• 26.02.2010 11:59

De la Rosa: "Ich bin in guter Verfassung"

Sauber-Pilot Pedro de la Rosa über die Testarbeit in Barcelona, die Fortschritte seines Teams und die Vorbereitung auf sein Formel-1-Comeback

(Motorsport-Total.com) - Am Freitag greift Pedro de la Rosa noch einmal zu Testzwecken ins Lenkrad, dann hat der spanische Rennfahrer seine Vorbereitungen abgeschlossen. Wenige Tage später kehrt der Routinier als Stammfahrer in die Formel 1 zurück, wenn die Rennserie in Bahrain den Saisonauftakt 2010 bestreitet. De la Rosa ist schon sehr gespannt darauf, wieder um Punkte und Podien zu fahren, denn der 39-Jährige fühlt sich wieder sehr wohl im Auto, wie er im Mediengespräch erläutert.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa stellt sich 2010 noch einmal der Herausforderung der Formel 1

Frage: "Pedro, was habt ihr am Donnerstag gelernt?"
Pedro de la Rosa: "Es war trocken und das war natürlich eine große Hilfe. Wir haben die unterschiedlichen Heckflügel ausprobiert, die wir in Bahrain verwenden können. Das war das Hauptziel. Wir haben uns den Bauteilen Schritt für Schritt gewidmet, um jeden einzelnen Flügel zu verstehen."#w1#

"Am Freitag kommt noch einmal einiges an Aerodynamikarbeit auf uns zu, doch der Fokus wird darauf liegen, die Grand-Prix-Vorbereitungen für Bahrain weiter voranzutreiben. Es ist mein letzter Testtag und der muss einfach trocken sein. Das ist der Plan."

"Wir hätten am Donnerstag noch ein paar mehr Runden zurücklegen können, doch die Änderungen haben recht viel Zeit gebraucht. Wir konnten also nicht alle Aerotests durchführen, die wir uns vorgenommen hatten. Nichtsdestotrotz war es ein guter Tag. Es war trocken - und das war schon einmal ein großer Fortschritt gegenüber Jerez."

Red Bull weiß zu beeindrucken

Frage: "Die Strecke war recht grün, aber wie haben sich die Reifen verhalten?"
De la Rosa: "Wir haben lediglich den 086-Typ verwendet, also den weichen Standartreifen. Wir haben Aerotests durchgeführt und wollten uns dabei nicht mit den Reifen verzetteln. Ich hatte das Gefühl, dass der 086 etwas zu weich war - vor allem am Morgen, als die Strecke noch grün war. Viele Teams haben sich beschwert, dass es Graining gab. Auch bei uns war das der Fall."

"Am Donnerstagmorgen war es extrem schwierig, denn nur allmählich kam etwas Gummi auf die Strecke. Gegen Testende war es viel besser für unsere Bedürfnisse. Am Freitag stehen uns schließlich andere Reifenmischungen zur Verfügung. Dann können wir die weichen und mittleren Pneus aufziehen. Das Team kann sich so ein Bild davon machen und einiges lernen."

"Am Donnerstagmorgen war es extrem schwierig, denn nur allmählich kam etwas Gummi auf die Strecke. " Pedro de la Rosa

Frage: "Wie lautet dein Kommentar zur Geschwindigkeit von Red Bull? Nicht zuletzt im Hinblick darauf, dass die Strecke noch sehr grün war..."
De la Rosa: "Das war beeindruckend."

Frage: "Erschreckend oder nur beeindruckend?"
De la Rosa: "Erschreckend war das nicht. Wenn man sich ihre Geschwindigkeit auf den Longruns ansieht, dann war es durchaus erschreckend - aber für sie! Es war erschreckend für sie!"

"Erschreckend war das nicht." Pedro de la Rosa

Frage: "Hattest du die Chance, das Abtriebsniveau zu vergleichen, als du jemandem gefolgt bist?"
De la Rosa: "In Jerez hatte ich ein solches Szenario, aber eigentlich war es so wie früher. Ich fühlte nicht, dass ich meinem Vordermann noch näher auf die Pelle rücken konnte. Überholen wird schwierig sein. Ich rechne aber nicht damit, dass es schwieriger wird als 2009. Es wird nicht einfacher sein, sondern genau gleich."


Fotos: Sauber, Testfahrten in Barcelona


Bis Bahrain tut sich noch eine Menge am C29

Frage: "Wie sehr fühlst du dich bereit? Bist du nun besser vorbereitet als bei deinem bis dato letzten Renneinsatz für McLaren?"
De la Rosa: "Ich fühle, dass ich mich generell in einer besseren Verfassung befinde. Ich hatte schließlich die Chance, mich auf den Grand Prix von Bahrain vorzubereiten. Ich fühle mich wohl im Auto. Beim ersten Test mit diesem Fahrzeug war das noch nicht vollkommen der Fall."

"Wir waren auf einer Rennstrecke mit geringen Geschwindigkeiten und da fühlte ich mich schon etwas eingerostet. Am Donnerstag war es aber sehr gut. Schon beim zweiten Test in Jerez war es prima. Ich denke also, ich bin in guter Verfassung. Ich bin körperlich stark und hatte mental mehr Zeit, um mich vorzubereiten. Ich bin okay."

"Ich bin körperlich stark und hatte mental mehr Zeit, um mich vorzubereiten." Pedro de la Rosa

Frage: "Bislang war der C29 überaus zuverlässig. Wie sehr konntet ihr den Wagen seit dem ersten Test in Valencia verbessern?"
De la Rosa: "Wir haben natürlich einige Veränderungen auf der aerodynamischen Seite eingeführt. Ich würde nicht sagen, dass das Riesenschritte waren. Es waren gute Fortschritte, vor allem in Bezug auf das Abtriebsniveau. Das machen aber auch die anderen, also ist das normal. Man hat immer eine Autoversion, die man vorstellt. Nur einen Monat später hat man ein Fahrzeug vor sich, das zu 30 Prozent neu ist."

Frage: "Nico Rosberg sagt unlängst, dass er bis Bahrain noch einige Verbesserungen an seinem Auto erwartet. Wie groß wird dieser Schritt bei Sauber ausfallen?"
De la Rosa: "Wir werden auch verschiedene Fortschritte haben. Die Zeit reicht nicht aus, um vor Bahrain alles bereit zu haben - auch wenn man zwei Wochen im Windkanal zur Verfügung hat."

"Es gibt immer neue Teile, die gerade aus der Fabrik kommen oder dort gebaut werden. Das ist für alle gleich. Die Rennwagen, die in dieser Woche getestet werden, sehen in Bahrain aber bestimmt ganz anders aus. So viel steht fest. Aber das ist ganz normal."

Frage: "Wie schätzt du eure Form ein? Sauber schien sowohl auf den Longruns als auch auf kurzer Distanz eine gute Figur zu machen..."
De la Rosa: "Keine Ahnung. Ich weiß wirklich nicht, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen. Die Rundenzeiten und die Longruns sind unheimlich weit gestreut."

"Ich weiß wirklich nicht, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen." Pedro de la Rosa

"Ich kann das nur schwer einschätzen. Ich denke, wir sind recht konkurrenzfähig. Aber warten wir einfach einmal ab. In den kommenden Tagen werden wir vielleicht klarer sehen. Viele Leute werden Qualifikationsrunden üben. Auf den Longruns dürften wir jedenfalls ziemlich konkurrenzfähig sein."

Die Formel 1 als Teamsport

Frage: "Wirst auch du ein paar Qualifikationsrunden simulieren?"
De la Rosa: "Das steht noch nicht fest, aber ich würde das gerne tun. Ich möchte trainieren und so viele Kilometer im Renntrimm zurücklegen, wie irgend möglich - um zu lernen. Bislang haben wir vieles über die Reifen, den Wagen und das Aeropaket gelernt. Jetzt geht es für mich darum, mehr über die Rennvorbereitung in Erfahrung zu bringen."

Frage: "Lewis Hamilton wird sich in diesem Jahr erstmals seit Fernando Alonso wieder mit einem Weltmeister im eigenen Team duellieren. Wie wird sich seine Beziehung zu Jenson Button deiner Meinung nach entwickeln?"
De la Rosa: "Ich denke, die beiden werden sehr gut miteinander auskommen. Ich sage das, ohne dabei politisch sein zu wollen. Ich glaube nicht, dass sie Probleme bekommen werden."

"Natürlich handelt es sich hierbei um einen Sport. Da wird es immer gewisse Reibungen zwischen den Teamkollegen geben. Es wäre schlichtweg nicht normal, wenn man wie ein glücklich verheiratetes Ehepaar auftritt. Du misst dich immer an deinem Stallgefährten. Das ist vollkommen normal."

"Es wäre schlichtweg nicht normal, wenn man wie ein glücklich verheiratetes Ehepaar auftritt." Pedro de la Rosa

"Dann gibt es aber auch Zeiten, in denen du nicht unbedingt mit deinem Teamkollegen zum Dinner gehen willst, weil er eben dein erster Rivale ist. Gleichwohl musst du beim Testen aber lernen, mit deinem Teamkollegen zusammen zu arbeiten, damit man den Wagen verbessern kann. Wenn schließlich das Rennen ansteht, dann behandelst du ihn, wie jeden anderen Gegner auch."

"Das ist meine Philosophie. Ich versuche, beim Testen sehr offen zu sein. Was auch immer ich lerne oder Kamui in Erfahrung bringt, wird dem Team eine Hilfe sein. Ich habe bei McLaren sehr viel gelernt. Sie waren sehr gut darin, auf beiden Seiten der Garage eine große Offenheit zu pflegen. Bist du erst einmal auf der Rennstrecke, gewinnt der Beste - wer auch immer das sein mag."