powered by Motorsport.com

Coulthard lässt Sicherheitsargument nicht gelten

Das Argument, Renault habe in Singapur 2008 das Leben mehrerer Menschen aufs Spiel gesetzt, lässt David Coulthard nicht gelten

(Motorsport-Total.com) - Viele Insider fordern in der "Crashgate"-Affäre um die Manipulation des Grand Prix von Singapur 2008 eine besonders drakonische Strafe für Renault. Im Gegensatz zu früheren Betrügereien habe Renault nämlich durch den absichtlich herbeigeführten Unfall von Nelson Piquet jun., der Fernando Alonso wegen einer Safety-Car-Phase zum Sieg verhalf, auch Menschenleben aufs Spiel gesetzt.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard findet die Diskussion über die Sicherheit etwas übertrieben

Zum einen das von Piquet selbst, zum anderen aber auch jenes von Streckenposten, Fotografen und Zuschauern. Doch David Coulthard hält dieses Argument für "zu extrem", wie er gegenüber 'Crash.net' erklärt: "Es ist falsch, die Karte 'Es hätte jemanden verletzen können' auszuspielen. Ein Unfall ist extrem, aber ich habe auch schon für meinen Teamkollegen Platz machen und ihn durchlassen müssen. Das war damals Teil des Sports."#w1#

"Wenn wir mal in die Zeiten von Stirling Moss zurückschauen", schreibt er in seiner Kolumne für den 'Telegraph', "dann kamen einige Fahrer an die Box und gaben ihr Auto dem Teamkollegen, damit dieser gewinnen konnte. Die Essenz dieses Sports ist Teamplay und nicht der Einzelkämpfer, aber es gibt natürlich ein Sportliches Reglement, das den Sport regelt. Das sollte gewährleisten, dass normalerweise die beste Fahrer/Team-Kombination gewinnt."

"15 Runden vor Ende des Italien-Grand-Prix 1956 kam Peter Collins an die Box und übergab seinen Ferrari Juan Manuel Fangio, bei dessen eigenem Auto der Spurstangenhebel gebrochen war. Collins gab damit seine eigenen Titelchancen für Fangio auf. Er verdiente sich damit den ewigen Respekt von Enzo Ferrari, aber die Geschichtsbücher zeigen, dass er nie Weltmeister wurde. Zwei Jahre später starb er bei einem Unfall", so Coulthard.

"Crashgate" sei jedoch mehr als eine normale Teamorder, räumt der Schotte ein. Auch an der Schuld des Renault-Teams besteht für ihn nicht der geringste Zweifel: "Es ist alles gut dokumentiert." Und: "Leute verlassen Organisationen nicht einfach ohne einen Grund." Bekanntlich mussten nach den von Piquet erhobenen Anschuldigungen Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds ihre Büros in Enstone räumen.

¿pbvin|512|1969|inside|0|1pb¿"Pat wird wieder wo landen, denn er hat eine lange und erfolgreiche Geschichte im Motorsport", meint Coulthard. "Flavio wird auch immer seine Finger in der Formel 1 haben. Er ist ein toller Unternehmer, der viel Erfolg hatte, und er hat nie behauptet, dass er ein leidenschaftlicher Motorsportler ist. Ihm geht es mehr um das Business. Wenn er eine Fehleinschätzung gemacht hat, dann wurde er dafür bestraft, aber diese Jungs stehen enorm unter Druck. Da treffen sie manchmal falsche Entscheidungen."

Und weiter: "Die Einstellung, dass man die Regeln biegen kann, gibt es in der Formel 1 schon seit Urzeiten. Und ich frage mich: Ist der Renault-Fall der bisher schlimmste? Ja, es war gefährlich, aber Motorsport ist gefährlich. Und wer weiß, welche anderen Vergehen, die vielleicht noch schlimmer waren, niemand bemerkt hat? Unhomologierte Motoren, irreguläre Benzintanks, Traktionskontrolle, rücksichtsloses Fahren - die Liste ist endlos."

Übrigens hält es Coulthard auch für unsinnig, darüber zu diskutieren, dass die Weltmeisterschaft 2008 ohne "Crashgate" wahrscheinlich anders ausgegangen wäre: "Die Geschichtsbücher sind geschrieben, Lewis ist Weltmeister 2008. Basta. Ich finde nicht, dass sein Erfolg durch den Renault-Skandal überschattet wird. Nach Singapur waren noch drei Rennen zu fahren. Wer weiß, wie die bei einer anderen Punktesituation ausgegangen wären?"