Damon Hill lobt Lewis Hamilton: "Noch keine unsportliche Aktion gesehen"

Lewis Hamilton wurde nach der Verstappen-Kollision in Silverstone von einigen Seiten kritisiert, Ex-Weltmeister Damon Hill springt ihm jedoch zur Seite

(Motorsport-Total.com) - Der WM-Zweikampf 2021 in der Formel 1 zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton ist beim Großbritannien-GP in Silverstone zum ersten Mal so richtig eskaliert: Beide kollidierten in Runde 1 des Rennens miteinander. Red-Bull-Pilot Verstappen flog ab und landete im Krankenhaus, Mercedes-Fahrer Hamilton gewann das Rennen. Im Anschluss hatte Ex-Weltmeister Damon Hill größten Respekt vor seinem Landsmann.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton begeisterte die Massen in Silverstone Zoom

Im Podcast 'F1 Nation' schwärmt Hill über Hamilton: "Brillant, das Spiel auf diesem schmalen Grat, es nicht zu übertreiben, aber trotzdem aggressiv genug zu sein. Er scheint das perfekt einschätzen zu können. Ich habe von ihm noch nie eine unsportliche Aktion in einem Rennen gesehen."

Dabei ist Hamilton keineswegs ein Kind von Traurigkeit. Wie die meisten großen Champions, so war auch er im Laufe seiner Karriere schon in die eine oder andere Kontroverse verstrickt. Auch auf der Strecke. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist das WM-Finale 2016 in Abu Dhabi, als er entgegen der Anweisung seines Teams mit einer Defensiv-Taktik versucht hat, das Ruder im Titelkampf gegen Teamkollege Nico Rosberg noch herumzureißen. Vergebens.

Doch solche Aktionen ändern Hills Einschätzung nicht. Weil sie aus seiner Sicht zwar an der Grenze waren, aber eben nicht darüber hinaus. Über den Silverstone-Crash sagt Hill deshalb: "Das jetzt war noch am ehesten eine Aktion, wo man vielleicht sagen könnte: 'Das war ein bisschen zu viel Lewis.' War es aber nicht. Er musste es tun. Er musste aggressiv sein."

FIA-Diagramm entlastet Lewis Hamilton

Was Hamilton zugutekommt: Laut einem FIA-Diagramm hätte ihm bereits die Kurve gehört, obwohl er noch nicht ganz auf gleicher Höhe wie Verstappen war. Es reicht demnach schon, als Fahrer auf der Innenbahn mit dem Frontflügel in etwa auf Höhe des Helms des äußeren Piloten zu sein.

Das inzwischen berühmt gewordene Diagramm soll den Stewarts als Bewertungsgrundlage dienen, sollte es zu Aktionen kommen wie jene zwischen Hamilton und Verstappen. Hamilton erhielt schließlich eine Zeitstrafe von zehn Sekunden, gewann den Grand Prix aber trotzdem.

Hill sieht die Schuld für den Unfall in der ersten Runde jedenfalls bei beiden Fahrern: "Natürlich bestand die Möglichkeit, dass es kracht. Aber wenn es kracht, wäre es genauso Max' Fehler wie der von Lewis." Schließlich hat im Kampf um die Führung keiner von beiden wirklich nachgegeben, auch wenn Hamilton im allerletzten Moment in Copse-Corner vom Gas gegangen ist.


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"Diese Dinge einzuschätzen, darin ist Lewis brillant", lobt Hill. "Und dann fährt er weiter, mit den zehn Sekunden Strafe, und kämpft sich an Charles [Leclerc] ran, und auch das schätzt er perfekt ein. Wow! Acht Grand-Prix-Siege [von Hamilton in Silverstone; Anm. d. Red.]. Ein spektakuläres Ergebnis."

Jenson Button eher auf der Seite von Max Verstappen

Weltmeister-Kollege Jenson Button sieht die Sache bei 'Sky UK' ein wenig neutraler. "Toto [Wolff] hat schon recht: Die beiden sind sich ähnlich, da gibt keiner nach. Max ist ein aggressiver Fahrer und Lewis wird aggressiver, weil er mit ihm kämpft."

Button war von 2010 bis 2012 drei Jahre lang mit Hamilton bei McLaren unterwegs und kennt ihn daher relativ gut. Im direkten Duell behielt er über alle drei Jahre gesehen nach Punkten sogar knapp die Oberhand (672:657). "Lewis kommt aber aus einer Position heraus, die er noch nie innehatte", analysiert Button.


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Er sieht den größeren Teil der Schuld bei seinem Ex-Teamkollegen: "Lewis ist innen, und er verpasst den Scheitelpunkt. Hätte er den Scheitelpunkt getroffen, dann wären sie nicht kollidiert."

Vor dem Großbritannien-GP geriet Lewis Hamilton im Titelkampf gegen Max Verstappen immer mehr in Bedrängnis. Verstappen gewann vor Silverstone vier von fünf Rennen und baute sich ein Polster von über 30 Punkten auf, zudem setzte er sich auch im Sprintqualifying gegen Hamilton durch. Der GP-Sieg von Hamilton bringt ihn in der Gesamtwertung wieder auf acht Zähler an Verstappen heran.