• 17.10.2006 13:00

Der große Irrtum des Ron D.

Ex-Mercedes-Mitarbeiter Gerd Krämer enthüllt, warum es nur an Ron Dennis lag, dass Michael Schumacher nie im "Silberpfeil" saß

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang war es der Traum vieler deutscher Formel-1-Fans, Michael Schumacher und Mercedes gemeinsam auf Titeljagd gehen zu sehen. Dazu kam es jedoch nie, weil man es in Stuttgart verabsäumt hat, das Supertalent am Beginn seiner Karriere langfristig zu binden - erst kam ein gewisser Flavio Briatore dazwischen, dann Ferrari.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Michael Schumacher

Ron Dennis (links) traute Michael Schumacher keine Formel-1-Karriere zu

Einer, der Schumachers Einstieg in die Formel 1 hautnah mitbekommen hat, war Gerd Krämer von Mercedes. Der Deutsche kannte und kennt den Grand-Prix-Sport in- und auswendig und wurde eines Tages beim Frühstück von Eddie Jordan angerufen. Der Formel-1-Teamchef hatte gerade das Problem, dass sein Stammfahrer Betrand Gachot nach einer Attacke gegen einen Taxifahrer inhaftiert wurde und daher in Spa-Francorchamps nicht fahren konnte.#w1#

Schumacher war im Sportwagen ein Star

"Gerd, was ist mit diesem Schumacher?" Eddie Jordan

"Jordan sagte: 'Ich suche händeringend einen Ersatzfahrer. Gerd, was ist mit diesem Schumacher? Ist er wirklich so gut? Ist er in der Lage, ausgerechnet auf dem extrem schweren Kurs von Spa sein Debüt in der Formel 1 zu geben? Kann ich ihm mein Auto anvertrauen?'", erinnerte sich Krämer in einem Beitrag für die 'Welt'. "Ich zögerte keine Sekunde: 'Ohne Probleme, Eddie!' - 'Dann bring mir den Jungen!', schloss Jordan."

Und weiter: "Wie wir heute wissen, war es der Start in eine einmalige Formel-1-Karriere. Keiner konnte das damals wissen. Es gab anerkannte Experten wie den McLaren-Teamchef Ron Dennis, die irrten. Dennis hatte ich schon zuvor vorgeschlagen, Michael einen McLaren-Rennwagen für die Formel 1 testen zu lassen. Ron winkte ab: 'Ich glaube nicht, dass Schumacher den Sprung vom Sportwagen in ein Formel-1-Auto erfolgreich schafft.'"

Ecclestone wollte Schumacher bei Mercedes sehen

"Dieser Wunsch deckte sich mit den Interessen von Bernie Ecclestone." Gerd Krämer

"Gott sei Dank hatte Ron nicht Recht, aber ich frage mich natürlich, wie die Formel-1-Landschaft der vergangenen 15 Jahre ausgesehen hätte, vor allem auch bei Mercedes, wäre Ron auf mein Angebot eingegangen", meinte er weiter. "Als Repräsentant von Mercedes-Benz ging es mir immer wieder um die Frage, wann ein potenzieller Weltmeister aus Deutschland auftreten würde - und dieser Wunsch deckte sich mit den Interessen des Chefvermarkters Bernie Ecclestone."

Wie wir heute wissen, hätte es nur einmal eine echte Chance für Mercedes gegeben, Schumacher unter Vertrag zu nehmen, nämlich vor der Saison 1996. Allerdings handelte sein Manager Willi Weber mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo einen absoluten Superdeal aus, der ihn später zum bestbezahlten Sportler aller Zeiten machen sollte. Anschließend stellte sich für den Superstar nie wieder die Frage, Ferrari zu verlassen...