D'Ambrosio: "Geburtstag und Weihnachten zugleich"
Warum der Virgin-Sitz für Jérôme d'Ambrosio auch ein Geburtstagsgeschenk ist, was seine Landsleute Jackie Ickx und Thierry Boutsen von ihm halten
(Motorsport-Total.com) - Vor 16 Jahren stieg Jérôme d'Ambrosio in den Kartsport ein. Heute ist er frischgebackener Formel-1-Pilot. 16 Jahre lang sind inzwischen auch vergangen, seit Belgien letztmals einen Fahrer in der Formel 1 hatte. Es war Philippe Adams, der 1994 zwei Rennen für Lotus fuhr, dabei aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Für d'Ambrosio, der dieses Jahr nur Zwölfter in der GP2-Serie wurde, ist der Zeitpunkt der Bekanntgabe seines Vertrages mit Virgin etwas ganz Besonderes.

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Wohin geht die Reise? D'Ambrosio bringt Belgien wieder zurück in die Formel 1
"Es ist ein schönes Weihnachtsgeschenk und auch ein schönes Geburtstagsgeschenk, da ich am 27. Dezember geboren wurde", meint der Belgier, der nach Weihnachten 25 Jahre alt wird, gegenüber dem Fernsehsender 'RTBF'. Während viele Kinder derzeit voller Ungeduld auf die Geschenke warten, fand die Bescherung beim bisherigen GP2-Piloten bereits statt. Doch auch er saß bis zuletzt auf Nadeln: "Das waren ein paar lange Wochen des Wartens, bevor endlich alles fixiert wurde. Ich hörte die Nachricht letzte Nacht und habe nicht viel geschlafen, weil ich so aufgeregt war."
Langsam realisiert er, was nun vor ihm steht: "Die Emotion ist gewaltig. Ein Traum wird für mich wahr, denn ich fahre eine volle Grand-Prix-Saison. Das ist großartig, doch ich darf mich von den Emotionen jetzt nicht überwältigen lassen, denn die harte Arbeit beginnt erst. Ich habe harte Zeite durchgemacht, doch diese Gelegenheit muss ich packen."
Ickx freut sich für belgischen Motorsport
Dafür wird sein Zeitpensum radikal verringert. "Am dritten Januar beginnt es", visualisiert er seinen Terminkalender. "Es stehen Trainingskurse, Fabriksbesuche, die Sitzanpassung und Promoaktivitäten auf dem Programm - ich werde also bis Anfang Februar im Stress sein." Auch das Echo im eigenen Land ist laut d'Ambrosio enorm: "Alle sind extrem glücklich. Das Telefon läutet ständig - das ist gut so, denn es bedeutet, dass es Interesse an einem belgischen Formel-1-Piloten gibt. Jetzt liegt es an mir, diese Gelegenheit zu nutzen, um sicherzustellen, dass Belgien lange in der Formel 1 bleibt."
Ob er tatsächlich in die Fußstapfen seines Landsmannes Jacky Ickx - Vizeweltmeister 1970 - treten kann, ist die Frage. Die Formel-1-Legende freut sich jedenfalls über "das wunderschöne Weihnachtsgeschenk für alle Motorsport-Fans in Belgien. Es ist aber auch ein Geschenk für alle, die daran gearbeitet haben, dass er es in die Formel 1 schafft."
Boutsen hält viel von d'Ambrosio
D'Ambrosios schwierige Ausgangslage beim Formel-1-Schlusslicht Virgin sieht Ickx nicht als Problem: "Der Vertrag gilt vielleicht nur für ein Jahr, doch am wichtigsten ist es, einen Schritt in der Tür zu haben und dann mit dem verfügbaren Material das Bestmögliche zu leisten. Es ist nicht das beste Team, doch es ist vielleicht besser, weil keiner von ihm das Unmögliche erwartet. Er wird lernen, sich entwickeln und dabei total professionell werden. So kann er die Leiter nach oben klettern."
Der letzte belgische Formel-1-Sieger war Thierry Boutsen. Er triumphierte 1990 mit dem Williams-Renault-Boliden auf dem Hungaroring. Heute betreibt er sein eigenes Team und fördert unter anderem in der Formula Le Mans junge Talente. "Ich möchte ihm gratulieren, denn es war ein langer Prozess, der endlich Früchte trägt", kommentiert der einstige Freund Ayrton Sennas d'Ambrosios Formel-1-Aufstieg.
"Harte Arbeit, Zähigkeit und Talent haben die Tür zur Formel 1 geöffnet und - von allen Fahrern, die ich zuletzt gesehen habe, war er der schnellste", streut er dem Landsmann Rosen. "Jetzt hat er an Erfahrung, an Entwicklung und an taktischem Verständnis gewonnen, doch es ändert nichts. Er soll genau so weitermachen - so schnell wie möglich fahren und so spät wie möglich bremsen."

