• 10.02.2009 12:44

  • von Dieter Rencken

Das etwas andere Interview mit Sebastian Vettel

Sebastian Vettel einmal anders: Zwischen spitzbübischem Lächeln, Alphatieren, britischem Humor, Kren und österreichischen Skipisten...

(Motorsport-Total.com) - Die großen Champions der Formel 1 haben eines gemeinsam: Sie waren echte Killer! Damit ist gemeint die gnadenlose Kompromisslosigkeit eines Ayrton Senna oder der beinharte Egoismus eines Michael Schumacher. Praktisch alle Experten sind sich einig, dass Sebastian Vettel eines Tages auch zu dieser Elite gehören könnte, doch einen Killerinstinkt sieht man dem fröhlichen Blondschopf auf den ersten Blick nicht an, wenn er wieder mal grinsend durch den Paddock schlendert und jeden artig grüßt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sunnyboy Sebastian Vettel im Dienst: Kann man diesem Jungen böse sein?

Aber: "Darum schätze ich ihn sogar noch gefährlicher ein", sagt etwa Gerhard Berger über seinen ehemaligen Schützling. "Er hat diesen Egoismus, den man haben muss, aber er bringt das so rüber, dass man ihn als den Jungen von nebenan sieht, den man nur mögen kann. Er hat die Schlitzohrigkeit mit vollem Umfang." Über diese Seite und über ein paar andere Seiten seiner Persönlichkeit, die nur wenige kennen, sprach Vettel gestern nach seinem ersten Testtag mit dem neuen Red-Bull-Renault RB5 in Jerez.#w1#

Rennfahren als Lebensmittelpunkt

Frage: "Sebastian, du machst immer einen netten Eindruck, lächelst freundlich, aber fühlst du dich tief drinnen vielleicht ein bisschen als Killer im rennfahrerischen Sinn?"
Sebastian Vettel: "Keine Ahnung. Ich denke nicht viel über mich selbst nach. Ich genieße das Rennfahren sehr und versuche, immer mein Bestes zu geben. Ich weiß, was ich will. Das klingt einfach, aber es ist im Grunde genommen auch einfach. Natürlich kämpft man immer auch gegen sich selbst, gerade an den Tagen, an denen es nicht so läuft. Das gehört eben auch dazu. Man muss dann versuchen, das Positive mitzunehmen."

Frage: "Aber bei dir sieht alles so leicht aus..."
Vettel: "Zum Glück könnt ihr mein Gesicht nicht sehen, wenn ich den Helm trage. Das ist vielleicht besser so, denn wenn ich im Auto sitze und hart kämpfe, dann lächle ich nicht. Erst wenn du über die Ziellinie fährst und weißt, dass du ein gutes Rennen gefahren bist, dann lächelst du - dann hast du ja auch allen Grund dazu."

"Zum Glück könnt ihr mein Gesicht nicht sehen, wenn ich den Helm trage." Sebastian Vettel

Frage: "Welchen Beruf würdest du heute ausüben, wenn du kein Formel-1-Fahrer wärst?"
Vettel: "Keine Ahnung. Zum Glück musste ich mir darüber nie Gedanken machen! Ich habe mein Abitur fertig gemacht, aber damals war die Formel 1 noch kein Thema. Natürlich war die Formel 1 mein Traum und mein Ziel, aber das war alles noch so weit weg. Also habe ich die Schule beendet - und kurz darauf war ich schon in der Formel 1. Da blieb nicht viel Zeit, um über Berufe nachzudenken."

"Vielleicht wäre ich Ingenieur geworden, um im Motorsport eine hohe Position zu erreichen, damit ich den Fahrern, die es geschafft haben, sagen kann, was sie zu tun haben (grinst; Anm. d. Red.)! Im Ernst: Damals wollte ich einfach nur im Motorsport tätig sein, da hätte es mir auch nichts ausgemacht, in der Formel 3 oder in der DTM zu sein statt in der Formel 1. Ich liebe den Motorsport einfach. Wenn ich kein Fahrer geworden wäre, dann halt irgendetwas anderes."

Lieber in den Ferien als auf der Schulbank

Frage: "Warst du eigentlich ein guter Schüler?"
Vettel: "Die Formel 1 ist die Elite des Motorsports, aber in der Schule gehörte ich nicht gerade zur Elite. Ich war nicht der Beste, aber auch nicht der Schlechteste, sondern ein ganz normales Kind. Manche Fächer sind mir besser gelegen als andere, aber das geht ja allen so. Und die Ferien habe ich geliebt!"

Frage: "Siehst du dich bei deinem neuen Team Red Bull als Alphatier?"
Vettel: "Nein, überhaupt nicht. Die Formel 1 ist ein Teamsport. Da ziehen alle an einem Strang, ganz egal ob Teamchef, Fahrer, Ingenieur, Mechaniker, LKW-Fahrer oder Pressesprecher. Alle gehören zum Team. Es klingt abgedroschen, aber es ist wirklich so: Entweder man funktioniert als Ganzes - oder überhaupt nicht."

"Die Formel 1 ist ein Teamsport. Da ziehen alle an einem Strang." Sebastian Vettel

Frage: "Du bist für deinen britischen Humor bekannt, obwohl du Deutscher bist. Wo kommt das her?"
Vettel: "Keine Ahnung. Als ich Kart gefahren bin, habe ich halt sehr viel Englisch gesprochen. In Italien und in ganz Europa habe ich nicht nur deutsche Kinder kennen gelernt, sondern auch Engländer und so weiter. Ich hatte einen Freund aus England. Als ich ihn besucht habe, kam mir das total komisch vor, weil die Leute auf der falschen Seite gefahren sind. Ich finde heute noch, dass sie auf der falschen Seite fahren (lacht; Anm. d. Red.)! Aber woher der britische Humor kommt, das weiß ich nicht. Mir hat diese Art von Humor von Anfang an gefallen."

Frage: "Ich habe gehört, du bist ein Fan der TV-Serie 'Little Britain', nicht wahr?"
Vettel: "Ja, das stimmt, aber das ist nur ein Teil der ganzen Sache um meinen britischen Humor."

Frage: "Du bist für deine Streiche bekannt. Was ist der beste, den du je jemandem gespielt hast?"
Vettel: "Da gibt es viele. Vielleicht erzähle ich den bisher letzten: In Österreich gibt es eine Spezialität namens Kren (Meerrettich; Anm. d. Red.). Wenn man Kren besonders anrichtet, sieht er wie Käse aus. Ich war mit einem Kumpel in Österreich Skifahren. Dann habe ich ihm gesagt: 'Streich dir diesen Käse aufs Brot, der ist einfach fantastisch, wirklich köstlich!'"

Eine österreichische Lektion...

"Er hat das getan und ich habe gesagt: 'Nein, da muss mehr drauf!' Er begann zu essen und fand es sehr gut, weil man Kren nicht sofort schmeckt. Aber Kren ist extrem scharf. Meinem Kumpel sind die Tränen runtergelaufen (lacht; Anm. d. Red.)! Aber ich schätze, er wird mir das irgendwann heimzahlen..."

¿pbvin|512|1252||1pb¿Frage: "Gerhard Berger war bekannt für seine Streiche. Habt ihr euch gegenseitig welche gespielt?"
Vettel: "Nein. Gerhard ist der Meister des guten Streichs - da habe ich viele Geschichten gehört! Aber er hat mich zum Glück verschont. Ich ihn auch. Er ist viel älter als ich, da muss man einen gewissen Respekt entgegenbringen."

Frage: "Du hast jeden Tag mit Geschwindigkeit zu tun. Was bedeutet Geschwindigkeit für dich oder woran denkst du, wenn du das Wort Geschwindigkeit hörst?"
Vettel: "Leidenschaft, Faszination, Druck. Drei Worte. Mehr fällt mir nicht dazu ein."

Frage: "Keine Angst, keine Gefahr?"
Vettel: "Das hängt davon ab. Wenn ich auf Skiern stehe und eine Abfahrt zu schnell wird, dann habe ich schon ein bisschen Angst, aber wenn ich im Auto sitze, dann gibt es das nicht. 300 km/h im Rennauto sind kein Problem, aber 140 km/h auf Skiern, das könnte ich nicht."

Frage: "Bist du ein guter Skifahrer?"
Vettel: "Ich habe im Vorjahr damit begonnen. Davor war ich Snowboarder. Ich würde mich als durchschnittlichen Skifahrer einschätzen."

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