Danner: Ferrari hat schlecht gearbeitet

TV-Experte Christian Danner freut sich über eine Neuverteilung der Machtverhältnisse in der neuen Formel 1 und kann Kritik nicht verstehen

(Motorsport-Total.com) - Packende Zweikämpfe, Fahrer an ihrem Limit und Spannung von der ersten bis zur letzten Runde - Der Grand Prix in Bahrain hatte so einiges zu bieten. TV-Experte Christian Danner glaubt, dass die Formel 1 mit diesem Spektakel bewiesen hat, dass die Kritik an den zahlreichen Regeländerungen, welche die Formel 1 für die Saison 2014 vorgenommen hat, verfrüht war. Die Beschwerden wären sowieso dort am lautesteten, wo es in diesem Jahr noch nicht so läuft.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Laut Christian Danner ist Ferrari für die Formschwäche selbst verantwortlich Zoom

Mercedes lieferte sich teamintern ein heiße Duell um den Sieg und dahinter ging es unter dem Flutlicht des Wüstenrennens erst richtig zu Sache: Gleich vier Teams kämpften um den begehrten Platz auf dem Podium und bis die karierte Flagge nach 57 Runden geschwenkt wurde, wollte keiner von ihnen aufgeben. Dieses Bild bot uns der dritte Grand Prix der Formel-1-Saison 2014 und Danner weiß auch, was den Event so besonders gemacht hat. "Das Entscheidende ist, dass die Hierarchie etwas durcheinander geraten ist", sagt er gegenüber 'ntv.de'.

"Red Bull fährt nicht mehr automatisch vorneweg und Vettel schaukelt das nicht mehr nach Hause. Jetzt - Mercedes vorne mal weggenommen - ist ein Mittelfeld entstanden, das unfassbar tollen Motorsport zeigt. Das sind zwei Force India, das sind die Red Bulls, das sind die beiden Williams, die beiden Ferrari, die hin und wieder mal mitkommen. Das ist einfach sagenhaft, und das liegt an den neuen Regeln. Ohne die wäre alles geblieben wie in den vorherigen Jahren."

Neue Regeln sollten Topteams nicht schwächen

Seit der Einführung der V6-Antriebseinheiten befindet sich Mercedes auf dem Vormarsch und hat damit, zumindest in den ersten drei Rennen, die bisher gefahren wurden, Red Bull den Rang abgelaufen. "Der Grund dieser Regeländerung war nicht, die Vorherrschaft von Red Bull zu brechen", betont Danner jedoch. "Das hatte andere Gründe, aber als Folge ist an der Spitze neu gemischt worden und das hat der Formel 1 noch immer gut getan", ergänzt er und spielt damit auf die Langeweile an, über die sich viele Fans nach vier Jahren Red-Bull-Dominanz beschwerten.

Abschreiben will der Experte, der von 1985 bis 1989 selbst in der Formel 1 gefahren ist, das Weltmeisterteam deswegen aber nicht. "Die besten sind am Schluss sowieso vorne, und da wird auch Red Bull wieder dazugehören, gar keine Frage. Nur dauert es ein bisschen, weil die neuen Motorenregularien eingeführt wurden. Die wurden gemeinsam erarbeitet von den Herstellern der Motoren, vom Weltverband FIA und den Teams und im Jahr 2011 verabschiedet."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Bahrain


Und genau wegen dieser gemeinsamen Entscheidung glaubt Danner, dass die Kritiker keine Grundlage haben. "Alle, die jetzt den Mund aufmachen, haben das so gewollt. Es war gewollt, ein modernes Motorenkonzept zu haben, wo Energierückgewinnung auf modernster technischer Ebene stattfindet. Ein Hybrid, der auch im Serienbau verwendet wird, das war die Zielsetzung, das haben alle einstimmig abgesegnet."

Danner: Ferrari sagt, alles sei schlecht - wenn sie nicht gewinnen

Dass auch Ferrari zu den lautesten Kritikern der neuen Formel 1 gehört, führt Danner auf die Mentalität des italienischen Traditionsteams zurück. "Luca di Montezemolo, der Chef von Ferrari, tendiert dazu, zu sagen alles sei schlecht - wenn er nicht gewinnt", urteilt er und erinnert sich dabei an die Zeit, in der Ferrari als unschlagbar galt: "Als er gewonnen hat und Michael Schumacher in einer erdrückenden Dominanz alles in Grund und Boden gefahren hat, als keine Rennen mehr stattfanden, weil Schumacher innerhalb des Teams mit Rubens Barrichello und Eddie Irvine Kollegen hatte, die vom Gas gehen mussten, wenn der Chef nur in die Nähe kam - da hat kein Mensch bei Ferrari was auszusetzen gehabt."

Dem RTL-Kommentator gefällt dabei die nicht, dass man bei Ferrari mit zweierlei Maß misst. "Als Red Bull dominiert hat, hat di Montezemolo gesagt, es sei alles ganz furchtbar, weil die Aerodynamik so wichtig ist. Er hätte gern mehr Motoreneinfluss. Das hat er jetzt bekommen, und was ist? Jetzt gefällt's ihm wieder nicht, weil sein Team schlecht gearbeitet hat. So muss man das sehen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Bahrain


Als Befürworter des neuen Regelwerks hat Danner auch kein Problem mit dem leisen Sound, der nach Meinung vieler Fans das Motorsport-Erlebnis beeinflusst. "Der klingt gar nicht schlecht", findet er. "Er klingt natürlich anders, aber gar nicht schlecht. Dass man aufpassen muss, dass die Fans auch bekommen, was sie wollen, das ist akzeptiert. Wenn man es gerne etwas lauter hätte, wird man da schon Mittel und Wege finden. Aber dass es anders klingt, liegt einfach daran, dass es andere Motoren sind, das ist ganz normal."

Sound und Bezinsparen hat keinen Einfluss

Etwaige Veränderungen an der Lautstärke hält er für machbar, persönlich jedoch nicht notwendig. "Ich bin jemand, der Volkes Stimme und die Meinung der Fans akzeptiert. Wenn die das ein bisschen lauter haben wollen, ja in Gottes Namen, dann machen wir es halt ein bisschen lauter. Ich persönlich komme prima damit klar, ich habe nichts daran auszusetzen, dass mir nicht die Blutstropfen aus den Ohren laufen, wenn ein Rennauto an mir vorbeifährt."

Auch die Einschränkungen im Benzinverbrauch hält der Experte für kein Problem. "Das Spritspar-Thema ist eine Angelegenheit, die es in der Formel 1 seit ihrer Existenz gibt", sagt er. "Mit den Achtzylinder-Motoren der letzten Saison war Spritsparen genauso wichtig. Mit je weniger Sprit ich losfahren konnte, umso leichter war ich, das war ein klarer Performance-Vorteil. Dass es jetzt so restriktiv gehandhabt wird, halte ich für richtig, für gut und zukunftsweisend."

Christian Danner, Mark Webber

Christian Danner (rechts) ist ein Fan der neuen Formel 1 Zoom

Und dass dieser Umstand auch keinen Einfluss auf das Rennerlebnis hat, hat die Formel 1 am vergangenen Wochenende bewiesen. "Lassen Sie es uns auf den Punkt bringen: Die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, kommen problemlos über die Distanz", betont Danner. "Gucken Sie auf Mercedes: Nicht nur, dass sie zwei Piloten haben, die sowieso alles in Grund und Boden fahren - die lassen die volles Kanonenrohr weiterfahren bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge. Da wird überhaupt kein Sprit gespart. Das ist so, wie es sich gehört."

Die Energie, die manche Teams in die Beschwerden über die neue Formel 1 stecken, sollten sie laut Danner daher lieber in die eigene Weiterentwicklung stecken: "Wenn Ferrari so einen schlechten Motor baut, dass denen der Sprit ausgeht, wenn die Fahrer nicht fahren wie eine Oma, dann ist das ein Ferrari-Problem, aber kein Formel-1-Problem."

"Wenn Ferrari so einen schlechten Motor baut, dann ist das ein Ferrari-Problem." Christian Danner