• 06.08.2006 20:40

De la Rosa: "Bin glücklich über mein erstes Podium"

Pedro de la Rosa ist nach seinem zweiten Platz beim Grand Prix von Ungarn überglücklich und will nun bald ein Formel-1-Rennen gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pedro, was für ein dramatisches Rennen - erst der Dreher auf dem Weg zum Grid, dann der Zwischenfall mit Kimi Räikkönen und Vitantonio Liuzzi und schlussendlich der zweite Platz..."
Pedro de la Rosa: "Den Dreher in der Formationsrunde hatte ich schon ganz vergessen! Ich wollte die Hinterreifen aufwärmen und drehte mich, aber danach dachte ich nicht mehr daran. Ich beruhigte mich und legte einen guten Start hin. Das Auto war auf Intermediates sehr gut, die Reifenwahl war großartig."

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Testfahrer sind wieder in Mode: Pedro de la Rosa feiert sein erstes Podium

"Als es wieder zu regnen begann, war es schwierig, denn die Reifen kühlten ab. Ein paar Mal hätte ich fast die Kontrolle verloren, aber danach war alles gut und schlussendlich ist der zweite Platz großartig. Danke ans Team, McLaren-Mercedes, auch ans Testteam. Danke, Jungs! Heute war wie ein Test-Grand-Prix, denn wir liefen durch alle Reifenstadien und ich fühlte mich sehr gut. Jenson (Button; Anm. d. Red.) hat gewonnen und ich wurde Zweiter. Es hätte auch anders ausgehen können!"#w1#

Früher Dreher war rasch vergessen

Frage: "Anfangs hast du viel überholt. War da deine Pace so gut?"
De la Rosa: "Ja. Es war ein sehr interessantes Rennen, auch in der Formationsrunde, als ich mich drehte. Danach konzentrierte ich mich einfach, ich wollte Fehler vermeiden, war aber ein paar Mal fast neben der Strecke. Da habe ich mir eingeredet, dass ich ins Ziel kommen muss, weil wir den Speed für das Podium haben. Das Auto war mit allen Reifen ziemlich schnell, speziell am Ende mit Trockenreifen. Ich bin stolz auf die Arbeit des Teams, freue mich schon auf das nächste Rennen und bin glücklich über meinen ersten Podestplatz in der Formel 1. Ich freue mich auch mit Jenson. Leider hat er ausgerechnet heute gewonnen, wo ich Zweiter wurde. Das ist der einzige Makel..."

Frage: "Im Mittelstint fielst du ein wenig zurück. Hattest du da Probleme?"
De la Rosa: "In diesem Stint füllten wir viel Benzin nach. Der Plan war, Benzin zu sparen und einen langen Mittelstint zu fahren, aber die Strecke wurde viel schneller als erwartet trocken, so dass ich früher als geplant an die Box kommen musste. Ich hatte viel Benzin an Bord, weshalb ich in jener Phase des Rennens etwas langsamer war, aber es hat ja funktioniert, also kann ich mich über nichts beschweren."

"Es hat ja funktioniert, also kann ich mich über nichts beschweren." Pedro de la Rosa

Frage: "Auf welchen Reifen warst du heute? Intermediates, noch einmal Intermediates und dann Trockenreifen?"
De la Rosa: "Beim ersten Stopp begann es zu regnen, aber sie haben mir am Funk gesagt, dass es in ein paar Runden aufhören würde. Darauf hoffte ich, denn sonst hätten wir Probleme mit den Intermediates bekommen, aber das Team war sich sicher. Es war eine sehr gute Entscheidung vom Kommandostand. Die Intermediates verhielten sich dann eine Zeit lang nicht sonderlich gut, aber ich ging immer wieder von der trockenen Linie, um sie abzukühlen. Ich machte alle Tricks von früher, um nicht die Laufflächen zu überhitzen, aber es trocknete sehr schnell ab. Die Reifenwechsel waren in Ordnung. Die einzig schwierige Kurve war die erste aus den Boxen heraus. Da hätte man schnell mal abfliegen können."

De la Rosa ein bisschen verärgert über Schumacher

Frage: "Der Zweikampf mit Michael Schumacher dauerte vier oder fünf Runden..."
De la Rosa: "Es war kein massiver Fight, er verteidigte nur seine Position ein bisschen zu hart, wenn man seine Pace als Maßstab nimmt. Er war auf Intermediates und musste schon Wunder vollbringen, um das Auto auf der Straße zu halten. Ich hätte nicht erwartet, dass er so hart kämpfen würde, denn es gab eine Trockenlinie, aber daneben war es nass und damit schwierig, jemanden zu überholen. Ich wartete und wartete. Am Kommandostand wurden sie schon ein bisschen nervös, was ich wusste, aber ich musste einfach geduldig bleiben und den richtigen Moment abwarten. In der Schikane war ich einmal neben ihm, aber dann kamen wir beide von der Linie ab und er kürzte die Schikane ab, was meiner Meinung nach nicht fair war. Beim zweiten Mal klappte es aber. Es fühlte sich sehr gut an!"

Frage: "Erst sah es so aus, als würde er dich beim Abkürzen der Schikane durchlassen, aber dann überlegte er es sich wohl doch noch anders..."
De la Rosa: "Das hätte beinahe zu einem Unfall geführt! Ich überholte ihn und er kürzte die Schikane ab. Okay. Er kam dann auf die Strecke zurück und beschleunigte ganz plötzlich. In Kurve acht dachte ich, dass er so Platz macht, wie er es tun sollte, aber er beschleunigte wieder, so dass ich über den Randstein springen musste. Dabei berührten sich unsere Räder, was ich nicht nachvollziehen kann. Es war aber interessant."

"Dabei berührten sich unsere Räder, was ich nicht nachvollziehen kann." Pedro de la Rosa

Frage: "Wie hast du die Situation beim Ausfall deines Teamkollegen Kimi Räikkönen erlebt?"
De la Rosa: "Ich war hinter Kimi und da war noch ein Überrundeter. Aus Kurve fünf heraus bremste der Überrundete ab, während Kimi aus der Kurve beschleunigte. Das war wahrscheinlich ein Missverständnis, denn Kimi hätte an der Stelle nicht damit gerechnet, dass jemand abbremst. Vielleicht war er mit den Augen auch im Rückspiegel oder in der Anzeige. Es war ein großer Crash, nicht nett."

Am Qualifying will de la Rosa noch arbeiten

Frage: "Wie lautet dein Fazit nach diesem Wochenende?"
De la Rosa: "Es ist großartig, wenn in einem Grand Prix alles nach Plan läuft, wenn man nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen schnell ist. Ein gutes Qualifying war eines meiner Hauptprobleme. In Bahrain fuhr ich 2005 die schnellste Runde, aber im Qualifying war ich weit hinten. Das alte Qualifying lag mir besser."

"In Magny-Cours fuhr ich die schnellste Runde im Rennen, in Hockenheim drehte ich ein paar sehr schnelle Runden und jetzt passte mal alles zusammen, was mich sehr glücklich macht, denn ich finde, dass ich ein Podium verdiene. Ich habe immer gepusht, getestet und in den letzten zehn Jahren verdammt hart gearbeitet. Jetzt schwebe ich auf Wolke sieben! Dass ich jetzt zwei Wochen Zeit habe, in denen ich das alles verarbeiten kann - ein Podium und das Fahren für ein großartiges Team wie McLaren-Mercedes, ohne das all dies unmöglich wäre -, kommt mir ganz gut entgegen."

"Ich finde, dass ich ein Podium verdiene." Pedro de la Rosa

Frage: "Glaubst du, dass du dieses Jahr noch ein Rennen gewinnen kannst?"
De la Rosa: "Ja. Das ist die Folge der harten Arbeit. Erst einmal das Podium. In Magny-Cours wurde ich Siebenter, jetzt Zweiter - ein Sieg wäre der nächste Schritt. Wir sind jetzt konkurrenzfähiger. Warum nicht? McLaren-Mercedes ist kein Team, das mitten in der Saison die Entwicklung einstellt, sondern sie pushen bis zum letzten Rennen. Das muss man im Hinterkopf behalten."

Frage: "Wie sieht jetzt deine Zukunft aus?"
De la Rosa: "Jetzt, wo es nicht mehr regnet, sieht es besser aus (grinst; Anm. d. Red.)! Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Ich war sehr happy, als sie mir gesagt haben, dass ich in Ungarn fahren darf. Ein Podium ist natürlich ein großartiges Resultat. Jetzt muss das Team entscheiden, was es will. Ich warte lieber darauf, dass sie etwas sagen, bevor ich selbst etwas sage, also halte ich besser den Mund."