• 09.03.2006 17:08

Das Interview zur neuen Saison mit Michael Schumacher

Der Ex-Weltmeister über die arabische Sonne, Vorfreude auf das Rennfahren, WM-Chancen und seine angebliche Rolle im neuen 'Asterix'-Film

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, mit welchen Gefühlen gehst du in diese neue Saison? Du wirkst so, als wärst du bereit..."
Michael Schumacher: "Ja. Das Kribbeln war jetzt nicht den ganzen Winter da, aber die Vorfreude hat diesmal sehr früh angefangen."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Topmotiviert: Michael Schumacher freut sich darauf, morgen ins Auto zu steigen

Frage: "Wie schwierig ist es eigentlich, aus dem kalten Europa in die Wüste zu kommen und dann Topleistungen zu bringen?"
Schumacher: "Es wäre andersherum viel schwieriger! Wer freut sich nach so einem Winter nicht auf die Sonne?"

Frage: "Welchen Unterschied macht es für dich, dass die Saison in Bahrain beginnt und nicht in Australien?"
Schumacher: "Der Unterschied ist nicht groß, abgesehen einmal davon, dass der Zeitunterschied nicht so groß ist wie in Australien. Das ist aber auch schon alles."#w1#

Ob Albert Park oder Sakhir-Wüste ist "Schumi" egal

Frage: "Und es ist ein bisschen wärmer..."
Schumacher: "In Australien kann es auch ganz schön heiß sein. Hier kann es heiß sein und kalt, denn bei unserem Test vor zwei Wochen war es manchmal relativ kalt. Das muss alles nichts heißen."

"Technisch gesehen wäre es für uns nicht verkehrt gewesen, wenn wir noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten." Michael Schumacher

Frage: "Bist du froh, dass es wieder losgeht, oder hättest du gerne noch mehr Zeit für die Vorbereitung gehabt?"
Schumacher: "Technisch gesehen wäre es für uns nicht verkehrt gewesen, wenn wir noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, wobei wir schon Lösungen für unsere Probleme mitgebracht haben, so dass wir doch sehr zuversichtlich sein können, was die Zuverlässigkeit angeht. Am liebsten würde ich aber schon heute im Auto sitzen und fahren."

Frage: "Worauf freust du dich besonders, wenn du morgen wieder ins Auto steigen kannst? Ist das an einem Rennwochenende etwas anderes als beim Testen?"
Schumacher: "Es ist schon etwas anderes, weil es doch ein erstes Kräftemessen ist, auch wenn man trotzdem nicht hundertprozentig daraus lesen kann. Wer hat neue Reifen, wer hat wie viel Sprit im Tank und so weiter. Alles in allem bekommen wir aber schon mal einen etwas besseren Eindruck."

Frage: "Wen siehst du hier in Bahrain vor Ferrari?"
Schumacher: "Vielleicht fängst du mit der Frage noch mal anders an..."

Frage: "Wer ist dein Favorit an diesem Wochenende?"
Schumacher: "Ich sehe es ziemlich eng zwischen vier Teams - dazu gehören Renault, Honda, Mercedes und wir. Alle Fahrer dieser Teams haben eine Chance. Das könnte dieses Jahr eine interessante Kiste werden."

Frage: "Renault-Teamchef Flavio Briatore glaubt, dass euch die Motoren relativ schnell um die Ohren fliegen werden. Woher nimmt er diese Information?"
Schumacher: "Ich weiß es nicht. Das muss man ihn selbst fragen."

Schumacher verteidigt Ferraris Testprogramm

"Zunächst einmal läuft bei uns alles nach Plan." Michael Schumacher

Frage: "Ihr hattet bei den Tests einige Probleme mit der Kupplung. Wie sieht es diesbezüglich jetzt aus?"
Schumacher: "Zunächst einmal läuft bei uns alles nach Plan, denn wir sind mehr gefahren als vorgesehen. Der einzige Unterschied war, dass wir nach Valencia gegangen wären, um dort drei Tage zu testen, aber in Italien hätten wir gleich sechs oder sieben Tage testen können. Es stimmt, dass das Wetter in Mugello nicht gut war, aber wir konnten das erledigen, was zu erledigen war. Es stimmt, wir wären gerne noch mehr gefahren, aber das Auto war von Anfang an schnell - und jetzt ist es sogar noch schneller. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Zuverlässigkeit stimmt."

Frage: "Wie siehst du Renault jetzt? Setzen die da an, wo sie letztes Jahr waren? Sind sie eine Klasse für sich?"
Schumacher: "Die sind gut vorbereitet, auf jeden Fall. Eine Klasse für sich würde ich nicht sagen, aber schon gut vorbereitet."

Frage: "Wie groß ist deiner Meinung nach der Vorteil, dass ihr bereits hier getestet habt?"
Schumacher: "Das ist schwer zu quantifizieren, aber es war sicher kein Nachteil. Wir haben V8-Motoren, eine neue Aerodynamik und andere Reifen, und was die Reifenwahl angeht, sollten wir jetzt einen Schritt vor den anderen sein. Andererseits sind die anderen auch erfahren genug, dass sie nicht lange brauchen werden, um das in den Griff zu bekommen, nehme ich an."

Frage: "Wie groß der Vorteil durch den Test auch immer sein mag: Bringt euch das nur hier was oder auch beim nächsten Hitzerennen in Malaysia?"
Schumacher: "Es war hier nicht so heiß, wie wir es uns gewünscht hätten, daher ist es für Malaysia wahrscheinlich kein allzu großer Vorteil, aber es war dennoch wichtig für uns, hier frei testen zu können, denn bei den großen Tests in Europa sind die Autos meistens noch nicht sehr zuverlässig und man wird ständig durch stehende Autos und rote Flaggen unterbrochen. Dann kann man sein Programm nicht so effizient wie üblich herunterspulen."

Diesmal nicht als Weltmeister in eine neue Saison

Michael Schumacher

Interviewstress schon am ersten Tag: Michael Schumacher und die Meute... Zoom

Frage: "Du bist in die letzten fünf Saisons jeweils als Weltmeister gegangen. Was ändert es für dich, dass es diesmal nicht so ist?"
Schumacher: "Nicht viel, um ehrlich zu sein. Ich muss ein paar Schritte weiter gehen, um in meine Box zu kommen..."

Frage: "Wie sehr willst du es nach der etwas verkorksten Saison 2005 dieses Jahr wissen?"
Schumacher: "Ich denke, es gibt nur ein Ziel - das ist offensichtlich. Wir haben so hart gearbeitet und möchten versuchen, nicht im letzten Moment noch nachlässig zu werden."

Frage: "Wie groß sind deine Titelchancen in Prozent?"
Schumacher: "Abwarten und Tee trinken."

Frage: "Was sagst du zu Bridgestone? Haben sie ihren Job in diesem Winter besser gemacht?"
Schumacher: "Wir haben sehr hart gearbeitet und sicher eine Steigerung erzielt, aber die Frage ist immer, ob diese Steigerung auch ausreichend ist. Das werden wir dieses Wochenende herausfinden. Wie immer war es ein langer Winter mit viel Gerede, vielen Fragezeichen - und jetzt können wir beim ersten Rennen die Antworten liefern. Ich bevorzuge das Fahren gegenüber dem Reden, um ehrlich zu sein."

Frage: "Bisher hattest du einen sehr erfahrenen Teamkollegen, jetzt Felipe Massa. Könnte das Schwierigkeiten bereiten, wenn es um das Setup geht?"
Schumacher: "Nein. Erstens ist Felipe inzwischen schon sehr erfahren, und zweitens hängt es vom Team und vom Auto ab, wie man sich entwickelt. Die einzige Frage, die sich stellt, ist die des Fahrstils. Vielleicht haben Felipe und ich unterschiedliche Fahrstile, aber ansonsten kann ich vielleicht sogar noch mehr profitieren als bisher."

Für die Obelix-Rolle ist Schumacher nicht dick genug

"Für die Rolle des Obelix würde es bei mir noch nicht reichen..." Michael Schumacher

Frage: "Es gibt Gerüchte, dass du im neuen 'Asterix'-Film mitspielen sollst. Welche Rolle wirst du spielen? Hat es überhaupt schon eine Anfrage gegeben?"
Schumacher: "Das habe ich auch gelesen. Es gibt Gespräche, aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Für die Rolle des Obelix würde es bei mir aber noch nicht reichen..."

Frage: "Welchen Druiden und welchen Zaubertrank brauchst du für deine Formel-1-Saison 2006?"
Schumacher: "Dafür habe ich meine Jungs um mich herum, die da fleißig mischen. Bei dem Punktesystem und bei der Dichte gehört es natürlich schon dazu, dass man so viele Punkte wie möglich nach Hause fährt. Es ist eine Sache, Rennen zu gewinnen, aber es ist eine andere Sache, Punkte mit nach Hause zu nehmen. Wenn wir nach den ersten drei Rennen nach Europa kommen, sollten wir nicht allzu viel Rückstand haben."

Frage: "Was ändert sich durch die Umstellung auf V8-Motoren im Fahrstil?"
Schumacher: "Es ist schon eine andere Sache, aber mir persönlich schmeckt es so besser. Es gibt mehr Harmonie im Auto, denn wir hatten früher sehr viel Überschuss an Leistung im Verhältnis zu dem Grip, den Reifen und Aerodynamik ermöglicht haben - speziell bei uns letztes Jahr. Ich freue mich darauf."

V8-Autos sind fast so schnell wie im Vorjahr

"Normalerweise verliert man durch die Umstellung von V10 auf V8 zwei bis drei Sekunden pro Runde." Michael Schumacher

Frage: "In Valencia waren einige Teams mit den V8-Motoren sehr nahe an den alten Zeiten dran. Anthony Davidson stellte sogar einen neuen Streckenrekord auf. Wann könnt ihr hier in Bahrain die V10-Zeiten unterbieten?"
Schumacher: "Das ist keine Frage nur für hier, sondern generell für alle Strecken. Normalerweise verliert man durch die Umstellung von V10 auf V8 zwei bis drei Sekunden pro Runde, aber unsere Ingenieure haben so effizient gearbeitet, dass sich fast nichts ändern wird. Vergangenes Jahr waren wir weg von der Pace, aber das hängt immer davon ab. Außerdem ist ein Vergleich mit dem Vorjahr nicht fair. Man hatte nur einen Reifensatz für das gesamte Rennen und die Strategie im Qualifying war ganz anders als dieses Jahr. So ein Vergleich hinkt."

Frage: "Wie gehst du an das neue Qualifying heran?"
Schumacher: "Für uns ist das nicht so schwierig, sondern es wird viel schwieriger für euch Journalisten, es zu verstehen und es den Zuschauern zu vermitteln. Ich hoffe, ihr seid gut dabei!"

Frage: "Es gibt dieses Jahr wieder einige Neulinge. Welchen Rat kannst du ihnen geben?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass sie einen Rat brauchen. Die junge Generation verbringt viel Zeit im Kart. Natürlich hat ein Formelauto mehr PS, aber ansonsten gibt es kaum Unterschiede."

Frage: "Es ist ein bisschen spät für diese Frage, aber dennoch: Was ist in der Formationsrunde in Shanghai passiert, als du Christijan Albers gerammt hast?"
Schumacher: "Ich sehe keinen Sinn darin, das wieder aufzuwärmen. Das liegt in der Vergangenheit und wir können es nicht mehr ändern. Das Minardi-Team gibt es nicht mehr. Alles ist anders. Manchmal passieren eben aus Zufall gewisse Dinge."