Coulthard: "Ich kann es euch nicht sagen..."
Coulthard über Verhandlungen für 2005, das Rennen in Monaco und warum das Team so schlecht aus dem Winter gekommen ist
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hast hier schon zwei Mal gewonnen und die Pole Position geholt. Was sind deine Gefühle vor dem Rennen?"
David Coulthard: "Ich bin immer noch sauer, dass der Motor 2001 am Start abgestorben ist! Ich komme ja gar nicht hier her, ich lebe hier, ich bin hier zu Hause. Ich habe gar kein anderes Gefühl, wenn ich hier im Fahrerlager bin. Ich freue mich natürlich darauf zu sehen, wie gut das Auto hier ist. Es wird ja gesagt, dass dies eine Fahrerstrecke ist, aber man braucht dennoch ein Auto, um hier rumzukommen und aus diesem Grund müssen wir abwarten und sehen, wie weit wir nach vorne kommen können."

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David Coulthard liebt das Jetset-Leben in Monaco
Frage: "Ich meine, ist es hier nicht ein wenig abenteuerlustiger als bei den vergangenen Rennen in Bezug auf die Drehzahlen und so weiter?"
Coulthard: "Die Strecke wird ja jedes Jahr an einigen Stellen neu asphaltiert, es ist also nicht mehr so uneben wie noch zu jener Zeit, als ich in der Formel 1 begann, es ist also eine ziemlich reguläre Strecke, man braucht deshalb PS, man braucht Grip und man benötigt Vertrauen in das Auto."#w1#
Frage: "Das du hast?"
Coulthard: "Nun, wir haben genügend, um dort zu stehen, wo wir in den ersten paar Grands Prix des Jahres standen."
Frage: "Hast du nun Vertrauen in das diesjährige Auto oder nicht?"
Coulthard: "Ich habe kein bestimmtes Problem in Bezug auf das Vertrauen in das Auto. Es ist einfach nicht schnell genug."
Coulthard hofft auf den MP4-19B
Frage: "Es kommen nun sechs Rennen in acht Wochen, hast du das Gefühl, dass ihr darauf vorbereitet seid? Wie sieht es aus?"
Coulthard: "Wie schon gesagt wurde, wird es irgendwann zwischen jetzt und dem Ende der Saison eine verbesserte Version des Autos geben, das Datum wird noch bekannt gegeben. Hoffentlich sind dann die Probleme, die wir im Moment haben, behoben. Wenn man jedes Wochenende Rennen fährt, dann macht das einen Unterschied aus, denn man ist es nicht gewohnt, etwas jedes Wochenende zu tun. Wir sind es gewohnt, direkt von einem Rennen zu einem Test zu fahren, direkt zur Promotion und dann in der kommenden Woche direkt zum Grand Prix. Es ändert sich also nichts, abgesehen davon, dass wir nicht testen und es schwieriger ist, die Promotions dazwischen zu quetschen."
Coulthard: Die Leute haben eine falsche Vorstellung
Frage: "Aber von der technischen Seite her wird es schwierig sein, Änderungen vorzunehmen, oder?"
Coulthard: "Ja, viele Dinge, die in den vergangenen Wochen eingeleitet worden sind, kommen, wenn sie halt kommen. Ich denke, dass die Leute eine romantische Vorstellung haben, dass die Ingenieure von einem Grand Prix kommen, etwas während dem Flug nach Haus skizzieren, es bauen lassen und es dann die nächste Woche testen. In Wahrheit sind es die fundamentalen Dinge, die ein Grand-Prix-Auto schnell machen - Reifen, Abtrieb, die mechanische Balance, der Motor - das braucht alles Zeit. Das Setup macht einen solch kleinen Teil bei der Sache aus, ob ein Auto wirklich ein WM-Sieger ist oder nicht. Wenn die Leute sagen, dass sie vielleicht das Setup am Wochenende nicht hinbekommen haben, dann mögen sie vielleicht ein Problem mit dem Setup haben, aber das ist nicht entscheidend, ob man kommendes Wochenende das Rennen gewinnt oder nicht."
Frage: "Es gibt ja jetzt eine Menge Gerüchten, was deine Zukunft angeht, das neuste betrifft Jaguar. Kannst du ein wenig Einblick geben, wohin du gehst?"
Coulthard: "Nein. Du weißt doch, was Sache ist. Bekanntgaben sind Bekanntgaben und was soll ich bis dahin sagen? 'Ok, ich sage es nur dir und allen anderen im Pressesaal, aber sagt es niemand anderem...'. Jeder muss auf die Bekanntgaben warten. Die Leute können weiterhin über die Fahrer spekulieren, die einen neuen Vertrag brauchen oder das Potenzial besitzen, woanders hinzugehen. Aber so ist es halt, bis es eine offizielle Bekanntgabe gibt."
Coulthard und das Team 2005: Der Schotte gibt sich bedeckt
Frage: "Aber kannst du uns nicht eine Idee geben? Wie läuft es denn? Bist du optimistisch, dass du kommende Saison am Start stehen wirst?"
Coulthard: "Nun, ich kann die Frage verstehen, aber erste Priorität hat die Tatsache, das ich hier dieses Wochenende am Start stehe, sicher stelle, dass ich die bestmögliche Arbeit leise. Darauf konzentriere ich mich und hier stecke ich meine Energie rein."
Frage: "Hast du das Gefühl, dass du ein Auto brauchst, in dem du dein Talent zur Show stellen kannst oder hast du das Gefühl, dass deine Vergangenheit, deine Form in der Vergangenheit, dir für kommendes Jahr ein Cockpit verschafft?"
Coulthard: "Ich denke, dass wenn man keine Vergangenheit hat, dann hat man entweder das Wort Potential neben seinem Namen stehen oder man wird nicht als jemand angesehen, der sehr lange in der Formel 1 bleibt. Ich bin in meiner Karriere durch eine Periode gegangen, in der ich ohne Vergangenheit losgelegt habe und nur dieses Wort Potenzial hatte. Dann verwandelt man dieses Wort in Rennergebnisse, ich bin aus diesem Grund zuversichtlich, dass ich auf die Ergebnisse, die ich habe, zurückblicken und diese nutzen kann."
Frage: "Glaubst du, dass du in einer guten Ausgangslage bist?"
Coulthard: "Lasst uns warten und sehen, was passiert."
Frage: "Du vermittelst keine sehr positiven Gefühle, David."
Coulthard: "Doch, ich bin sehr positiv gestimmt, aber ich kann es euch nicht sagen..."
Frage: "Ich möchte gar keine Details, ich will damit nur sagen, dass..."
Coulthard: "Was willst du denn wissen?"
Frage: "Ich fragte, ob es ganz gut aussieht und du hast nicht gesagt ja..."
Coulthard: "Nun, weißt du, ja, es sieht sehr gut. Ist das besser?"
Frage: "Es gibt halt jede Menge Leute, die diese Antwort wieder re-interpretieren werden, das ist das Problem."
Coulthard: "Das ist das Problem und ich habe immer einen Level aufrechterhalten, dass ich es euch entweder nicht sagen kann oder euch eine ehrliche Antwort gebe. Ein paar eurer Kollegen respektieren das nicht, ich habe also nichts zu sagen, bis ich etwas zu sagen habe. Lassen wir die Spekulationen... Am Ende des Tages ist es dann sowieso doch Unsinn, oder?"
Monaco ist für Coulthard eine "andere Herausforderung"
Frage: "Kommen wir zum Rennen zurück. Ist es hier schwieriger zu gewinnen als auf anderen Strecken?"
Coulthard: "Natürlich ist es eine andere Herausforderung. Es gibt keine Möglichkeit, das Limit herauszufinden, indem man über es hinausgeht und in das Gras rutscht. Bei jedem Fehler berührst du hier die Leitplanken, es ist für die Fahrer also eine viel größere Herausforderung und es sind hier mehr Belästigungen mit verbunden, weil man hier viel mehr mit der Öffentlichkeit in Kontakt kommt, wenn man in die Strecke kommt. Sie sind verständlicherweise hier, um die Autos zu sehen, sie wollen die Fahrer sehen und man sollte ihnen ein wenig Zeit geben. Es ist für alle eine schwierigere Umgebung, viel schwieriger als in Barcelona. Aber aus diesem Grund ist die Belohnung größer, wenn alles funktioniert. Man kann dann wissen, dass man ein wirklich gutes Wochenende hatte."
Frage: "Was denkst du über die neue Boxengasse und die Boxen hier?"
Coulthard: "Nun, von dem, was ich bisher gesehen habe, ist es bedeutend besser als das, was wir in der Vergangenheit hatten. Ich weiß, dass manche Leute es wohl gerne sehen würden, auf und abzugehen, um die Autos in der alten Boxengasse anzuschauen, aber in vielerlei Hinsicht war das nicht mehr zeitgemäß und nun denke ich, hat man eine ordentliche Boxengasse."
Villeneuve ist für Coulthard ein spezieller Fall
Frage: "Es gibt ja das Gerücht, dass Jacques Villeneuve zurückkehrt. Was denkst du darüber? Vermisst du ihn?"
Coulthard: "Nun, ich bin ein Freund von ihm und denke, dass er ein Charakter in der Formel 1 ist, denn er teilt seine Ansichten mit, ohne viel über die Konsequenzen nachzudenken, was dies für das Team und die Sponsoren und so weiter bedeuten könnte. Aber das ist interessant und außerhalb des Autos unterhaltsam, denn wenn du ihm sagst, dass eine Kurve fast voll geht, dann ist er der Kerl, der sie versucht, voll zu fahren, auch wenn dies bedeutet, dass er in die andere Seite dieser Kurve kracht. Er wird dann die Daten zeigen und sagen 'hey, ich hätte vielleicht crashen und das Auto zerstören können, aber ich stand voll auf dem Gas'. Das ist eine interessante Qualität, die er da hat, also ja, ich denke, es wäre interessant für den Sport, wenn er zurückkommen würde, falls er einen Platz findet."
Coulthard analysiert die Schwächen des MP4-19
Frage: "Wo hapert es denn bei eurem Auto?"
Coulthard: "Nun, ich denke, dass ich in Bahrain schon ein paar Gebiete angerissen habe. Es gibt natürlich keinen Ersatz für PS, es gibt keinen Ersatz für einen konstanten Level von Abtrieb und dem mechanischen Verständnis des Autos. Das mechanische Verstehen gibt einem Fahrer Vertrauen und wenn ein Fahrer Vertrauen hat, dann kann er ein paar Zehntel finden. Es ist schwierig, das zu quantifizieren, aber man kann viel Zeit gewinnen, wenn man das Gefühl hat, dass man das Auto fährt und nicht auf es reagiert. Das Einzige, was wir im Moment nicht in Frage stellen können, sind die Reifen, diese zeigen auf anderen Autos perfekte Leistungen."
Frage: "Du hast ja eine gute Vergangenheit hier und ich weiß, dass du mit dem Auto bisher einige Probleme hattest. Denkst du, dass diese hier ein Ort ist, wo du einen Unterschied ausmachen kannst und die Probleme, die du hast, überspielen kannst?"
Coulthard: "Nun, um absolut ehrlich zu sein, ich bin ziemlich heiß darauf zu sehen, wie gut das Auto hier funktioniert. Ein Teil des Paul Ricard-Tests in der vergangenen Woche wurde besonders für dieses Wochenende zugeschnitten. Wir haben versucht, dort Teile der Strecke zu simulieren. Dort gibt es Hochgeschwindigkeitskurven, diese Kurven hat man hier nicht, deshalb ist es egal, ob man in diesen Kurven schnell oder langsam ist. Ich hoffe also, dass wir hier auf diesem Kurs ein wenig besser sind als auf anderen Strecke. Aber ich denke, dass Rennfahrer in der Lage sind, mental zu resetten. Am Montagmorgen nach einem schlechten Grand Prix denkt man schon, dass man das nächste Rennen gewinnen kann. Dieser Glauben, dass wir hier besser sein können, kann schnell zerstört werden. Nach fünf Runden am Freitag werden wir eine Ahnung haben, wie schnell wir sein werden."
Coulthard wusste es von Anfang an: McLaren ist zu langsam
Frage: "Es scheint ein wenig seltsam zu sein, dass McLaren die Problemgebiete des Autos nicht zu Beginn der Saison ausgemacht hat. Warum habt ihr diese nicht früher geortet?"
Coulthard: "Ich hatte beim ersten Test das Gefühl, dass das Auto im Vergleich zum 17D ein kleiner Schritt nach vorne ist und ich fuhr die ersten beiden Tests mit dem Auto. Ich entschied mich, den dritten Test im Dezember nicht zu fahren und das war der Test, wo jeder begann zu sagen, dass das Auto schnell und zuverlässig ist. Und ich saß zu Hause und dachte, wo ist es denn schnell und zuverlässig geworden, vielleicht, weil ich es bei diesem Test nicht fuhr? Zunächst einmal kann man die Zuverlässigkeit bei Tests nicht bewerten, denn man kann bei Tests 100-prozentig zuverlässig sein und dann bei keinem Rennen ins Ziel kommen - aber da zählt es wirklich."
"Was die Geschwindigkeit angeht, ich denke, man muss ehrlich sein. Zu oft schaut man auf die Rundenzeiten, man logged sich auf einer Webseite ein und was sagt sie einem? Das Endergebnis des Tages. Das sagt einem nichts anderes, als das, was auf einer schnellen Runden passiert ist. Man muss mehr wissen - fuhren sie einen 20-Runden-Turn? Hatten sie Entwicklungsreifen? Es gibt so viele Faktoren. Ich selbst bin nicht nach Melbourne gegangen und habe gedacht, dass wir ein schnelles und zuverlässiges Auto haben. Ich wusste, dass wir ein paar Probleme hatten. Die Medien durften glauben, dass McLaren in diesem Jahr eine wirkliche Bedrohung ist, auf Basis von zwei oder drei schnellen Runden bei den Tests. Das war, schlussendlich, muss man sagen, ein Fehler des Teams zu erlauben, dass dies nach außen so war."

