Das Interview zum Training mit Michael Schumacher

Nach Platz 13 am ersten Tag in Istanbul sieht Michael Schumacher wenig Land für Ferrari, die neue Strecke findet er aber gut

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, wie lange hast du gebraucht, um die Strecke richtig kennen zu lernen?"
Michael Schumacher: "Etwas länger als ich gestern dachte, aus einem einfachen Grund: Als ich die Strecke mit dem Scooter abgefahren bin, war es nicht so schwierig, einzelne Stellen einzusehen, aber aus der Perspektive im Auto ist es dann doch eine ganze Ecke anders. Es gibt einige Kurven, die man beim Einlenkpunkt noch gar nicht sehen kann. Insofern macht das das Ganze etwas schwieriger. Kurve acht ist eine ziemlich interessante Kurve. Da wurde im Vorfeld viel darüber gesprochen, aber die ist wirklich ganz angenehm zu fahren, weil man sehr viele Möglichkeiten hat. Da trennt sich so ein bisschen die Spreu vom Weizen. Alles andere ist recht übersichtlich, aber dennoch interessant."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist nach dem ersten Tag in Istanbul nicht allzu optimistisch

Frage: "Stimmt es, dass die Strecke der in Spa ähnlich ist, wie im Vorfeld behauptet wurde?"
Schumacher: "Ich gehe eher davon aus, dass diesen Vergleich jemand bewusst angestellt hat, um der Strecke hier einen Namen zu geben, aber mit Spa hat sie sicherlich wenig zu tun. Sie hat ihre Stärken in ihrem eigenen Charakter. Ich finde, das reicht auch."#w1#

Istanbul "eine der anspruchsvollsten Strecken" der Formel 1

Frage: "Norbert Haug sagt, es ist die anspruchsvollste Strecke im Kalender. Siehst du das auch so?"
Schumacher: "Sie ist eine der anspruchsvollsten, aber dass sie die anspruchsvollste ist, würde ich nicht behaupten."

Frage: "Bislang war es bei neuen Strecken immer so, dass du von allen Fahrern am besten zurechtgekommen bist. Erwartest du das auch bei diesem Rennen?"
Schumacher: "Wenn man sich die Zeiten im Moment anschaut, dann muss man sagen, dass der Abstand zu den Vorderen relativ groß ist. Mit so großen Abständen lässt sich sicherlich nicht viel erreichen. Wir werden am Auto arbeiten. Man muss auch dazusagen, dass man über ein Rennwochenende genug Runden gefahren hat, um eine Strecke gut zu kennen. Wenn sich jemand schnell einstellen kann, ist das für die erste und maximal für die zweite Session ein Vorteil, aber danach gleicht sich das aus."

Frage: "Was hältst du von Istanbul als Stadt?"
Schumacher: "Ich finde es sehr interessant hier. Es gibt tolle Restaurants, nette Menschen, sehr viel Verkehr - alles sehr angenehm!"

Frage: "Du hast dich ein paar Mal gedreht. Lag da Dreck auf der Strecke oder ist das einfach nicht so leicht hier?"
Schumacher: "Es lag relativ viel Dreck, ja, speziell neben der Linie. Das ist auf neuen Rennstrecken nun einmal so. Auf der Ideallinie gibt es Grip, aber wenn man davon abkommt, wird es zu einer Rutschpartie."

Dreher waren kein Problem von Bridgestone

Frage: "Es liegt also nicht an den Reifen?"
Schumacher: "Nein, denn die Dreher hat ja jeder. Ich glaube nicht, dass es ein reifenspezifisches Problem ist."

Frage: "McLaren-Mercedes ist sehr weit vorne. Wie schätzt du das Kräfteverhältnis an diesem Wochenende ein?"
Schumacher: "So würde ich das im Moment sehen. Wie weit wir zurückhinken, muss man erst einmal sehen, aber im Moment sieht es nicht so gut aus für uns."

Frage: "Du bist der routinierteste Fahrer im Feld. Kannst du den hier gegenüber den jungen Kollegen ausspielen?"
Schumacher: "Lass es mich so sagen: Man kann es eher so sehen, dass sich über das Wochenende die Situation nivellieren wird, denn die Jungs, die jetzt noch nicht so gut zurechtkommen, haben über das Wochenende Zeit, sich an die Strecke zu gewöhnen. Es ist nicht so kompliziert, dass man dafür allzu lange brauchen würde. Insofern ist meine Erfahrung aus all den Jahren nicht so viel wert."

Frage: "Warst du heute nur mit gebrauchten Reifen unterwegs?"
Schumacher: "Nein, das geht ja gar nicht, denn die Reifen müssen ja irgendwann neu sein, wenn man losfährt. Wir haben auch den anderen Satz verwendet und waren beide Male ganz normal unterwegs mit neuen und alten Reifen. Die schnellste Runde ist aber mit alten Reifen entstanden, das stimmt."