• 05.06.2002 12:09

"Cowboy" Schumacher hofft auf fünften Montreal-Sieg

Während Michael Schumacher in Montreal ein Duell mit Bruder Ralf erwartet, warnt Ferrari-Rennleiter Jean Todt vor McLaren-Mercedes

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Rivalen wittern Morgenluft und schieben Überstunden, aber Weltmeister Michael Schumacher bleibt cool und gönnt sich sogar einen Abenteuer-Urlaub. Neun Tage lang suchte der Ferrari-Star im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag in Montreal (19:00 Uhr MESZ/live in 'Premiere' und RTL) zusammen mit Ehefrau Corinna die Einsamkeit. Bruder Ralf und Monaco-Sieger David Coulthard (Schottland) probten derweil bei Testfahrten im verregneten Silverstone den Ernstfall.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher landete erst am Mittwoch in Montreal

"Ich bin immer wieder gern in Kanada. Ich freue mich auf die tolle Landschaft und die netten Leute", erzählt Schumacher vor dem achten WM-Lauf. Sportlich hält der Deutsche auch nach dem zweiten Platz in Monte Carlo alle WM-Trümpfe in der Hand. 60 Punkte hat er auf dem Konto und damit schon 33 mehr als Bruder Ralf und dessen BMW-Williams-Teamkollege Juan-Pablo Montoya (Kolumbien/je 27).

Der auf der Ile Notre Dame mitten im St. Lorenz-Strom gelegene 4,361 km lange 'Circuit Gilles Villeneuve' war für Schumacher bislang ein gutes Pflaster. Sollte er am Sonntag triumphieren, wäre es bereits sein insgesamt fünfter Kanada-Sieg nach 1994 (Benetton), 1997, 1998 und 2000 (jeweils Ferrari). Das hat noch kein Fahrer geschafft.

"Ich mag die Strecke sehr, obwohl ich nicht glaube, dass der Kurs meinem Fahrstil besonders entgegenkommt", meint Schumacher: "Ich mag schnelle Kurven, die gibt es dort nicht." Trotz seines scheinbar beruhigenden Vorsprungs im Kampf um den historischen fünften WM-Titel stapelt der 33-Jährige tief: "In Monaco wurde wieder mal deutlich, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 ändern und wie wichtig die Reifen sein können. Man kann nie sicher sein, es spielen zu viele Faktoren eine Rolle."

Im Privatjet traf Schumacher am Mittwoch in Montreal ein, tags darauf hat er um 9:30 Uhr (15:30 MESZ) den ersten offiziellen Auftritt für Ferrari-Reifenlieferant Bridgestone. Bei der Reise nach Kanada standen für Schumacher in der Vergangenheit Cowboyspiele, Wildwest-Romantik, Lagerfeuer-Atmosphäre und Ausflüge auf dem Kult-Motorrad Harley Davidson auf dem Programm.

Auf der Rennstrecke erwartet der Weltmeister einen Bruderkampf um den Sieg ? wie 2001. Damals gewann Ralf Schumacher in Montreal vor Michael, es war der erste Doppelerfolg der Brüder. "Ich freue mich sehr auf das Rennen. Ich hatte dort im vergangenen Jahr ein tolles Ergebnis. Natürlich würde ich nichts lieber tun, als wieder zu gewinnen", sagt "Schumi II". Wie sein Bruder hält sich auch der BMW-Williams-Pilot mit Prognosen zurück: "Wenn es gelingt, unsere gute Qualifying-Leistung unter Rennbedingungen zu bringen, haben wir wieder Siegchancen."

Die neue Bescheidenheit ist derzeit auch bei den "Silberpfeilen" angesagt, vor allem McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis will sich von David Coulthards Erfolg in Monaco nicht blenden lassen. "In Kanada haben wir keine Siegchance. Das ist eine völlig andere Strecke als Monte Carlo, wo extrem viel Abtrieb verlangt wurde", erklärt der Brite: "Montreal wird für uns wieder schmerzlich, das wird uns wehtun." Allerdings warnt ausgerechnet Ferrari-Rennleiter Jean Todt vor dem Gegner: "Vor den 'Silberpfeilen' habe ich immer Respekt, egal, ob sie gewinnen oder nicht."