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  • 03.01.2010 14:15

  • von David Pergler

Dennis: "Das ist der Preis, den ich zahle"

Ron Dennis gewährt Einblicke in seine Persönlichkeit und spricht offen über sein Umfeld und sein Image als humorloser, ehrgeiziger Perfektionist

(Motorsport-Total.com) - Vor acht Monaten trat mit Ron Dennis ein Stück Formel-1-Geschichte von der Motorsportbühne ab. In den späten 80ern und frühen 90ern hatte der Brite mit Ayrton Senna und Alain Prost eine Ära eingeläutet, die ihresgleichen sucht, bevor er mit Lewis Hamilton den jüngsten Formel-1-Weltmeister aus dem Hut zauberte. Dabei umgab McLaren und speziell Dennis stets die Aura des bedingungslosen Perfektionismus.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis: Totale Hingabe an McLaren, die spezielle Opfer verlangt

Nicht wenigen ist diese Eigenschaft des Briten als wenig sympathisch in Erinnerung geblieben, dem Rennstall aus Woking haftete stets der Ruf der klinischen Sauberkeit und Kälte an. Gleichzeitig ist Dennis auch ein Mann des Erfolgs - kein Teamchef hat je so viele Weltmeister hervorgebracht, wie der ehemalige McLaren-Boss.

Seinen Erfolg habe er nur seinem Perfektionismus zu verdanken, eine Eigenschaft, welche er bevorzugt im Renngeschäft ausgelebt hat, weswegen man seinen wahren Charakter verkennen würde. "Ich sehe die Formel 1 mit großer Zuneigung, sie hat mir ein großartiges Leben ermöglicht", erklärt Dennis gegenüber der 'Daily Mail'.

Dennis fühlt sich missverstanden

"Ich kann aber nicht an der Boxenmauer sitzen und ernst und fokussiert bleiben, ohne dass irgendein Kommentator in einem anderen Land sagt: 'Oh, schaut er nicht miesepetrig aus?'. Und diese Spinnerei pflanzt sich dann fort. Ich habe sehr viele lustige Seiten an meiner Persönlichkeit, aber wenn ich arbeite, dann arbeite ich."

"Ich habe sehr viele lustige Seiten an meiner Persönlichkeit, aber wenn ich arbeite, dann arbeite ich." Ron Dennis

"Ich bin schließlich verantwortlich, nicht nur für zwei Leben, die da draußen herumfahren, sondern auch für die ganze Firma. Wenn ich meine Gegner von anderen Teams beobachte, wie lächerlich bunt und verspielt sie sich dem Publikum präsentieren, frage ich mich 'Wie zur Hölle wollt ihr einen Grand Prix gewinnen?' Man schreibe mal die Namen aller Teamchefs der vergangenen zehn Jahre nieder und zähle jene, die mehr als fünf Rennen gewonnen haben", fährt Dennis fort.#w1#

"Das ist eine kurze Liste. Untersucht man das, stellt man fest, dass es absolut totale Hingabe braucht, um zu siegen. Man bezahlt diese Hingabe dann damit, dass die Leute die eigenen Motive und die Persönlichkeit völlig missverstehen. Das ist der Preis, den ich zahlen muss, aber ich kann deswegen trotzdem ruhig schlafen", zuckt der 62-Jährige mit den Schultern.

"Es macht mich krank, wenn ich sehe, dass Sachen nicht ordentlich gemacht werden. Die Liebe zum Detail ist das, was diese Firma groß gemacht hat", erläutert Dennis und fährt fort: "Ich weiß immer, was passiert. Es gibt Leute in unserer Firma, welche, und ich sage das ohne Stolz, Angst vor mir haben. Das liegt nur daran, weil sie mich nicht verstehen."

"Die Liebe zum Detail ist das, was diese Firma groß gemacht hat." Ron Dennis

Die Trennung von seiner Ehefrau Lisa war für den Erfolgsmenschen Dennis natürlich auch eine schwere Stunde, aber mittlerweile ist er darüber hinweg. Er hat sich ein Haus in London gekauft und genießt sein Leben: "Ich habe mein Leben geändert und mich wieder in einem sozialem Umfeld eingefunden, welches mich nicht als einen armen, kauzigen Alten betrachtet, sondern als jemanden, der sein Leben genießt. Meine Kinder sind nach wie vor meine Priorität, wenn sie draußen etwas unternehmen, versuche ich, dabei zu sein", so Dennis, der von sich behauptet, nicht mehr als zehn Freunde zu besitzen.