• 26.03.2008 10:47

  • von David Pergler

Der Große Preis von Malaysia aus Satos Augen

Nicht nur vorne geht es heiß her, auch im schwächsten Auto sitzend kann ein Grand Prix sehr spannend sein - Takuma Sato erzählt von seinem Rennen

(Motorsport-Total.com) - Es war klar, dass das finanziell gebeutelte Team Super Aguri in Malaysia keine Bäume ausreißen konnte. Dennoch hat die kleine, sympathische Truppe um Teamchef Aguri Suzuki das Beste aus ihren Möglichkeiten gemacht und wo Geld fehlt, muss man es mit Leidenschaft und Einsatz wieder ausgleichen. Für den japanischen Rennstall war das Rennen von Malaysia eine Testfahrt, wo man endlich neue Erkenntnisse über das kaum getestete Auto gewinnen konnte.

Titel-Bild zur News: Takuma Sato, Nico Rosberg

Ein heißes Duell auf der Piste: Takuma Sato gegen Nico Rosberg

Takuma Sato, der bereits Podestplätze erringen und vergangenes Jahr in Kanada Fernando Alonso im McLaren-Mercedes auf der Strecke überholen konnte, muss nun wieder die Zähne zusammenbeißen - sein einziger Rivale auf Augenhöhe ist sein Teamkollege Anthony Davidson. Kann denn so ein Rennen überhaupt Spaß machen? Es kann, wie der Japaner auf seiner Homepage erzählt.#w1#

"Man weiß nie, was in Melbourne passieren kann, weil auf einem Straßenkurs so viele Dinge passieren können und es das Eröffnungsrennen der Saison ist. Sepang ist da mehr vorhersehbar. Es ist eine sehr sanfte Piste, flach, mit vielen langen Kurven und die Performance des Autos ist klarer zu sehen. Aber nach Melbourne hatten wir viel mehr Verständnis über die Autos und ich habe mich sehr auf Malaysia gefreut", erklärt der 31-Jährige.

Am Freitag hat das Team im Training sein Standardprogramm durchgezogen: "Wir haben die beiden unterschiedlichen Reifentypen miteinander verglichen und haben gesehen, wie das Auto auf dieser Strecke darauf reagiert. Ich war nicht besonders zufrieden mit der Balance, das Handling hat sich von langsamen zu schnellen Kurven dramatisch verändert. Wenn der nächste Rivale 1.5 Sekunden von dir weg ist, muss man etwas unternehmen", so Sato über den wenig verheißungsvollen Beginn.

Das Team musste die Ärmel hochkrempeln und improvisieren: "Anstatt herum zu tunen haben wir für Samstag einen drastischen Setupwechsel vorgenommen. Wir haben das ganze Auto versteift. Das war eine gute Test-Session und ich habe eine Qualifying-Simulation absolviert", erklärt der Super-Aguri-Pilot. "Es war gut zu sehen, wie wir wieder allmählich auf Geschwindigkeit kamen."

Sato beeindruckte im Qualifying

Wie in Melbourne wuchs Sato im Qualifying über sich hinaus und schlug nicht nur seinen Teamkollegen, sondern auch einen Wagen eines wohlhabenderen Rennstalls, den Force India von Adrian Sutil. Die Strafe des Williams-Piloten Kazuki Nakajima schob den Japaner schlussendlich auf Startplatz 19, was bei Sato für eine entspannte Mine sorgte: "Ich war sehr zufrieden. Zu Beginn war die Strecke noch recht 'grün' und das Auto rutschte viel zu sehr umher, aber beim letzten Run habe ich wirklich alles aufgestemmt und der Wagen lief problemlos. Es hat Spaß gemacht, sein Bestes zu geben und den Wagen eines anderen Teams zu schlagen, war ein Bonus."

Am Start verging die ganze Herrlichkeit wieder - das hatte mehrere Gründe. Zum einem scheinen die Starts nicht gerade die große Stärke des SA08 zu sein, weiterhin wurde der sonst gerne spektakulär und risikoreich fahrende Sato darauf instruiert, das Auto um jeden Preis ins Ziel zu bringen und das Rennen nicht in der ersten Kurve weg zu werfen. So kam es, dass der Japaner nach der ersten Runde nur noch vor Davidson auf Platz 21 zurückkehrte.

Kampf gegen Fisichella und Rosberg

"Unsere Priorität bestand darin, einfach ins Ziel zu kommen und einen vernünftigen Start hinzulegen. Es ist ganz klar: Wir müssen unsere Starts mehr einüben. In der ersten Kurve bin ich es vorsichtig angegangen und habe einfach Alles und Jeden vermieden. Die erste Runde war nicht wirklich mein Stil, aber so ist das eben nun mal. Es gibt Zeiten, wo man sich einer solchen Strategie bedienen muss", erklärt der 31-Jährige.

Überraschenderweise konnte Sato das Tempo seiner Vorderleute mitgehen: "Ich war vergnügt, als ich mich einfach an diesen Zug angehängt habe. Die Balance war nicht allzu schlecht. Ich bin auf den weichen Reifen ins Rennen gegangen, nach einem sintflutartigen Regen am Samstag Abend waren die Streckenbedingungen überraschend gut. Das GP2-Rennen hat noch schön Gummi hinterlassen und ich hatte eine Chance, zu sehen, wie sich das Autos auf dem Weg in die Startaufstellung verhält."

Im ersten Stint kämpfte Sato noch gegen Giancarlo Fisichella, bevor hinter ihm Williams-Star Nico Rosberg auftauchte, der sich zwischenzeitlich eine neue Nase abholen musste. Sato vor Rosberg - das gefiel dem Japaner natürlich ungemein: "Im zweiten Stint hat sich das Auto ebenfalls gut angefühlt. Ich habe Nico für einige Runden hinter mir halten können. Als ich die Strecke nach meinem Boxenstopp wieder betrat, war er genau hinter mir."

Doch lange konnte er den in Wiesbaden geborenen Sohn von Keke Rosberg nicht hinter sich halten: "Schließlich hat er mich in der letzten Kurve des Kurses überholt. Es gab keine Gelegenheit, die Tür zuzumachen, aber ich habe spät gebremst und habe außen genug Platz gelassen. Ich hoffte, ihn auf der Außenseite halten zu können.

Ziel erreicht - Mission erfüllt

Takuma Sato

Im Ziel musste sich Takuma Sato gegen Anthony Davidson geschlagen geben Zoom

"Insgesamt lief es gut", so Sato weiter. Doch dann sollte eine kurze Schrecksekunde folgen: "Die Rundenzeiten wurden immer besser, leider geriet ich in der schnellen Passage etwas weit nach außen, habe ein paar Steinchen aufgesammelt und es war ein ziemlicher Schock, das Auto wie auf einer Eisbahn umherrutschen zu sehen. Ich musste durch den Kies durch. So habe ich etwas Zeit und eine Position eingebüßt. Ich bin sofort wieder in Fahrt gekommen und habe Anthony wieder eingeholt, aber es war nahezu unmöglich, das identische Auto mit einer identischen Spritlast zu überholen."

Im letzten Stint auf harten Reifen unterwegs hatte Sato Mühe, anzugreifen, weil er pausenlos schnelleren Autos ausweichen musste, das kostete wertvolle Zeit: "Ich hatte etwas Mühe mit dem Handling, das Auto litt ziemlich an Untersteuern und in jeder Runde gab es Verkehr. Ich musste eine ganze Reihe schnellerer Autos durchlassen, die fuhren dann in die Box und lagen dadurch schon wieder hinter mir. Oftmals habe ich so die schnelleren Autos zweimal gesehen. Es war sehr zäh, weil meine Reifen fortwährend an Temperatur verloren, während ich sie vorbeiließ. Schließlich konnte ich noch einige gute Runden in den Asphalt brennen, aber es war einfach zu spät."

So überquerte Sato als vorletzter vor seinem Landsmann Nakajima, aber hinter seinem Teamkollegen Davidson die Ziellinie. Doch immerhin haben beide Wagen durchgehalten. Für Bahrain erwartet der Super-Aguri-Pilot eine ähnliche Performance seines Wagens: "Es war gut, das Rennen beendet zu haben und wir haben wirklich wertvolle Daten sammeln können. In Bahrain erwarten wir nicht allzu viel, weil unser Auto die aktuelle Spezifikation beibehält. Wir müssen sehen, was wir ausrichten können. Wir verstehen das Auto wieder etwas besser und Bahrain hat andere Charakteristiken, als Sepang. Hoffentlich wird es dort besser."