Das große Siegerinterview mit Michael Schumacher
Michael Schumacher nach seinem Sieg im Interview über das Rennen in Magny-Cours und die weitere Aussicht auf die Saison und den Kampf um den Titel
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, noch ein Rekord in Magny-Cours - insgesamt dein achter Sieg hier. Wann hast du daran geglaubt, dass es klappen kann?"
Michael Schumacher: "Ich war mir da schon sehr früh sicher. Als die Reifen keine Probleme bereiteten und sehr konstant blieben, war mir schon klar, dass wir heute eine richtig gute Möglichkeit haben würden. Das war zuvor nicht wirklich klar, da wir am Samstag kein Freies Training hatten. Insofern hingen wir da ein bisschen in der Luft.
Frage: "Ist das nun schon so eine Art Wachablösung?"
Schumacher: "Es gab ja auch schon früher in der Saison ein paar Rennen, wo wir auch gut aufgetrumpft haben. Da hatten wir auch das Gefühl, dass wir jetzt ein bisschen den Anschluss finden würden und ihn beibehalten können. Dann kam aber eine Kehrtwende. Was ich damit sagen will ist, dass es wirklich sehr schwer vorherzusagen ist und oftmals von Kleinigkeiten abhängt. Vor allem hängt es von den Reifen ab, ob sie funktionieren oder nicht funktionieren. Da müssen wir einmal abwarten, das kann sich wirklich jedes Rennen ändern."#w1#

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88. Grand-Prix-Sieg: Michael Schumacher war in Magny-Cours eine Klasse für sich
Graining war im Rennen kein Problem
Frage: "Du hattest vor dem Rennen etwas Angst vor Graining. Wie hast du das in den Griff bekommen?"
Schumacher: "Ja, das war das, was ich gesagt hatte, dass wir uns diesbezüglich nicht sicher waren, wie sie funktionieren. Aber die Strecke und die Arbeit, die wir am Auto vorgenommen haben, haben geholfen. Dadurch ist das Graining nicht wirklich aufgekommen. Man muss auch klar sagen, dass die Reifenwahl und die zur Verfügung stehenden Reifen perfekt waren."
Frage: "Du hattest einen tollen Start, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja. Es war toll, Erster und Zweiter zu sein. Das war für das Rennen ideal. Es ist ein gutes Resultat, über das wir uns natürlich sehr freuen."
Frage: "Du warst nach dem zweiten Stopp unglaublich schnell. War das der entscheidende Moment?"
Schumacher: "Wir entschlossen uns zu einer bestimmten Reifenstrategie, und in dieser Phase hatten wir neue Reifen drauf, die wir ausschöpfen mussten. Dadurch hatten wir zusätzliche Performance. Darüber hinaus wurde in jener Phase die Strecke immer schneller."
Frage: "Wann hast du heute deine neuen Reifensätze verwendet?"
Schumacher: "Beim letzten und vorletzten Stopp."
Frage: "Muss auf Dauer nicht auch Felipe Massa vor Fernando Alonso kommen?"
Schumacher: "Ich hatte natürlich gehofft, dass dies möglich sein kann, nachdem Felipe seinen zweiten Platz nach dem ersten Boxenstopp behalten konnte. Wir waren nach dem Start schnell unterwegs, waren beide auf gebrauchten Reifen unterwegs und hatten noch neue Reifen für später zur Verfügung, die wir dementsprechend einsetzen konnten. Aber leider hat es nicht gereicht."
Frage: "Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse beim Heimrennen in Hockenheim ein?"
Schumacher: "Ich hoffe ähnlich gut. Aber ich habe ja schon vorhin gesagt, wie eng es zugeht und wie kritisch manche Dinge sein können und über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Wir hoffen, dass wir für Hockenheim eine gute Reifenwahl treffen können - vom Auto wissen wir, dass es gut ist. Wir müssen schauen, dass wir die richtigen Reifen bei den Rennen immer so treffen, wie wir das bei den letzten zwei Rennen tun konnten."
Frage: "Du bist der erste Fahrer, der es geschafft hat, achtmal auf einer Strecke zu gewinnen. Es war dein 88. Sieg insgesamt und du hast auch noch eine Acht als Pokal bekommen. Was sagst du dazu, könnte da am Ende der Saison vielleicht noch eine Acht dazukommen?"
Schumacher: "Das wäre natürlich das Traumergebnis und die viel wichtigere Acht, wenn die am Ende auch noch da wäre."
Schielt Schumacher nun auf 100 Grand-Prix-Siege?
Frage: "Sind für dich vielleicht sogar 100 Grand-Prix-Siege möglich?"
Schumacher: "Wir werden es herausfinden..."
Frage: "Es haben ganz viele während dieses Rennens gefragt, wie es nur sein kann, dass irgendjemand darüber spricht, dass dieser Mann irgendwann aufhört..."
Schumacher: "Tja, ich weiß nicht. Da muss man die Leute fragen, die darüber reden."
Frage: "War es für dich von vornherein klar, dass du den anderen locker davonfahren kannst?"
Schumacher: "Das war überhaupt nicht klar, speziell weil das Auto am Samstagvormittag kurz in Flammen aufging und wir ein kurzes Barbecue hatten und wir von daher nicht wirklich alle Informationen hatten, was Long-Runs anging, wie sich die Reifen verhalten würden. Insofern war nicht vorherzusehen, wie das Rennen ausgehen würde. Wir hatten da unsere Bedenken, haben unsere Einstellungen aber so gut hingekommen, dass alles funktioniert. Man muss ganz klar sagen, das war eine perfekte Arbeit von den Mechanikern und Ingenieuren, dass sie das so hinbekommen haben."
Frage: "Was war heute das Rezept von Michael Schumacher und Ferrari?"
Schumacher: "Ich kann nicht mehr sagen als das, was ich gerade gesagt habe, dass all die Dinge gepasst haben, die ich gerade erklärt habe."
Frage: "Was muss passieren, dass auch noch Felipe Massa vor Fernando Alonso landet?"
Schumacher: "Grundsätzlich müssen wir als Team noch etwas schneller werden, damit es in Momenten, wo es etwas schwieriger ist - er hatte heute mit Verkehr zu kämpfen - genügend Puffer gibt, um die Situation auch dann noch hinzubekommen. Aber in meinen Augen schlägt er sich unheimlich gut. Es ist ein Auto, das nicht einfach zu fahren ist, und er kommt damit gut zurecht. Wenn man andere Teamkollegen von mir zum Vergleich heranzieht und schaut, wie sich diese im ersten Jahr an meiner Seite geschlagen haben, dann macht er da einen sehr guten Job."
Frage: "Es sind noch sieben Rennen zu fahren - und nach Indianapolis konnten Ferrari und Bridgestone den Aufwärtstrend bestätigen..."
Schumacher: "Absolut! Das müssen wir beibehalten, um den Schwung zu retten. Es wird in allen Bereichen einen harten Entwicklungskampf geben, aber dieses Resultat ist insofern besonders schön, wenn man bedenkt, wie schwierig dieses Wochenende wegen der Probleme gestern war. Wir wussten ja nicht einmal, ob die Reparatur nach dem Freien Training rechtzeitig vor dem Qualifying fertig werden würde. Danke dafür an meine Mechaniker, die wirklich besondere Jungs sind! Die Ingenieure haben mir ein sehr gutes Auto hingestellt mit einem Setup, dass trotz der Schätzarbeit sehr gut war."
Magny-Cours eher ein Maßstab als Indianapolis
Frage: "Du bist jetzt wieder im WM-Rennen. Wie siehst du das?"
Schumacher: "Jep. Wir müssen so weitermachen. Dieses Rennen war schon eher ein Maßstab als Indianapolis, denn dort waren wir einfach zu dominant. Das hier war ein Referenzpunkt. Wir haben eindeutig aufgeholt - und wenn wir so weiterarbeiten, können wir in den letzten sieben Rennen voll pushen. Es ist noch lange nicht aus!"
Frage: "Wie lautet nun dein Fazit nach diesem Rennen?"
Schumacher: "Das war ein perfektes Resultat - ein bisschen unerwartet, muss man ganz ehrlich sagen, weil wir gestern nicht wussten, ob die Reifen durchhalten würden oder nicht. In der Hinsicht haben wir aber wirklich einen sehr guten Job gemacht. Bridgestone hat uns an diesem Wochenende hervorragende Reifen zur Verfügung gestellt. Meine Mechaniker, die einen unglaublichen Job gemacht haben, das Auto noch vor dem Qualifying zu reparieren, und meine Ingenieure, die das Setup trotzdem im Griff hatten - dadurch konnten wir heute das Rennen doch recht dominant gewinnen. Riesenkompliment den Jungs! Diesen Schwung müssen wir jetzt nutzen, um in den nächsten Rennen vielleicht noch mehr Boden gutzumachen, damit die Meisterschaft wirklich am Ende entschieden werden kann - hoffentlich für uns!"
Frage: "Wie geht es jetzt weiter?"
Schumacher: "Es sind noch sieben Rennen zu fahren, da ist noch alles offen. Wir kämpfen bis zum Schluss. Aber jetzt wird erstmal gefeiert, dann freue ich mich auf mein Heimspiel in 14 Tagen in Hockenheim."
Frage: "Wir sehen uns in zwei Wochen wieder auf dem Fußballplatz, beim 'Spiel des Herzens'. Wie wichtig ist dir diese Veranstaltung?"
Schumacher: "Das ist traditionell ein Event geworden, der sehr viel Spaß macht. Im letzten Jahr konnten wir ihn leider nicht durchführen, deshalb freuen wir uns in diesem Jahr um so mehr. Wir hoffen, dass wir viel Geld für die Kinder, die uns am Herzen liegen, durch die Spenden und die Eintrittsgelder sammeln können."

