Das Siegerinterview mit Fernando Alonso
Fernando Alonso über seinen ersten Monaco-Sieg, seine Rennstrategie, die steigenden WM-Chancen und seinen McLaren-Wechsel
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es muss ein emotionaler Tag für dich gewesen sein: Als du erwachtest, hast du erfahren, dass du auf der Pole Position stehst. Dann dein erster Sieg hier und ein komplettes Michelin-Podest an einem traurigen Tag für Michelin."
Fernando Alonso: "Zunächst möchte ich diesen Sieg Edouard Michelin widmen, wir erhielten die traurige Nachricht (seines Todes; Anm. d. Red.) am Freitag. Ich denke, Michelin hat in den vergangenen zwei oder drei Jahren eine fantastische Arbeit in der Formel 1 gemacht, auch in diesem Rennen. Sie haben uns die Möglichkeit gegeben, zu gewinnen und unsere Gegner zu besiegen. Alle drei Fahrer auf dem Podest fuhren auf Michelin-Reifen."

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Der Siegerpokal aus Monaco fehlte bisher in Fernando Alonsos Sammlung
"Auch das Rennen war emotional. Dass ich von der Pole Position startete, machte es etwas einfacher. Kimi (Räikkönen) übte im Rennen einigen Druck auf mich aus. Ich habe aber die Reifen geschont und den richtigen Moment für einen Angriff abgewartet, denn ist es unmöglich zu überholen, also fuhr ich etwas langsamer, aber ein einfaches Rennen war es nicht. In Monaco muss man konzentriert bleiben, darf 78 Runden lang nicht anschlagen und immer am Limit fahren. Wir haben es geschafft, das Rennen zu gewinnen. Es war eines der Rennen im Kalender, dass ich noch gewinnen wollte, und dank dem Team und Michelin haben wir es geschafft."#w1#
Alonsos Vorsprung wird größer
Frage: "Dass du es kontrolliert hast, wurde vor allem im zweiten Stint deutlich, als du Rundenzeiten um 1:18 Minuten gefahren bist und plötzlich wieder 1:16er drehen konntest."
Alonso: "Ja. Im Schlussteil des ersten Stints auf alten Reifen bin ich 25 Runden gefahren und das Auto übersteuerte etwas und ich hatte nicht sehr viel Traktion. Der zweite Stint war planmäßig lang, ich wusste also, dass ich angreifen musste, als er zu seinem zweiten Stopp gehen würde. Daher versuchte ich, in den ersten zehn oder 15 Runden die Reifen zu schonen. Dann kam die Safety-Car-Phase, in der ich ja nicht angreifen konnte, aber durch die Streckencharakteristik in Monaco kann man ein Rennen etwas leichter kontrollieren."
Frage: "Auch von den Punkten her war dieser Sieg ein großer Sprung nach vorn. Zufrieden mit der Ausbeute?"
Alonso: "Ja, jedes Rennen wird nun immer wichtiger für die Meisterschaft. Kimi hat heute wieder keine Punkte gemacht, daher machte ich wieder zehn Punkte mehr als er. Michael (Schumacher) holte nur fünf Zähler, also machte ich hier weitere fünf Punkte gut und führe nun mit 22 in der Meisterschaft. Wir bauen einen schönen Vorsprung auf, hoffentlich können wir diesen in den kommenden Rennen noch vergrößern, dann wird es zum Ende hin wieder einfacher."
Frage: "Wie ist es denn so, in Monaco zu gewinnen? Immerhin sagt man, dass ein Sieg hier besonders lohenswert ist."
Alonso: "Es ist schön, aber nach dem Sieg in Barcelona ist es schwierig noch mehr zu fühlen. Aber es ist mit Sicherheit sehr speziell, vielleicht ist es das populärste Motorsportrennen der Welt und wir haben es gewonnen. Schon 2003 hatten wir eine kleine Chance dazu, aber das Auto war nicht genug dafür. 2004 fuhr ich zusammen mit Trulli und wir hatten im Tunnel einen Zwischenfall (mit Ralf Schumacher; Anm. d. Red.). 2005 hatten wir die Pace, aber die Reifen bauten ab. 2006 haben wir es nun geschafft."
Frage: "Wie viel Druck übte Kimi hinter dir aus, er folgte dir immerhin 50 Runden lang wie ein Schatten?"
Alonso: "Er griff schon hart an, aber es ist in Monaco nicht möglich zu überholen. Ich wusste, dass es wichtige Teile des Rennens gab, die Runden um die Boxenstopps herum, für diese Runden wollte ich die Reifen in einer guten Verfassung halten. Es war mir nicht wichtig, in Runde 30 anzugreifen, ich versuchte es zwei oder drei Runden lang, sah aber, dass ich keine Lücke auffahren konnte. Da schonte ich die Reifen für die Momente, in denen es auf sie ankommen würde."
Materialschonung gegen Rennende
Frage: "Im letzten Stint schien es, als ob du den Vorsprung einfach halten wolltest."
Alonso: "Ja, dank der Leute, die während der Safety-Car-Phase zwischen mir und Juan-Pablo (Montoya) lagen. Als Juan-Pablo dann freie Fahrt hatte, war er 15 Sekunden hinter mir, da war es schon unmöglich für ihn, mich noch einzuholen. Wir haben dann den Motor geschont und das Rennen einfach beendet."
Frage: "Welche Meinung hast zu der Bestrafung von Michael Schumacher? War sie korrekt oder zu hart?"
Alonso: "Dazu möchte ich mich nicht äußern."
Frage: "Schumacher fuhr gegen Ende des Rennens die schnellste Rennrunde. Wie schwer wäre es im Rennen geworden, wenn er seine Pole Position behalten hätte?"
Alonso: "Das weiß ich nicht, aber er stand nicht auf der Pole Position und mir ist es egal, was die Leute am hinteren Ende des Feldes machen. Ich sehe auch die Zeiten von (Tiago) Monteiro und (Christijan) Albers nicht. Ich versuchte, nur die Zeiten von Kimi im Auge zu behalten, er war heute der Hauptgegner, auch die von Webber. Ich denke, dass die schnellsten Runden nicht repräsentativ für das ganze Rennen sind."
"Außerdem wurde die Strecke heute mit jeder Runde besser, während die Autos vorn also schon kontrolliert herumrollten, vor allem die, die den Motor auch in Silverstone noch fahren müssen, konnten andere viel stärker angreifen."
Frage: "Die fünf Punkte, die du auf Michael gutmachtest und jene zehn Punkte auf Kimi waren sicher ein gutes Geschenk für dich. Was bedeutet das für die Meisterschaft?"
Alonso: "Jedes Rennen wird nun immer interessanter für die Meisterschaft. Man kann ja nicht jedes Rennen gewinnen, aber man kann viel verlieren und diesmal hat Kimi viel verloren und ich nicht zu viel gewonnen. Aber in sieben Rennen vier Siege und drei zweite Plätze zu erreichen, ist ein perfekter Start. Wenn wir so in den nächsten sieben Rennen weitermachen, sieht die Meisterschaft schon sehr gut aus."
Nächster Sieg in Silverstone?
Frage: "Bei McLaren-Mercedes gibt es immer wieder Probleme mit dem Auto oder sie sind nicht schnell genug. Fragst du dich manchmal, warum du bei ihnen für das nächste Jahr unterschrieben hast?"
Alonso: "Da müssen wir abwarten. Ich muss mich darauf konzentrieren, in der Meisterschaft konstant unterwegs zu sein. Ich habe sie im Vorjahr gewonnen und keine Fehler gemacht, dabei stand ich 15 Mal auf dem Podest. Nun habe ich bereits sieben Podestplätze. Wenn das so weitergeht, dann kann ich 2006 um die Meisterschaft kämpfen. Was das nächste Jahr betrifft, so werden wir es sehen. Es ist eine neue Herausforderung mit einem neuen Team, aber ich bin sicher, dass wir auch im nächsten Jahr um die Meisterschaft kämpfen werden."
Frage: "In Spanien war Renault sehr schnell, warum konntest du hier aber keine Lücke auffahren?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Ich denke, dass sich McLaren verbessert hat und wir waren nicht so konkurrenzfähig wie in Barcelona. Ich schätze, dass wir mit unseren Hinterreifen Probleme hatten, mehr als unsere Konkurrenten. Wenn man aber nicht wegfahren kann, dann sollte man es auch nicht probieren, man zerstört sonst nur seine Reifen. Da muss man konservativ sein und nur vor den Boxenstopps angreifen."
Frage: "Wie siehst du deine Chancen beim kommenden Rennen in Silverstone?"
Alonso: "Ich denke, für uns wird es gut laufen. Im Vorjahr kämpften wir mit Juan-Pablo um den Sieg und bei den Tests im Winter waren wir extrem schnell. Wir sind zuversichtlich. Die Reifen waren im Winter, verglichen mit Bridgestone, auch extrem stark."

