Coulthard erlebt bei Red Bull seinen zweiten Frühling

33 Jahre alt, von McLaren-Mercedes ausgemustert - aber immer noch schnell: David Coulthard war in Melbourne der Mann des Rennens

(Motorsport-Total.com) - 1994 kam er als Ersatzmann für den großen Ayrton Senna in die Formel 1, 1995 gewann er seinen ersten Grand Prix, 1997 triumphierte er gleich beim ersten Rennen der modernen "Silberpfeile" und Ende 2004 wurde er von McLaren-Mercedes aussortiert und auf das Abstellgleis gestellt - doch heute in Melbourne war David Coulthard der Mann des Rennens.

Titel-Bild zur News: David Coulthard und Christian Horner

Nach seiner tollen Leistung wurde "DC" von Teamchef Horner herzlich umarmt

Der 33-Jährige enttäuschte im ersten Qualifying am Samstag und war trotz besserer Bedingungen langsamer als Teamkollege Klien, redete sich aber auf die schlechte Balance aus. Mit Platz drei in der absoluten Wertung des zweiten Einzelzeitfahrens rehabilitierte sich Coulthard - und spätestens nach seinem beherzten Überholmanöver gegen Mark Webber vor der ersten Kurve nach dem Start war klar, dass er nichts von seiner Motivation verloren hat.#w1#

"Einen Renninstinkt hat man oder man hat ihn nicht"

"Einen Renninstinkt hat man oder man hat ihn nicht", erklärte er cool, nachdem er aus dem Cockpit gestiegen war. "Eigentlich wollte ich vorsichtig starten, aber dann hat mein Instinkt mein Vorhaben überwogen und so habe ich es einfach versucht." Während der Red-Bull-Pilot vor der Hospitality seines Teams diese Worte von sich gab, nuckelte er gelassen von einer Trinkflasche - keine Spur von Euphorie oder Genugtuung.

Die Freude über den vierten Platz stellte Coulthard nicht öffentlich zur Schau, sondern er behielt sie für sich. Dennoch muss es ein gutes Gefühl sein, alle Kritiker derart mundtot zu machen, nicht wahr? "Alle haben gesagt, ich soll etwas anderes machen", erinnerte er sich an seine arbeitslose Zeit im vergangenen Winter, "aber Red Bull hat mir die Chance gegeben, weiterhin Rennen zu fahren. Heute habe ich schon vom Podium geträumt, aber ich kann ja weiter träumen!"

Am Ende habe die Pace gefehlt, um mit Barrichello und Alonso mitzuhalten, gab er zu, "aber wir waren schneller als das BMW WilliamsF1 Team und McLaren hatte auch einige Schwierigkeiten. Diese Punkte sind uns nicht in den Schoß gefallen, sondern wir haben dafür kämpfen müssen. Okay, wir waren bei den Wintertests schnell, aber ich habe gedacht, dass die anderen Teams vielleicht sehr konservativ vorgehen oder so. Außerdem sind das Auto und der Motor zuverlässig."

Vor allem durch Konstanz landete Coulthard weit vorne

Bei der Auswertung des Rennens fällt auf, dass "DC" nur die elftschnellste Runde des Rennens fuhr und damit sogar langsamer war als sein Teamkollege, doch mit seiner Konstanz brachte er speziell Webber, den er ja in der ersten Kurve überholt hatte, zum Verzweifeln. Der australische Lokalmatador versuchte im ersten Renndrittel ein Überholmanöver gegen den Red-Bull-Piloten, bekam aber den Killerinstinkt seines Gegenübers knallhart zu spüren und musste zurückstecken.

"Vor mir hat ein Minardi in einer Kurve, die normalerweise voll geht, gebremst, und das hat mich überrascht. Deswegen hätte ich Mark fast von der Strecke geschoben, aber das war keine Absicht", gab er zu Protokoll. "Ich habe mich auch schon bei ihm entschuldigt, denn er hat jedes Recht, darüber verärgert zu sein, weil ich ihn einfach abgedrängt habe." Entschuldigung hin, Entschuldigung her - am Ende verteidigte er seine Position...

Auf einen möglichen Podestplatz fehlten Coulthard unterm Strich 9,4 Sekunden, wobei er in den letzten Runden nicht mehr alles riskierte, sondern abgeklärt den Motor für das nächste Rennen in Malaysia schonte. Wie hoch seine Leistung einzuschätzen ist, zeigt aber der der direkte Vergleich mit Christian Klien, denn obwohl der Österreicher ein tadelloses Rennen fuhr, lag er am Ende 22,8 Sekunden hinter seinem schottischen Teamkollegen.