• 29.09.2001 14:33

  • von Fabian Hust

David Coulthard im Interview

Coulthard über Ferrari, Kimi Räikkönen, Mika Häkkinen und warum er mit der abgelaufenen Saison nicht zufrieden ist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In Anbetracht der Ereignisse hier in den Staaten, wie gehst du vor, damit du dich auf dieses Rennwochenende konzentrieren kannst?"
David Coulthard: "Klar war davon jeder betroffen. Auch wenn wir in Europa davon etwas entfernt sind, so denke ich doch, dass jeder etwas nervös war, hier her zu kommen, da es so viele Unsicherheiten gab, was hätte passieren können. In unserem Geschäft geht es um Rennsport und wir werden von den Geschehnissen in der Welt an diesem Wochenende ein wenig beeinflusst - das betrifft uns und vielleicht auch die Zuschauer. Wenn man erst einmal in das Auto steigt, dann muss man sich auf die Kurven konzentrieren, auf die man ja ziemlich schnell zurast. Die Fahrer haben es im letzten Jahr genossen, nach Amerika zu kommen und ich finde, dass eine richtige Weltmeisterschaft die USA mit beinhalten muss. Wir wurden hier in Indianapolis schön willkommen geheißen und man bekommt einen Kick, wenn man hier herkommt, ist es doch einer der größten Namen im Motorsport. Wenn man außerhalb der Strecke steht und die Haupttribüne mit den Namen der vergangenen Sieger geschmückt sieht, dann fühlt man wirklich, dass dies etwas besonderes hier ist."

Titel-Bild zur News: Coulthard und Räikkönen

David Coulthard geht mit Kimi Räikkönen schon mal auf Tuchfühlung...

Frage: "Erzähle uns doch ein wenig über die Strecke..."
Coulthard: "Ich denke, dass es eine Piste ist, die für uns insbesondere wegen des Infields gut ist, das eng und verwinkelt ist. Unser Auto fährt in solchen Kurventypen gut. Wenn du an Monaco zurück denkst, so standen wir dort auf der Pole Position."

Frage: "Von der Zuverlässigkeit gesehen, glaubst du, dass du hier noch um den zweiten Platz in der Meisterschaft fahren kannst?"
Coulthard: "Ich denke, dass wir alle gehofft hatten, dass es bis zum Schluss gehen würde. Unser Ziel rutschte uns in der Mitte der Saison aus den Händen, als wir ein paar technische Probleme hatten. Ferrari war sehr konstant, aber ihr Performance-Level ist erreichbar. Sie sind nicht so dominant, wie wir das vor ein paar Jahren waren, was die Schnelligkeit des Autos angeht. Wir haben in diesem Jahr keinen ausreichend guten Job gemacht, aber das Potenzial ist da und wir haben die richtigen Leute im Team. Die Basis ist vorhanden und ich bin mir sicher, dass McLaren-Mercedes aus den paar Fehlern lernen wird, die in diesem Jahr gemacht wurden."

Frage: "Mit dem zweimonatigen Testverbot, das nun vor uns liegt, was kannst du außerhalb des Autos dazu beitragen, was die Leistung und Zuverlässigkeit des nächstjährigen Autos betrifft?"
Coulthard: "Ich denke, dass man an der Zuverlässigkeit des Motors weiter arbeiten kann, da man ihn auf den Prüfstand stellen kann. Was die Entwicklung des Autos angeht, so gibt es eine Menge, was man auf dem Papier und dem Computer machen kann. Die Ingenieure können eine Menge Forschritte machen mit der Ausnahme, dass ein Computer nicht fühlen kann, was ein Fahrer draußen auf der Strecke spürt. Für gewöhnlich sind die von dem Computer vorhergesagten Zeiten rund zwei Sekunden schneller als wir dann wirklich auf der Strecke fahren, da die Fahrer Gefühle haben wie sie zum Beispiel eine Kurve bei 320 Sachen auf sich zukommen sehen. Wenn es ein Team gibt, das Fortschritte durch Simulationen machen kann, dann ist McLaren dank der Anlagen mehr dazu in der Lage als die meisten anderen Teams. Auch wenn ich nicht glaube, dass Ron Dennis normalerweise das Testverbot unterstützt, so denke ich doch, dass er das Vertrauen hat zu glauben, dass wir das Auto sogar während dem Testverbot verbessern können."

Frage: "Wir frustrierend war die Saison für dich und hast du es geschafft, dich für die letzten beiden Rennen zu motivieren?"
Coulthard: "Die Saison hat sehr gut angefangen und ich hatte das Gefühl, dass ich bessere Leistungen denn je brachte. Dann hatten wir ein paar Probleme und kamen ins Schleudern. In der Gesamtheit gesehen hat Ferrari in diesem Jahr einen besseren Job gemacht. Wir erkennen das an, aber das bedeutet nicht, dass wir in den letzten beiden Rennen aufgeben. Wir sind hier, um zu gewinnen und das gleiche gilt auch für Japan. Wir wollen im Auto 100 Prozent geben und das ist ein Wohlfühlfaktor."

Frage: "Im nächsten Jahr wirst du Kimi Räikkönen als Teamkollegen haben. Nachdem du es genossen hast, eine lange Beziehung zu Mika zu haben - wie siehst du das nächste Jahr aus diesem Blickwinkel?"
Coulthard: "Es wird interessant sein, einen neuen Teamkollegen zu haben. Nicht nur, weil ich über so lange Zeit den gleichen Teamkollegen hatte, länger als in jeder anderen Partnerschaft in der Formel 1, ich hatte in meiner ganzen Formel-1-Karriere nur zwei Teamkollegen: Damon Hill und Mika Häkkinen. Einen neuen zu haben wird seltsam sein. Es wird interessant sein zu sehen, wie wir miteinander auskommen und ich schätze die Wichtigkeit einer professionellen Beziehung. Wenn man dann auch noch abseits der Strecke eine gute Beziehung hat - umso besser. Ich denke, dass Mika Kimi helfen kann, dass wir uns gegenseitig schneller kennen lernen können, da wir uns bis zum Januar nicht viel sehen können. Ich habe Mika gefragt, ob er nicht ein Treffen mit Kimi in Japan organisieren könnte, so dass wir den Kennenlernenprozess etwas beschleunigen können."

Frage: "Wird das Team dich bitten, bei der Entwicklung Kimi behilflich zu sein oder wirst du dich nur auf deine Arbeit konzentrieren?"
Coulthard: "Ich denke, dass das Team hofft, dass er mir ein paar schwere Zeiten bescheren wird und ich werde hart arbeiten, um sicher zu stellen, dass dem nicht so kommen wird! Was wichtig ist, ist die Tatsache, dass wir zwei schnelle Fahrer im Team haben und wir nach vorne kommen. Es ist eine unübliche Beziehung zwischen einem Fahrer und einem Team. Man ist dazu verpflichtet, Rennen zu gewinnen, aber das ist auch dein Teamkollege. Das kann eine schwierig zu bewältigende Situation zu sein, weil man nicht beide gewinnen kann."

Frage: "Glaubst du, dass es für das Team gut ist, in der Fahrerpaarung ein neues Gesicht zu haben?"
Coulthard: "Klar, wenn man sich Ferraris Situation anschaut, wo sie während all den Jahren in einer stabilen Situation waren, wenn die Kontinuität funktioniert, dann ist sie wichtig. Aber es ist unvermeidbar, dass ein Fahrer eine Lebenserwartung hat und jetzt hat Mika die Entscheidung getroffen, dass er den Hauptteil seiner Karriere abgeschlossen hat. Jetzt müssen wir sehen und abwarten, ob er zurückkommen wird. Ich denke, dass es die Aufgabe des Teams ist, den neuen Fahrer in das Team zu integrieren."