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Coulthard versteht FIA-Maulkorb für Formel-1-Stars

David Coulthard, früher selbst nie um einen flotten Spruch verlegen, versteht, dass die FIA den Formel-1-Stars einen Maulkorb umhängen will

(Motorsport-Total.com) - Speziell nach seinem Wechsel von McLaren zu Red Bull war David Coulthard während seiner Zeit als Formel-1-Fahrer nie um einen flotten Spruch verlegen, und dass er ein Freund klarer Worte ist, bewies er auch mit seiner unterhaltsam geschriebenen Autobiografie "It Is What It Is". Umso überraschender kommt nun für viele, dass sich der heutige TV-Experte als Befürworter des von der FIA ausgesprochenen Maulkorbs für Sebastian Vettel und Co. outet.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard als seriöser Interviewer auf dem Podium in Abu Dhabi Zoom

Coulthard führte in Abu Dhabi die Podium-Interviews, bei denen Vettel sagte, "es bestand die Chance, es zu verkacken" (wörtlich: "to fuck up"). "DC" wandte sich daraufhin an die arabischen Zuschauer: "Ich möchte das Publikum daran erinnern, dass er in seiner Zweitsprache spricht. Wir entschuldigen uns für diese Wortwahl." Bereits zuvor hatte Sieger Kimi Räikkönen das Wort "Scheiße" in den Mund genommen.

"Kimis Äußerung kam nicht unerwartet", schreibt Coulthard in seiner 'Autosport'-Kolumne, "aber Sebs war eine kleine Überraschung. Ich hatte den Direktor im Ohr, der mit jemand anderem auf der Galerie redete und sagte: 'Das hat er jetzt nicht gesagt, oder?' Es war ein bisschen peinlich, also entschuldigte ich mich für die beiden und machte weiter." Die FIA ging jedoch nicht zur Tagesordnung über und ermahnte Fahrer und Teams, sich bei Medienterminen nur in angemessener Sprache zu artikulieren.

"Auch wenn einige sagen, dass da der 'Big Brother' umgeht, finde ich, dass sich alle vor Augen führen müssen, dass dieser Moment in hunderte Millionen Wohnzimmer auf der ganzen Welt übertragen wurde. Man kann einfach nicht die Mehrheit der Zuschauer - und deren Kinder - vor den Kopf stoßen, um einige wenige zu amüsieren", zeigt Coulthard kein Verständnis für jene Fans, die fordern, dass die Fahrer weiterhin nach Herzenslust Emotionen zeigen dürfen und sich nicht den Schnabel verbieten lassen.

Aber: "Das Fluchen wird nie verschwinden", glaubt Coulthards Ex-Teamkollege Mark Webber. "Es wird nie weit weg sein. Man ist voll mit Adrenalin, man steht unter Spannung - man hatte einen unglaublichen Grand Prix in dem Fall. Manchmal vergreift man sich sicher in der Wortwahl. Wir müssen da aber vorsichtig sein. Es ist ein weiterer Teil des Wochenendes, den man im Auge behalten muss." Damit zeigt der Red-Bull-Pilot Sympathie für Vettel, der die Aufregung nach wie vor nicht verstehen kann.


Podium-Interviews in Abu Dhabi

"Wenn du auf so etwas empfindlich bist, solltest du halt ein Kinderprogramm schauen. Jeder hat die Fernbedienung selbst in der Hand und kann umschalten, wenn er will", ärgert sich der Deutsche. "Es war keine Absicht. Ich finde es unnötig, deswegen so einen Aufstand zu machen. Wenn ich etwas Unangemessenes gesagt habe, gut, dann entschuldige ich mich dafür, aber ich finde, dass ich nicht viel anders machen muss, um in dieser Hinsicht zu bestehen."

Selbst Coulthard zeigt dafür bedingt Verständnis: "Es ist ein bisschen wie in Magny-Cours 2000, als ich Michael Schumacher den Stinkefinger gezeigt habe. Das war das, was mir meine Emotionen in dem Moment signalisiert haben, und die liefen da gerade heiß. Obwohl ich mich nachher in der Pressekonferenz für die Geste entschuldigt habe, konnte das nichts mehr daran ändern, dass ich den Finger zuvor rausgestreckt hatte."


Fotos: Großer Preis der USA, Pre-Events