Danner: Hamilton musste Verstappen zeigen, dass er "kein Feigling" ist

Formel-1-Experte Christian Danner verteidigt Lewis Hamilton: Indem er in Silverstone gegen Max Verstappen nicht zurücksteckte, setzte der Brite ein klares Statement

(Motorsport-Total.com) - "Für Lewis war es an der Zeit, eine Ansage zu machen", kommentiert Christian Danner den Vorfall zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen beim Grand Prix von Großbritannien. Die Titelkontrahenten kollidierten in der ersten Runde des Formel-1-Rennens vor einer Woche, woraufhin Verstappen ausschied.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen (Red Bull) und Lewis Hamilton (Mercedes) duellieren sich in Silverstone

Hamilton fuhr in Silverstone kompromisslos gegen Verstappen - mit Folgen Zoom

Der Mercedes-Pilot wurde mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt, gewann seinen Heim-Grand Prix aber trotzdem und verkürzte den Rückstand auf Verstappen in der WM auf acht Punkte. Während aus dem Red-Bull-Lager harsche Kritik an Hamiltons Manöver laut wurde, ergreift TV-Experte Danner Partei für den Briten.

"Es sind zu viele Dinge passiert, bei denen er zurückstecken musste, und Max ist wirklich hart gefahren", sagt Danner im Gespräch mit 'Motorsport.com' und erinnert sich: "Ich glaube, es war in Paul Ricard, ich glaube, es war in Portimao, ich glaube, es war in Imola. Ich bin sicher, es gab noch mehr versteckte!"

Danner findet: Lewis Hamilton hat richtig gehandelt

Für Hamilton sei es deshalb an der Zeit gewesen zu sagen: "'Hör zu, Kumpel, ich bin kein Feigling.' Und genau das hat er getan. Und er hat es richtig gemacht. Natürlich gibt es immer eine 50/50-Chance. Wenn Lewis es nicht versucht, gibt es keinen Unfall. Wenn Max nicht in ihn hineinfährt, gibt es auch keinen Unfall."

Über die Strafe der Rennkommissare sagt der erfahrene TV-Kommentator: "Ich denke, es war ein sehr diplomatisches Urteil, die zehn Sekunden. Aber am Ende des Tages hat er seinen Standpunkt klar gemacht. Meiner Ansicht nach hat er richtig gehandelt."

Und Verstappen werde seine Lehren daraus ziehen, ist sich Danner sicher. "Max ist nicht dumm. Er ist ein außergewöhnlich guter Rennfahrer", weiß der Deutsche. "Und ein Teil davon, ein außergewöhnlich guter Rennfahrer zu sein, ist, Situationen für sich selbst zu analysieren, nicht nach außen, sondern nach innen."


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Formel-1-Experte sicher: "Er kann Lewis schlagen"

"In dieser Hinsicht wird er es wohl nie zugeben. Aber ja, er hat seine Lektion gelernt. Zu meiner Zeit in der Formel 1 war das ein ziemlich gängiger Weg, um sich gegenseitig davon zu überzeugen, wer die größeren Eier hat! Aber ich behaupte nicht, dass es ein perfekter Weg ist, von seinem Gegner zu lernen, wie er tickt."

"Max muss erkennen, dass er in einem schnelleren Auto sitzt. Er kann Lewis schlagen. Wenn er diese Dinge weiterhin macht, wird er die Meisterschaft verlieren. Ich mochte schon immer eine pragmatische, realistische Herangehensweise. Man denke an Niki Lauda gegen Alain Prost im Jahr 1984. Ein halber Punkt ist genug."

Die wütenden Reaktionen der Red-Bull-Bosse Helmut Marko und Christian Horner nach dem Hamilton-Verstappen-Clash kann Danner nicht wirklich ernst nehmen: "Wenn man ihnen zuhört, war es fast amüsant, wenn nicht sogar unterhaltsam."


Fotos: F1: Grand Prix von Großbritannien (Silverstone) 2021, Sonntag


Fehde zwischen Mercedes und Red Bull "amüsant"

"Ich will nicht von lächerlich sprechen, aber ich habe geschmunzelt und fast gelacht, weil sie es einfach übertrieben haben. Natürlich sind sie für ihren Fahrer. Und natürlich sagen sie, dass der andere ein Schwachkopf ist und er falsch liegt und so weiter. Aber die Art und Weise, wie sie es taten, brachte mich zum Lächeln."

"Und was mich auch zum Lächeln brachte, war Toto (Wolff, Mercedes-Teamchef; Anm. d. R.), als er anfing, Michael Masi Sachen zu mailen. Ich mag Toto wirklich und ich schätze seine Leistungen und alles. Aber ich meine, was soll das? Wo sind wir?"

Wolff hatte dem FIA-Rennleiter ein Diagramm zukommen lassen, dass die Kollision zwischen Verstappen und Hamilton zugunsten des Mercedes-Piloten aufklären sollte. Danner findet: "Das ist, als würde der Trainer mitten im Fußballspiel zum Schiedsrichter gehen und sagen: 'Warte mal, Kumpel, ich habe eine andere Meinung!'"

"Das habe ich nicht ganz verstanden. Und abgesehen davon, die Mail und die Skizze und alles, das ergibt für mich keinen Sinn. Ich kann keine Regel dafür finden! Die Rennkommissare haben das Richtige getan. Und das war's", so der Experte. Dass die Spannungen zwischen Mercedes und Red Bull abklingen werden, erwartet er nicht.


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"Es wird sich aus Sicht der Teams nicht beruhigen. Beide, Helmut und Toto, sind sehr klug und intelligent. Sie spielen das Spiel so gut, wie sie können, nach ihrem internen Regelwerk. Natürlich machen sie sich gegenseitig die Hölle heiß. Aber was mir gefällt, ist, dass es ein gewisses intellektuelles Niveau gibt, zwischen Helmut und Toto."