• 08.10.2012 19:16

  • von Dominik Sharaf

Defizit in Südkorea: Hoffen, bangen, bauen

Wie so viele Rennstreckenbetreiber klagen auch die Verantwortlichen in Yeongam über finanzielle Probleme, die der Bürger trägt - Profitiert die Wirtschaft?

(Motorsport-Total.com) - Südkoreas Steuerzahler blechen fleißig für den Grand Prix in Yeongam: In diesem Jahr rechnen die Organisatoren des Rennens, das am kommenden Wochenende stattfindet, mit einem Defizit in Höhe von 30 Milliarden Won (rund 20,5 Millionen Euro). Trotz des Rückzuges zweier Hauptsponsoren ist das die Hälfte des Verlustes, der noch 2011 zu beklagen war. Seit der Premiere vor zwei Jahren manifestiert sich ein positiver Trend, die Zukunft des Grand Prix hängt dennoch am seidenen Faden.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Fahrt in eine ungewisse Zukunft: Südkorea baut, verliert aber eine Menge Geld

Bis zum Jahr 2016 ist Südkorea vertraglich an die Formel 1 gebunden. Obwohl auf dem Papier fix, handelt es sich um einen frommen Wunsch, sollten sich die massiven Verlust nicht schnell in eine schwarze Null oder einen Profit verwandeln. Der Generalsekretär des Organisationskomitees lanciert Durchhalteparolen: "Ich arbeite seit über 30 Jahren in diesem Geschäft und habe gelernt, dass die Durchführung großer Sportereignisse immer mit Verlusten verbunden ist", meint Jong-moon Park im Gespräch mit der 'Korea Times'.

Die Zeche zahlt der Bürger

Langfristig soll sich der Grand Prix durch die Mehreinnahmen am Rennwochenende selbst, den zunehmenden Tourismus, den Imagegewinn und den Schub für die Industrie rechnen: "Sogar die Olympischen Spiele 1988 waren eine Veranstaltung, die rote Zahlen geschrieben hat. Sie waren aber rentabel, wenn man Effekte in Betracht zieht, die viel wichtiger sind als der Profit", so Park, der die Begeisterung der Menschen in der Region und ihren Wunsch, Pioniere des Motorsports in Asien zu sein, hervorhebt.

Allerdings: Wie viel ist ihnen das wert? Denn die Löcher stopfen muss zum überwiegenden Teil die Regionalverwaltung der Provinz Süd-Jeolla, die nationale Regierung kommt nur für einen kleinen Teil des Defizits auf. Kurzum: Das Rennen finanziert mehrheitlich der Steuerzahler. Und das ist nur dann zu rechtfertigen, wenn es auf lange Sicht tatsächlich geldwerte Vorteile bringt. Der Ausstieg der Sponsoren Posco und SK Lubicrants stellt das infrage, die Suche nach neuen Geldgebern ist schwierig.

Ticketverkauf boomt, ist aber nicht lukrativ

Denn unweit der Rennstrecke wird von Mai bis August jedes Jahr die Yeosu-Messe veranstaltet, in die viele große Firmen ihr Budget stecken. Die Folgen der Wirtschaftskrise sind ein weiteres Problem. Bernie Ecclestone ist den Südkoreanern schon entgegengekommen, indem er auf eine zusätzliche Gebühr in Höhe von zehn Prozent der Gesamtabgaben an das Formel-1-Management verzichtet. Alle Finanzprobleme in Yeongam wird das nicht lösen - ein Tropfen auf den heißen Stein.

Deshalb versuchen die Organisatoren, den Ticketverkauf anzukurbeln und mehr Karten zu gesenkten Preisen abzusetzen. Obwohl bereits im Vorverkauf die avisierten 160.000 Tickets den Besitzer wechselten, wird aber auch das nicht die Löcher im Geldbeutel stopfen. Es bleibt die bange Hoffnung auf Synergieeffekte: "Wir erwarten, dass die in den Formel-1-Autos eingesetzten Technologien sich wie in Japan auf das Wachstum der Automobilindustrie auswirken", meint Park.

Solange setzten die Veranstalter darauf, selbst zu investieren und den Grand Prix attraktiver zu machen. In eine Kartbahn sowie ein Zeltplatz im 22 Kilometer entfernten Haenam, der Besuchern eine Übernachtungsmöglichkeit bieten soll, wurde investiert. Auch die Zufahrtswege wurden mit dem Neubau einer Brücke verbessert. Die Südkoreaner werden hoffen, dass die auch noch im Jahr 2017 gebraucht werden.