Das Vermächtnis des Onkels: Bruno Senna erinnert sich

Als Neffe der Formel-1-Legende Ayrton Senna hatte es Bruno nicht immer leicht, konnte aber viel von seinem Onkel lernen

(Motorsport-Total.com) - Der am 1. Mai 1994 verstorbene Ayrton Senna war als außergewöhnlicher Rennfahrer bekannt, als unerbittlicher Konkurrent und als Perfektionist. Privat kannten ihn nur die wenigstens, doch wer einmal an ihn heran kam, wusste, was für ein einfühlsamer Familienmensch Ayrton abseits der Strecke sein konnte. Bruno Senna schaffte es 16 Jahre nach dem Tod seines Onkels ebenfalls in die Königsklasse und erinnert sich zum 20. Jahrestags des Unglücks in Imola an die gemeinsamen Stunden.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna war erst zehn Jahre alt, als sein Onkeln Ayrton in Imola ums Leben kam Zoom

"Ich war zehn Jahre alt, als mein Onkel beim Großen Preis von San Marino in Imola 1994 starb", erzählt er gegenüber 'autobild.de'. "Ich sah den Unfall mit der ganzen Familie live am TV. Zunächst dachten wir, er würde aussteigen und einfach weitermachen. Plötzlich begannen alle Telefone zu klingeln und alles versank im Chaos. Meine Mutter, Ayrtons Schwester, hat mich ins Haus meines Freundes geschickt. Später erfuhr ich von seinem Tod."

Für den Jungen aus Sao Paolo bedeutete das zunächst eine interne Familientragödie. Schnell realisierte er jedoch, dass man in ganz Brasilien und darüber hinaus Anteil nahm: "In meinem Alter konnte ich das gar nicht richtig erfassen. Aber was mich extrem mitgenommen hat, war die Traurigkeit der ganzen Familie. Ich wollte nicht auf die Beerdigung, schaute sie mir am Fernseher an und sah drei Millionen Menschen auf den Straßen, die weinten. Erst da wurde mir klar, wie sehr ihn die Brasilianer geliebt haben."

Der Großvater verbot ihm nach Ayrtons Tod das Kartfahren

Bruno sah seinen Onkel Rennen auf der ganzen Welt fahren und konnte sich als Verwandter des Ausnahmetalents der Motorsportbegeisterung nicht entziehen. Ayrton stand ihm daher mit Rat und Tat zur Seite: "Als ich mit fünf Jahren mit dem Kartfahren angefangen habe, hat Ayrton mich gelehrt, was eine Ideallinie ist, wie ich meine Position verteidige, wie ich attackiere und überhole. Selbst ich konnte damals schon sehen, dass er hinterm Steuern etwas ganz Besonderes war. Was mich beeindruckte: Er konnte sehr präzise und kontrolliert um die Kurven rutschen."

Doch Brunos Werdegang verlief weniger geradlinig als jener des dreimaligen Weltmeisters. Schuld daran war auch der Grand Prix von San Marino vor 20 Jahren. "Meine eigene Karriere hatte nach seinem Tod einen heftigen Knacks bekommen", erzählt er. "Kurz: Mein Großvater hat mir das Kartfahren verboten, um mich vor Ayrtons Schicksal zu bewahren. Irgendwann später fing ich trotzdem wieder an. Deshalb hat mein Opa bis vor kurzem nicht mehr mit mir geredet."

Doch der heute 30-Jährige hat auch Unterstützung erfahren und konnte in den Jahren 2010 bis 2012 sogar einen Stammplatz in der Formel 1 ergattern. "Der Rest der Familie ist besser damit umgegangen", sagt Bruno. "Auch deshalb, weil der Motorsport heute so viel sicherer ist als früher. Ich darf gar nicht daran denken, aber: Die große Sicherheit kam erst durch Ayrtons Tod."

Die Erinnerung an sein Vorbild und den Mann, der ihm das Rennfahren beigebracht hat, bleibt. Und Bruno ist einer der wenigen, die auch den einfühlsamer Familienmenschen kennenlernen durfte: "Der Film, der heute über meinen Onkel in meinem Kopf abläuft: Unsere gemeinsame Zeit im Strandhaus; dass er viel geschlafen hat, meist bis Mittag. So hat er sich von der Formel 1 erholt. Anschließend haben wir immer etwas unternommen, sind Kart oder Jetski gefahren oder haben mit Flugzeugmodellen gespielt. Das war seine Leidenschaft."