettowertschöpfung von rund 15 Millionen Euro sorgt. "Der Nürburgring ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Er besitzt ungeheures Potenzial, ein unschlagbares Image und gehört zu den bekanntesten Markenartikeln in Deutschland", sagte GmbH- Hauptgeschäftsführer Walter Kafitz.