Das Interview zum Qualifying mit Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, beide Ferraris in der ersten Startreihe - das sollte doch für morgen eine gute Voraussetzung sein, oder?"
Michael Schumacher: "Ja. Generell ist das schon mal eine sehr gute Voraussetzung. Ich hoffe, dass das Wochenende genauso gut aufhören wird, wie es gestern angefangen hat. Dafür drücken wir jetzt die Daumen."

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Verdienter Jubel: Erstmals seit Imola steht Michael Schumacher wieder ganz vorne

Frage: "Die USA sind für Ferrari ein sehr wichtiger Markt. Was bedeutet es dir, hier auf Pole Position zu stehen?"
Schumacher: "Es ist das einzige Rennen in Amerika, Indianapolis war immer klasse für uns. Ferrari war hier immer sehr erfolgreich. Ich möchte mich morgen natürlich zum fünften Mal ins Siegerbuch eintragen. Das wäre ideal, aber es ist noch ein langer Weg. Andererseits ist Indy auch nur eines von 18 Rennen, in dem es zehn Punkte gibt. Wir möchten den Abstand zu Fernando (Alonso; Anm. d. Red.), der Fünfter ist, so weit wie möglich verkürzen, aber wir werden sehen."#w1#

US-Markt ist für Ferrari der wichtigste überhaupt

"Der US-Markt ist ein großer Markt für alle Hersteller, daher möchten wir hier natürlich gut abschneiden. Es ist uns auch ein Anliegen, allen Unterstützern und Fans nach der Enttäuschung von 2005 etwas Wiedergutmachung zu bieten."

Frage: "Man hat dich schon lange nicht mehr so glücklich gesehen wie jetzt gerade. Was ist dir durch den Kopf gegangen, als die Pole Position fixiert war?"
Schumacher: "Ich war natürlich extrem glücklich darüber. Es ist ja schon längere Zeit her, dass ich auf Pole gestanden bin, insofern freut es mich umso mehr. In dieser wichtigen Phase der Saison und mit diesem großen Vorsprung ist das natürlich noch mal eine zusätzliche Bestätigung für uns."

Frage: "Warum bist du hier plötzlich so weit vorne?"
Schumacher: "Teamintern ist ja schon mal eine halbe Sekunde vorhanden, und dann haben wir sicherlich Umstände, die für uns passend sind. Das war für uns in letzter Zeit nicht der Fall. Das konnte man oft schon am Freitag sehen, dass es schwierig wurde. In Kanada war es zum Beispiel schwierig, das Rennen davor auch schon. Hier hat von Anfang an alles gepasst."

Frage: "War deine schnelle Runde perfekt?"
Schumacher: "Die erste war sehr gut, aber in der zweiten hatte ich nichts mehr zu verlieren, also pushte ich etwas mehr. Das hat nicht ganz wie geplant funktioniert, denn ich war wieder nur gleich schnell, obwohl das Auto wegen des Benzins ja schon leichter war. Trotzdem hat es gereicht."

Frage: "Flavio Briatore sagt, dass er nicht mehr an einen Renault-Sieg aus eigener Kraft glaubt. Ist das nur eine Pokerei?"
Schumacher: "Nein, das ist keine Pokerei. Man hat es ja im Freien Training ziemlich deutlich gesehen, dass wir hier ein sehr starkes Auto haben und im Verhältnis zu allen anderen extrem schnell unterwegs sind. Insofern ist das Realismus, der da nun mal vorhanden ist - wahrscheinlich auch gerechtfertigt. Für sie ist jetzt wichtig, den Schaden so gut wie möglich in Grenzen zu halten."

Ferrari mit den gleichen Reifen wie in Kanada

Frage: "Hat Bridgestone hier aufgrund der Vorkommnisse von 2005 einen Reifenvorteil? War Michelin vielleicht zu konservativ?"
Schumacher: "Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur eines: Unser Reifen ist der gleiche wie der, den wir in Kanada hatten. Die Reifen und das Auto sind also eigentlich komplett identisch wie vor einer Woche."

Frage: "Wie wichtig ist, dass Rubens Barrichello als Vierter auch noch vor Fernando Alonso steht?"
Schumacher: "Die Hondas waren das ganze Wochenende flott und konstant unterwegs. Das kann sicherlich ein positiver Faktor für uns sein, wenn sowohl 'Fisico' (Fisichella; Anm. d. Red.) als auch Rubens Alonso Punkte wegnehmen könnten. Wenn er sich zwischen Fisichella und Alonso bewegen würde, hätten sie auch intern keine Möglichkeiten, irgendwelche Spielchen zu betreiben. Das wäre ideal, aber wir haben ein zu langes Rennen vor uns."

Frage: "Wie viel Hoffnung schöpfst du aus der schlechten Startposition von Fernando Alonso?"
Schumacher: "Das ist positiv und lässt uns eventuell auf einen etwas größeren Punkteabstand hoffen. Vielleicht kommen wir am Ende des Wochenendes unter die 20!"

Frage: "Denkt man mit so einem guten Auto ans Gewinnen?"
Schumacher: "Das steht natürlich im Vordergrund, dass wir sehr große Chancen haben. Wir müssen es aber erst mal umsetzen, denn vor uns liegt noch ein sehr langes Rennen."

Frage: "Was könnte denn morgen noch schief gehen?"
Schumacher: "Hoffentlich nicht viel!"

Schumacher von großem Vorsprung überrascht

Frage: "Wie sehr bist du von eurer starken Leistung hier eigentlich überrascht?"
Schumacher: "Alles in allem sind wir natürlich extrem zufrieden. Wir hatten eine sehr gute Pace, sind auch sehr konstant. Am liebsten würde ich ein bisschen was von meinem Vorsprung hergeben und für andere Zeitpunkte aufheben. Wenn das Paket funktioniert, können wir extrem stark sein. In den vergangenen Rennen lief nicht alles gut für uns, aber hier passen die Bedingungen zusammen."

Frage: "England hat bei der Fußball-WM gegen Portugal verloren. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Schade für die englischen Fans! Die Portugiesen werden sich freuen. Ich bin ziemlich neutral, was das angeht. So ist der Sport: Es können nicht alle gewinnen!"

Frage: "Worauf tippst du bei Brasilien gegen Frankreich?"
Schumacher: "Das wird ein interessantes Spiel. Die Franzosen sind stärker als am Anfang. Bei den Brasilianern weiß man, dass sie stark sind, aber dass sie das auch selbst wissen, kann für sie ein Stolperstein sein. Lassen wir uns überraschen..."

Frage: "Wie viel Auftrieb hat dir denn gestern der Aufstieg der deutschen Nationalmannschaft ins Halbfinale gegeben?"
Schumacher: "Das ist natürlich ein schönes Wochenende, das ich nun mit einem Sieg abrunden möchte."