• 14.06.2011 10:52

  • von Peter Szczecinski

Coulthard widerspricht Laudas Hamilton-Kritik

Der ehemalige McLaren-Pilot David Coulthard erklärt, weshalb es heutzutage zu mehr Kollisionen kommt und versteht die Entscheidung der Stewards

(Motorsport-Total.com) - Der dreimalige Weltmeister und TV-Experte Niki Lauda hat Lewis Hamilton nach dessen Unfall mit seinem Teamkollegen Jenson Button scharf kritisiert. "Was Hamilton da aufführt, geht über alle Grenzen hinaus. Der ist komplett wahnsinnig", meint Lauda. "Wenn die FIA ihn jetzt nicht bestraft, verstehe ich die Welt nicht mehr. Irgendwo hört der Spaß auf. So kann man nicht fahren, da kann es Tote geben." Nun nimmt der ehemalige Formel-1-Fahrer David Coulthard den Briten in seiner Kolumne in Schutz.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard findet es richtig, dass die Stewards Hamilton nicht bestraften.

Der Schotte kann nachvollziehen, weshalb Laudas Aussagen derartig hochgespielt werden. "Lewis ist ein Zuschauermagnet und wenn jemand vom Format eines Niki Lauda sagt, dass er jemanden mit seiner Fahrweise töten könnte, verstehe ich, wieso es so eine große Geschichte ist", schreibt Coulthard in seiner Kolumne für die britische Tageszeitung 'Daily Telegraph'.

"Zuerst möchte ich betonen, dass Niki in einer Ära fuhr, als Tote üblich waren. Nach seinem Horrorunfall am Nürburgring 1976 hat er selbst bereits die letzte Ölung erhalten. Wenn also jemand in der Position ist, um solche Kommentare abzugeben, dann ist es Lauda. Was ich damit sagen möchte ist, dass sich die Welt weiterdreht", meint Coulthard und findet, dass sich die Fahrweisen zu damals entscheidend geändert habe. "Als Niki in den Siebzigern Rennen fuhr, haben sich die Fahrer eine ganze Fahrzeugbreite Platz gelassen, um die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Ereignisses zu minimieren. Heutzutage lassen sich die Fahrer nur eine Haarbreite an Platz. Unfälle werden passieren."

Bereits wenige Meter nach der Freigabe des Rennens ereignete sich der erste Vorfall, in den Hamilton verwickelt war. "Lewis' erste Kollision mit Mark Webbers Red Bull ereignete sich bereits kurz nachdem das Safety Car nach Runde vier von der Strecke fuhr. Er zockte, als er die Innenseite nahm und rutschte langsam über den Kerb und bremste sich so selbst aus. Mark, der ihm großzügig Platz gelassen hatte, kam aber nun wieder auf den Kurvenscheitelpunkt zu - was sein gutes Recht war - und ihre Autos berührten sich", erzählt Coulthard den genauen Hergang des Unfalls und erklärt, weshalb den Australier keinerlöei Schuld trifft:

"Wenn ich Lewis etwas vorwerfen kann, dann dass es wie auch auf jeder anderen Strecke in der Verantwortung des Verfolgerautos liegt, ein sicheres Überholmanöver zu starten, da es die bessere Übersicht hat. Aber die Stewards nannten es einen 'Rennvorfall' und ich bin glücklich über diese Entscheidung", sagt der 40-jährige Schotte und geht sofort zum zweiten Vorfall über, wo die Schuldfrage nach seiner Meinung eindeutiger ist.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton konnte die Kollision mit Button nicht vermeiden. Zoom

Obwohl Coulthard Hamilton auch für den Unfall mit Button die Schuld gibt, freut er sich auch in diesem Fall, dass die Rennkommissare keine Strafe gegen den Weltmeister von 2008 ausgesprochen haben. "Um es kurz zu fassen: Lewis war schneller als Jenson, war also berechtigt diesen Schritt zu wagen. Als er es aber nicht neben ihn schaffte, hätte er zurückstecken sollen. Die Stewards mit ihren Zeitlupen und verschiedenen Kameraperspektiven haben auf 'Rennzwischenfall' entschieden. Wieso sollte man also weiterdiskutieren?"

Button selbst konnte im Gegensatz zu Hamilton das Rennen fortsetzen und gewann den Grand Prix von Kanada, obwohl er insgesamt fünf Mal die Box ansteuern musste.