• 10.06.2002 12:04

  • von Fabian Hust

Coulthard: "Habe mich bei Rubens entschuldigt"

Coulthard spricht über seinen tollen Start, den Fight mit Barrichello und warum er über Platz zwei überrascht war

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes und David Coulthard wenden seit Jahren immer wieder die gleiche Strategie an und haben immer wieder Erfolg. Mit einem bis an den Rand voll getankten Auto fuhr der Schotte von Startplatz acht aus bis auf den zweiten Platz nach vorne. Natürlich profitierte man von den Problemen bei BMW-Williams. Kein Wunder also, dass sich David Coulthard in der offiziellen Pressekonferenz überrascht über das gute Ergebnis zeigte.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Coulthard fuhr in einem starken Rennen von Platz 8 auf Rang 2 nach vorne

Frage: "Von Startplatz acht losgefahren hätte ich nicht gedacht, dass du nun hier sitzen würdest. Du bist ins Rennen gestartet, in dem du in der ersten Kurve zwei Autos überholt hast, obwohl du mit viel Sprit unterwegs warst. Nimm uns doch einmal auf deine ersten paar hundert Meter mit."
David Coulthard: "Wir haben natürlich vor kurzem gesehen, dass unser Launch-control-System gut arbeitet, aus diesem Grund haben wir uns auch vor dem Rennen beratschlagt, ob wir mit weniger Sprit starten sollten, so dass ich es in den ersten Runden leichter haben würde, aber meine Ingenieure waren sich sicher, dass dies kaum einen Unterschied ausmachen würde. Und wie in Monaco war ihre Vorhersage korrekt und ich machte locker zwei Plätze gut."

"Habe mich bei Rubens entschuldigt"

Frage: "Erzähl uns doch, wie du auf Takuma Sato aufliefst und dies Rubens ermöglichte, vor der letzten Schikane einen Überholversuch zu starten."
Coulthard: "Ich dachte natürlich, dass mich Sato bei der Haarnadelkurve durchlassen würde, aber er tat es nicht, ich kam also hier sehr langsam raus und Rubens kam mir dann näher und es wurde sehr eng. Ich habe mich entschuldigt, dass ich ihn eingequetscht habe, aber ich musste aus dem Windschatten von Sato herausziehen und es wurde vor der Schikane sehr eng. Ich zockte ein wenig, es ging nicht auf und ich musste geradeaus fahren. Ich richtete mich darauf ein, Rubens passieren zu lassen, wenn er die Schikane bekommt, aber er schaffte es ebenso nicht. So hatte keiner von uns einen Vorteil und so blieb es bis zur Zielflagge."

Frage: "Hast du dich mit Rubens über die Situation in der Schikane unterhalten?"
Coulthard: "Es war dasselbe wie in den Jahren zuvor. Man darf sich keinen Vorteil verschaffen, wenn man durchfährt, also keinen Platz oder Zeit gewinnen und ich denke, dass es fragwürdig war, ob ich einen Vorteil hatte, da auch Rubens geradeaus fuhr. Ich fragte mich also, ob ich ihn vorbeilassen sollte, stellte die Frage dem Team, aber sie informierten mich, dass auch er die Schikane verpasst hat und keiner von uns einen Vorteil hatte."

Frage: "Hattest du erwartet, heute auf dem Podium zu stehen, nachdem jeder gesagt hatte, dass Monaco eine Ausnahme war?"
Coulthard: "Um ehrlich zu sein, nein. Ich denke nicht, dass wir in einem ehrlichen Kampf auf dem Podium gestanden wären, aber im Rennsport können natürlich eine Menge Dinge passieren. Ich war sehr zuversichtlich, dass ich in die Punkte gekommen wäre, auch wenn ich nur als Achter losgefahren war. Der Start war natürlich wieder eine große Hilfe."

"Ich dachte, dass es besser wäre, nicht zu viel zu riskieren"

Frage: "Warst du nach dem ersten Rennabschnitt als Sechster zuversichtlich, nachdem zwei Autos ihren ersten Stopp absolviert hatten?"
Coulthard: "Ja, am Anfang hatte ich ein paar Probleme mit Übersteuern und ich dachte, dass ich nichts riskieren sollte. Vor dem Safety Car bin ich in Kurve zwei etwas weit nach außen gekommen, von der Strecke gerutscht und verlor eine Sekunde, ich dachte also, dass es Zeit ist, vorsichtig zu sein, da ich glaube ich von Nick Heidfeld davonziehen konnte, der hinter mir war. Das schlimmste Szenario wäre gewesen, dass ich meine Position gehalten hätte und das gab mir die Möglichkeit, die Bremsen ein wenig zu schonen und ich denke, dass dies für einige Autos gegen Ende des Rennens ein Thema war. Ich profitierte vor meinem Stopp davon, denn ich konnte die letzten zehn Runden Druck machen und daraus einen Vorteil ziehen."

Frage: "War es am Anfang für die Bremsen sehr hart, da du mit viel Sprit unterwegs warst?"
Coulthard: "Ja, das war es, denn das Übersteuern kam auch durch das Gewicht des Autos zustande und dann bremst das Auto weniger. Da das Auto wegrutscht muss man früher bremsen, man fährt langsamer aber schont die Bremsen ein wenig, so dass man richtig angreifen kann, wenn das Auto Sprit verbrannt hat."

"Sind im Moment das drittbeste Team"

Frage: "Macht dir dieses Ergebnis für die verbleibenden Rennen mehr Hoffnung?"
Coulthard: "Ich denke, dass wir im Moment das drittbeste Team sind. Wir müssen ganz klar weiter arbeiten und uns verbessern, aber so lange wir keine große Entwicklung haben, gibt es keinen Grund, dass sich etwas verändert, zumindest in Bezug auf die Qualifying-Leistung. Aber man kann natürlich im Rennen an Strategien arbeiten und mit Glück und Zuverlässigkeit nach vorne kommen. Jedes Rennen wirft neue Möglichkeiten auf, aber wir wissen, wo wir im Qualifying im Moment stehen."

Frage: "Die Leute haben Ferrari als dominant bezeichnet, aber die letzten paar Rennen haben gezeigt, dass beide, aber zumindest ein Ferrari geschlagen werden kann. Ist das ein Grund, dass Teamorder Bestandteil der Formel 1 sein sollte?"
Coulthard: "Das zeigt, dass unter bestimmten Umständen ein dominantes Team trotzdem geschlagen werden kann. Ich erinnere mich an die Zeit, als McLaren deutlich dominanter war als Ferrari jetzt und es Rennen gab, wo wir keine Chance hatten und Rennen, wo wir konkurrenzfähig waren. Dies zeigt, dass in der Formel 1 nichts sicher ist. Auf der Strecke kann eine Menge passieren und seit Jahren hat sich bei der Teamorder nichts verändert. Es geht also mehr darum, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was erlaubt ist. Es ist Aufgabe des Verbandes, die Leute darüber zu informieren, wie die Regeln sind."