Der Mittlere Osten als Rettungsanker in der Euro-Krise?
Über kurz oder lang dürfte die Euro-Krise auch der Formel 1 zusetzen, doch die Teamchefs zeigen sich noch relativ entspannt
(Motorsport-Total.com) - Die Eurozone befindet sich im wirtschaftlichen Abschwung, womöglich steht sie sogar schon am Rande einer Rezession. Für die Formel-1-Teams bedeutet dies, dass sie sehr wachsam sein müssen, denn die meisten Unternehmen streichen zunächst ihre Marketing-Budgets zusammen, und damit auch Sponsorings.

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Die Teamchefs geben sich in der Euro-Krise noch entspannt
Einige der Teams besitzen bereits Geldgeber aus anderen Teilen der Erde, allen voran aus dem Mittleren Osten, und könnten so in den kommenden Monaten oder Jahren über etwas mehr Stabilität verfügen - vorausgesetzt, die Krisen in Europa und Amerika weiten sich nicht aus und werden zum Flächenbrand.
"Ich verfüge nicht über ausreichend Wissen darüber, wo das Geld langfristig herkommen wird", gibt Teamchef Frank Williams zu. "Ich glaube, dass es immer noch aus Europa kommen wird, denn der Sport ist in Europa beheimatet. Die meisten Leute, die sich ihn anschauen, sind aus Europa."
Um die kleineren Teams in der Formel 1, die nicht einmal sportliche Erfolge vorweisen können, sorgt sich der Brite nicht: "Jene, die hinter mir liegen, vor mir gegangen und nach mir gekommen sind, sind sehr talentiert darin, das Geld zu riechen. Es wird immer Geld geben, um ihre Teams im Geschäft zu halten. Ihre Entschlossenheit innerhalb dieser Teams ist grenzenlos."
Auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn geht davon aus, dass "die Teams Lösungen finden werden": "Wir arbeiten ja auch hart an der Einschränkung der Ressourcen, und wenn wir es tun müssen, dann können wir das sogar noch weiter verschärfen, wenn wir sehen, dass es gerechtfertigt ist. Die Teams lassen sich absolut nicht unterkriegen, wir werden unsere Kleidung an das Klima anpassen."
"Meiner Meinung nach ist das nicht nur in der Formel 1 ein Thema", ergänzt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Die Welt entwickelt sich, verändert sich, und die Formel 1 ist ein weiteres Unternehmen, das sich anpassen oder versuchen muss, die Veränderungen vorherzusehen, um nicht der Letzte zu sein, der in einem neuen Markt mit neuen potentiellen Interessenten ankommt."
"Wir waren eines der ersten Unternehmen, welche die Möglichkeit hatten, Investitionen aus diesem Gebiet zu erhalten, und wir schauen uns nun auch in den anderen Teilen der Welt um. Denn wir als Ferrari verfügen über ein Geschäft, das sich nicht nur um die Formel 1 dreht. Vor allem sind wir ein Automobilhersteller, der in verschiedenen Gebieten der Welt Autos verkauft."
"Im Moment ist dies mit Sicherheit eines der wichtigsten Gebiete, das über Zukunft verfügt. Und es ist wichtig, dass wir in der Formel 1 dieser neuen Welt Aufmerksamkeit zukommen lassen. Die Formel 1 hat generell gesprochen großartiges Potenzial, und muss wie alle anderen Sportunternehmen im Voraus reagieren, um sicherzustellen, dass wir die Marke nutzen, über die wir im Moment verfügen."
Laut McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh ist es "für jedes Team unglaublich hart, die Gelder zu finden, um Rennen zu fahren". "Wir, oder die Welt, haben eine Krise durchgemacht, die Formel 1 hatte Ende 2008 und zu Beginn von 2009 eine Krise. Honda, Toyota und BMW stiegen zu einem kritischen Moment für die Weltwirtschaft aus."
"In gewisser Weise haben jene, die zu dieser Zeit involviert waren, das Beste aus der Formel 1 herausgeholt. Denn wir haben in der Krise alle gut reagiert. Vielleicht sind wir im Moment alle etwas zu wohlhabend - oder zumindest einige der Teams -, und eine kleine Krise mag einige sich darauf fokussieren lassen, was wir zusammen zu tun haben."
Williams, der in den 1980er Jahren als erstes Formel-1-Team Unterstützung aus dem Mittleren Osten genoss, glaubt an eine nachhaltige Zusammenarbeit mit der Region: "Das kann meiner Meinung nach lange Zeit anhalten, denn die Menschen, welche in diesem Gebiet leben, wollen Teil der gesamten Welt sein, und sie sind sicherlich größtenteils wohlhabend."
"Sie lieben es sehr zu reisen, sie wollen von allen die Besten sein, und ich denke, dass sie immer versuchen wollen, zu demonstrieren, dass sie das beste Rennen der Welt veranstalten können. Der Enthusiasmus wird hier für viele weitere Jahre vorhanden sein."

