Das Paradoxon vom Einheitsmotor

Hinter den Kulissen steht längst fest, dass der Einheitsmotor nicht kommen wird, dennoch gilt Mario Illien als Favorit auf den FIA-Zuschlag

(Motorsport-Total.com) - Die Formula One Teams Association (FOTA) hat längst beschlossen, dass unabhängige Teams einen Werksmotor ab 2009 für maximal zehn Millionen Euro bekommen sollen, mit einer geplanten Halbierung dieses Preises für 2010. Damit ist die Forderung der FIA erfüllt und der von Max Mosley angedrohte Einheitsmotor eigentlich vom Tisch.

Titel-Bild zur News: Mario Illien

Ein alter Bekannter: Mario Illien gilt als Favorit auf den FIA-Zuschlag

Sollte man zumindest meinen, denn die FIA will ihr Schreckgespenst nur für den Fall der Fälle noch nicht in den Keller sperren und damit ein wertvolles Druckmittel herschenken. Also hält man zumindest offiziell am ursprünglichen Fahrplan fest, der vorsieht, dass am kommenden Freitag das Geheimnis gelüftet wird, wer die Ausschreibung für den Einheitsmotor gewonnen hat. Als Favorit gilt der Schweizer Ex-Mercedes-Motorenbauer Mario Illien.#w1#

Illiens derzeit wichtigster Auftrag ist der IndyCar-Motor, den er unter Honda-Banner entwickelt hat. Laut 'auto motor und sport' sollen sich aber vier weitere Motorenspezialisten für den FIA-Auftrag beworben haben: Cosworth (zuletzt 2006 als Partner von Williams in der Formel 1), die Renault-Tuningschmiede Mecachrome, Zytek (vor Ferrari in der A1GP-Serie vertreten) und Judd, im Grand-Prix-Sport ebenfalls kein unbekannter Name.

Doch die ganze Geschichte ist ein Paradoxon: Selbst wenn Illien wie erwartet am Freitag den Zuschlag erhalten sollte, so wird er den Formel-1-Einheitsmotor doch nie bauen. Denn darüber, ob der Einheitsmotor kommt oder nicht, entscheidet der FIA-Weltrat am 12. Dezember in Paris - und angesichts des massiven Widerstands gegen den Einheitsmotor kann sich der Weltrat ein Ja dazu eigentlich gar nicht leisten.

Illien hat trotzdem konkrete Vorstellungen, wie sein Motor aussehen soll: "Mittelfristig käme ein V8 mit mehr als drei Liter Hubraum in Frage. Als Drehzahl könnte ich mir 13.500 bis 14.000 Umdrehungen pro Minute vorstellen. Das ergäbe 680 bis 700 PS", so der Schweizer, der sich langfristig einen Turbo mit einem Hubraum "von zwei Litern oder darüber" und "einer Drehzahl zwischen 12.000 und 14.000 Umdrehungen pro Minute und Direkteinspritzung" wünscht.