Das große Siegerinterview mit Fernando Alonso

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, dein Gesang am Boxenfunk sagte alles: We are the Champions!"
Fernando Alonso: "Ja, für das Team war es eine fantastische Saison. Wir kamen mit zwei Punkten Vorsprung auf McLaren zum letzten Rennen und haben das Auto noch ein bisschen ausgereizt, was Chassis und Motor angeht, um hier gewinnen zu können. Das war heute nicht mehr entscheidend, aber schon wichtig für die Motivation des Teams und für den langen Winter."

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Fernando Alonso rundete heute eine tolle Saison mit einem Sieg in China ab

Frage: "Es sah nach außen nach einem perfekten Rennen aus, aber du hattest vor dem ersten Stopp Untersteuern und wolltest mehr Frontflügel, wie du am Boxenfunk gesagt hast, nicht wahr?"
Alonso: "Nein, genau das Gegenteil: Ich hatte Übersteuern und nahm ein bisschen Frontflügel weg. Abgesehen davon war das Auto perfekt, wie schon das ganze Wochenende."#w1#

Nur im Qualifying in China drehte Renault voll auf

"Wir haben unser Potenzial eigentlich nur im Qualifying gezeigt, den Motor hoch gedreht - und dann noch im ersten Stint im Rennen. Ansonsten sind wir mit sehr niedriger Drehzahl gefahren, denn Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) war ja weit hinten. Das war vielleicht das leichteste Rennen des Jahres."

Frage: "Hat dir das Safety-Car heute geholfen?"
Alonso: "Nein, ich hatte eher Pech mit dem Safety-Car. Ich hatte 20 Sekunden Vorsprung, die mit einem Schlag weg waren. Viele waren überrascht, wie lange wir im ersten Stint draußen bleiben konnten, und ich denke, dass wir heute vielleicht sogar länger als die McLarens gefahren wären, wenn nicht das Safety-Car gekommen wäre. Leider konnten wir den Beweis nicht antreten."

Frage: "Wie war das Auto? Fühlte es sich schneller an als der McLaren-Mercedes?"
Alonso: "Ich denke schon. Wir waren das ganze Wochenende schneller, obwohl wir das Potenzial des neuen Motors nur im Qualifying wirklich ausgefahren sind. Dort haben wir uns mit mehr Benzin als alle dachten die Pole Position gesichert. Im ersten Stint des Rennens habe ich attackiert, aber dann drehte ich die Drehzahlen zurück und nahm Tempo raus, denn nach Montoyas Ausfall wären ja auch Platz zwei und drei genug gewesen."

Frage: "Bist du den Rest des Rennens nach dem ersten Stint komplett mit reduzierter Drehzahl gefahren?"
Alonso: "Ja, ab der 30. Runde oder so. Die letzten 20 Runden sind wir sehr entspannt angegangen, weil Montoya nicht mehr unterwegs war."

Verbesserungen vom Motor machten einen großen Unterschied

Frage: "War die Tatsache, dass ihr einen neuen Motor für nur noch ein Rennen hattet, heute entscheidend?"
Alonso: "Ich glaube, es kam nur vom neuen Motor, denn das Auto ist gleich wie in Suzuka. Für die letzten drei Rennen verbesserten wir das Auto, aber in Brasilien hat man das nicht gesehen, denn dort fuhr ich ein sehr konservatives Rennen, um die Weltmeisterschaft zu sichern. In Suzuka hatten wir in Qualifying mit dem Regen Pech, aber hier war es okay. Das Chassis war gut - und wie gesagt konnten wir zum ersten Mal in den letzten zehn Rennen mit den McLarens kämpfen."

Frage: "Was war eigentlich mit deinem Auto los, als du nach der Zieldurchfahrt zurück an die Box gekommen bist?"
Alonso: "Es hat ein bisschen Feuer gefangen. Meine Ingenieure haben mir in der Auslaufrunde gesagt, dass ich voll aufs Gas steigen soll, weil es der letzte V10-Motor in der Formel 1 ist, und dabei ging ein Auspuff in Flammen auf..."

Frage: "Du hast genau wie Kimi Räikkönen sieben Rennen gewonnen, aber die Weltmeisterschaften gingen beide an dein Team. Wie fühlst du dich jetzt?"
Alonso: "Es war eine gute Saison für uns. Wir haben zu Beginn alle Rennen gewonnen und hatten dann immer wieder Ausbaustufen vom Motor und so weiter, aber der Vorsprung war groß genug, sodass wir kein Risiko mehr eingehen mussten. Hier sind wir wieder etwas mehr Risiko eingegangen, weil wir wussten, dass wir McLaren schlagen können. Ich bin ein bisschen enttäuscht, nur sieben Rennen gewonnen zu haben, denn wie man heute gesehen hat, wären mit diesem Auto auch zehn oder elf Siege möglich gewesen."

Frage: "Es ist jetzt auch Zeit für eine erste Saisonbilanz. Wie gesagt habt ihr beide je sieben Rennen gewonnen. Euer Zweikampf war fantastisch, nicht wahr?"
Alonso: "Es war ein ganz schöner Druck, mit Kimi zu fighten, aber wir haben auch Respekt voreinander. Ich denke, es war ein schönes Duell. Ich hatte zu Beginn das bessere Auto, dann er, allerdings mit ein paar mechanischen Problemen, und jetzt haben wir noch einmal gezeigt, dass wir noch etwas in der Tasche hatten."

Alonso ist auch für 2006 schon sehr optimistisch

"Wir haben das Auto meistens nicht ganz ausgereizt, denn es gab keinen Grund dafür, aber ich bin jetzt sehr happy und auch zuversichtlich für nächstes Jahr, denn es steckt großes Potenzial in diesem Team."

Frage: "Kannst du Kimi Räikkönen ein bisschen charakterisieren?"
Alonso: "Dazu kann ich nichts sagen, denn jeder weiß, wie schnell Kimi ist, und es war fantastisch, diese Saison gegen ihn zu kämpfen. Er ist immer sehr ruhig und macht keine Fehler. Ich hatte Glück, dass mein Team kaum mechanische Probleme zuließ, und ich denke, dass Kimi und ich noch viele gute Fights haben werden, denn wir sind ja noch jung und werden bestimmt noch lange in der Formel 1 fahren."

Frage: "Es muss sich großartig anfühlen, den Job jetzt endgültig erledigt zu haben, nicht wahr?"
Alonso: "Ja, auch für das Team ist die Weltmeisterschaft klasse - die ganze Saison war ein einziger Traum! Für Renault ist es besonders toll, denn nur vier Jahre nach ihrem Einstieg sind sie schon Formel-1-Weltmeister. Das ist nicht leicht, aber dank der guten und professionellen Mitarbeiter stehen wir heute hier."

Frage: "Wie wirst du heute feiern - und geht es zunächst nach Spanien zurück oder nach London?"
Alonso: "Ich werde heute Abend im Flieger feiern - und ich fliege nach London."