Barrichello: "Habe jede Sekunde genossen"
Rubens Barrichello über seine Aufholjagd bis auf den zweiten Platz, die Form von Ferrari, die neuen Regeln und seine Chancen 2005
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Eine tolle Fahrt von dir aus dem Mittelfeld nach vorne mit spät durchgeführten Tankstopps und viel Druck am Ende."
Rubens Barrichello: "Ich habe jede Sekunde genossen und es zeigt, dass Ferrari nicht in einer Krise steckt. Wir sind dabei und wir kämpfen. Wir wissen, dass die anderen Teams aufgeholt haben, aber ich möchte dem Team dazu gratulieren, dass sie ein großartiges Auto hingestellt haben. Es ist unser altes Auto, das neue kommt erst noch und wird und sicher noch mehr Vergnügen bereiten. Ich freue mich für das Team. Es war ein fantastisches Rennen und die Reifen hielten wirklich gut. Ich bin auch auf Bridgestone stolz."

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Der strahlende Zweitplatzierte in Melbourne: Rubens Barrichello
Frage: "Dabei war für dich auch der Verkehr auf der Strecke recht anstrengend."
Barrichello: "Ja, absolut. Es gibt einige Neulinge und manchmal muss man ihnen etwas Zeit geben, damit sie die Eigenheiten der Formel 1 lernen können. Manchmal sind sie im Weg, aber da kann man nichts sagen. Es ist eben das erste Rennen, abgesehen davon lief es gut."#w1#
Frage: "Du hast schon nach dem Start drei Plätze gutgemacht."
Barrichello: "Die erste Runde hat Spaß gemacht. Ich hatte einen guten Start. Ich denke, Jenson Button habe ich sofort aufgeschnupft und dann kam ich fantastisch durch die erste und zweite Kurve, als ich einen Jordan neben mir sah, der einen wirklich tollen Start hatte. Dann heißt es angreifen und gleichzeitig die Reifen schonen. Ich konnte dann auch Jacques Villeneuve überholen, wenn ich das nicht geschafft hätte, dann hätte ich mein ganzes Rennen hinter ihm verloren. Mein Rennen war wirklich gut. Ich hatte nur ein Problem. In der 15. Runde begannen meine hinteren Bremsen zu blockieren. Ich habe es dem Team mitgeteilt, doch dann verlor ich die komplette Bremsbalance. Ich hatte nur noch an der Hinterachse eine Bremswirkung, das Auto verhielt sich wie ein Kart. Nun habe ich im Dezember ein Rennen mit Karts gewonnen, sodass ich gut weiterfahren konnte. Nach dieser Anpassung lief das Auto ganz gut, auch wenn die hinteren Bremsen noch zum Blockieren neigten."
"Die Reifen hätten auch noch ein weiteres Rennen überstanden"
Frage: "Was hättest du an deiner Strategie noch ändern wollen? Hätte es die Chance gegeben, auch Giancarlo Fisichella noch zu schnappen?"
Barrichello: "Ich hätte nur den Samstag ändern wollen, im Qualifying hätte ich mir da weniger Wasser gewünscht. Nur das würde ich ändern wollen. Die Strategie war wirklich gut, da hätten wir, schätze ich, nichts mehr ändern können. Heute Morgen war die Strecke sehr rutschig, da hätte ich noch mehr herausholen können. Aber bei denen Abständen konnte ich froh sein, wenigstens einen Platz gutgemacht zu haben. Aber die Strategie und die Reifen waren fantastisch. Ich denke, die Reifen hätten auch noch ein weiteres Rennen überstanden. Aber so etwas bitte nicht einführen! Es hat zwar Spaß gemacht, aber so viel nun auch wieder nicht."
Frage: "Du hast am Ende noch Giancarlo gejagt, gab es die Chance, hier noch mehr zu erreichen?"
Barrichello: "Ich hatte im Kopf, dass ich angreifen muss. Wir alle sind hier, um zu gewinnen. Aber wenn wir in der letzten Runde sehr nah an ihm dran gewesen wären, so hätte das noch nichts bedeutet, denn Aufholen und Überholen sind zwei verschiedene Dinge. Zudem kam Fernando noch von hinten angeflogen, und ich fuhr mit weniger Drehzahl. Man muss ja auch an die kommenden Wochen denken: 35°C in Malaysia, das muss man alles beachten. Wenn ich die Chance gehabt hätte, ihn zu schnappen, dann hätte ich es getan. Aber er hat am Anfang seine Reifen geschont und war daher in besserer Verfassung als wir."
Weniger Drehzahl zum Rennende
Frage: "Mit dir und Giancarlo kamen zwei der Fahrer mit dem saubersten Fahrstil auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel. Könnte das der Schlüssel zum Titelerfolg sein?"
Barrichello: "Ich hoffe doch. Also ein bisschen schon, aber heute war der Reifenverschleiß für keinen Fahrer wirklich schlecht. Die Temperatur kam den Reifen auch entgegen. Wenn wir auf eine Strecke kommen, auf der es heiß und der Asphalt rau ist, dann könnte das ein Problem sein. Aber für mich geht das in Ordnung, ich fahre sehr sauber und mache mir keine Sorgen darüber."
Frage: "Was geht am Ende des Rennens in einem Fahrer vor. Achtet er mehr auf den Motor, oder die Reifen? Gerade der Motor kann dann ja zum Hindernis werden."
Barrichello: "Wenn man anfängt, Pros und Kontras gegeneinander abzuwägen, dann bewegt man sich zurück. Natürlich muss man den Motor schonen, indem man die Drehzahlen zurücknimmt, aber deshalb tritt man den rechten Fuß immer noch durch. Nach dem letzten Boxenstopp waren es noch 15 Runden, aber auf die Reifen muss man da nicht mehr sehr stark achten. Auch ein kleiner Bremsplatten bringt da kein Problem. Ich habe bei Montoya gesehen, dass er sich gleich in der ersten Runde einen wirklich großen Bremsplatten zuzog. Das war ein viel größeres Problem als meines. Ich habe also bis zum Ende angegriffen. Das Auto war da noch sehr konkurrenzfähig. Aber wir haben einen kleinen Nachteil, denn wir denken, dass das neue Auto schneller ist. Daher müssen wir so viele Punkte wie möglich sammeln, und wenn wir die Chance zum Siegen haben, dann werden wir diese ergreifen."

