• 18.03.2004 15:05

Coulthard: Besserung erst Mitte der Europa-Saison

Coulthard über die Probleme mit dem MP4-19, die Gerüchte um den Motor, die neuen Regeln sowie die Aussichten auf Besserung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie siehst du die Leistung deines Autos beim letzten Grand Prix, dem ersten der neuen Saison?"
David Coulthard: "Ich denke, dass uns allen klar ist, dass wir nicht dort lagen, wo wir wollten und wir nun die harte Arbeit fortsetzen und das Paket weiterentwickeln müssen, anstatt zu viel darüber zu reden."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard gab sich heute trotz aller Probleme locker und entspannt

Frage: "Wie groß war die Überraschung für euch, dass ihr in Melbourne so weit hinten lagt? War das für euch eine Art Weckruf?"
Coulthard: "Das glaube ich nicht... Zumindest für mich sicherlich nicht, wenn ich mir so die Wintertests anschaue. Da lagen wir immer ein wenig zurück, was die Rundenzeiten auf eine Runde gesehen betrifft, manchmal war unser Rennspeed ganz ordentlich. Man versucht natürlich die Benzinmengen in Relation zu den eigenen abzuschätzen auf Basis der Runden, die die anderen fahren. Aber es kann sein, dass sie einen 20-Runden-Turn mit einer beträchtlichen Menge Benzin an Bord beenden. Es war aus diesem Grund keine große Überraschung, dass wir in Melbourne nicht schnell waren. Wenn man ganz vorne ist, dann ist man sich dessen bewusst und ich glaube, dass dies eher andere Leute, andere Teammitglieder überrascht hat."#w1#

Neue Teile konnten in Melbourne nicht eingesetzt werden

Frage: "Euer Team hat natürlich wie jedes Team Verbesserungen in der Pipeline. Wurden diese beschleunigt und wie ist die Situation nach Melbourne?"
Coulthard: "Nun, wir hatten in der vergangenen Woche in Valencia einen ordentlichen Test und haben ein paar neue Teile für das Auto, die zwar schon für Melbourne fertig waren, aber wir hatten in Imola beim letzten Test vor Melbourne nicht die richtigen Bedingungen um sicher zu gehen, dass sie auch tatsächlich einen Schritt nach vorne bedeuten. In diesem Fall lässt man sie im Regal stehen, bevor man sie nicht ausgiebig ausprobiert hat. Ich denke, dass wenn wir Melbourne mit diesen neuen Teilen wiederholen würden, wir ein wenig schneller wären."

Coulthard fühlt sich missinterpretiert

Frage: "Es wurde ja gesagt, dass ihr in Melbourne mit gedrosselter Drehzahl fahren musstet. Kannst du das bestätigen oder dementieren?"
Coulthard: "Ich kann bestätigen, dass alle Autos mit gedrosselter Drehzahl fahren. Jeder, der irgendeinen Zweifel hat, tut das. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass man falsch zitiert wird. Ich wurde gefragt, ob wir in Sachen Motorleistung gehandicaped sind, um Zuverlässigkeit zu erreichen und ich sagte, dass sie mit jemanden von Ilmor sprechen sollen. Damit meinte ich, dass sie dort eine Antwort basierend auf Fakten erhalten. Da hat man wohl herausgelesen, dass ich vielleicht sagen wollte, dass ich unzufrieden bin und man deshalb bitte mit Ilmor sprechen möge. Das war aber absolut nicht der Fall. Wenn man den Drehzahlmesser unten am TV-Bildschirm anschaut - auch wenn ich nicht weiß, wie genau er ist - dann glaube ich nicht, dass man sehen wird, dass wir mit bedeutend weniger Umdrehungen in der Minute fahren als unsere Gegner und der Unterschied zum Vorjahr auch nicht beachtlich groß ist."

"Technische Herausforderung ist unglaublich"

Frage: "Es ist aber so, dass es schwieriger ist das Blatt in Bezug auf einen Motor zu wenden. Beim Chassis kann man neue Teile anbringen, ein Motor ist aber etwas fundamentaleres..."
Coulthard: "Die technische Herausforderung, einen Motor auf über 18.000 Umdrehungen in der Minute zu bringen, ist unglaublich. Es ist phänomenal, wenn man sich einmal vorstellt, wie sie das alles zusammen zum Arbeiten bekommen und es ist natürlich technisch gesehen schwieriger, einen Motor zum Arbeiten zu bewegen. Ich denke aber, dass unsere Basis im Vergleich zum letzten Jahr ganz gut ist und die Ein-Motoren-Regel bedeutet natürlich, dass viel mehr Kilometer mit dem Motor abgespult werden müssen."

Frage: "Welchen Zeitplan habt ihr euch zurecht gelegt, um die Situation umzukehren? Du verfügst ja über enorm viel Erfahrung und hast dich Mitte der 90er-Jahre schon einmal in dieser Position befunden. Was ist deine auf deiner Erfahrung basierende Ansicht, wie lange es dauern wird, bis ihr das Blatt wenden könnt?"
Coulthard: "Nun, der 19B war sogar schon in der Pipeline, bevor wir nach Melbourne flogen, es sind also schon eine Menge Veränderungen verabschiedet worden und diejenigen, die man beschleunigen kann, werden beschleunigt werden. Ich habe sicherlich kein fixes Datum, an dem die Wiedergeburt nach dem Tod von Melbourne sein wird. Es müssen noch viele Analysen gemacht werden aber ich würde erwarten, dass wir in der Mitte der Europa-Saison einige bedeutende Änderungen sehen werden."

Mehr Runden für Coulthard und Räikkönen

Frage: "Fühlst du dich durch diese Ein-Motoren-Regel eingeschränkt?"
Coulthard: "Das Problem, das Kimi hatte, war ja nicht wirklich ein Motorschaden. Es war ein anderes Problem, das zu dem Problem führte. Ich denke also, dass wir ein größeres Vertrauen in die Zuverlässigkeit haben und man uns im Training mehr Runden fahren werden sieht. Es ist unvermeidlich, dass man die Kilometerzahl einschränkt, wenn man sich nicht zu 100 Prozent sicher ist oder sich einen Spielraum behalten möchte. Ich sehe das nicht als Vorteil für die Formel 1 als Ganzes - die Fans und die Fahrer - an, wenn man Runden begrenzt. Ich kann den Kostenvorteil der Motoren natürlich verstehen, aber ob wir jemals wieder zu dem Zustand zurückkehren werden, wo wir in der Vergangenheit für jeden Tag einen Motor hatten... Vielleicht macht es gar keinen Unterschied aus und den Leuten ist es möglicherweise egal, was am Freitag passiert."

Coulthard mit seinem Start sehr zufrieden

Frage: "Und wie ist es mit der fehlenden Startautomatik? Bereitet dir das Freude?"
Coulthard: "Mein Start, das hat die Analyse nach dem Rennen ergeben, war der dritt- oder viertbeste nach den Renaults, die ganz klar die Besten waren. Ich war damit also wirklich zufrieden und wenn wir darauf aufbauen können und der durchschnittliche Start in dieser Saison so aussieht, dann können wir sehr zufrieden sein. Der Start ist natürlich ein wichtiger Bestandteil eines Rennens und wenn wir hoffentlich demnächst nach vorne kommen, werden wir das gut zu nutzen wissen."

Frage: "Solltest du McLaren verlassen, würdest du einen der freien Plätze bei Williams in Betracht ziehen?"
Coulthard: "Ja Ralf, beeil' dich und triff endlich eine Entscheidung, verdammt noch Mal! Es ist meine Absicht, kommendes Jahr in der Startaufstellung zu stehen und ich möchte natürlich das konkurrenzfähigste Cockpit abgesehen von McLaren finden, denn die Position von McLaren ist ja ziemlich klar."

Auch Coulthard mit Trinkflasche an Bord

Frage: "Wie beeinflusst dich die Hitze hier beim Fahren?"
Coulthard: "Man verliert natürlich mehr Flüssigkeit und es ist medizinisch erwiesen, dass man mit der Flüssigkeit auch Leistung verliert, man versucht also, durch das zuvor stattfindende Training sich so gut wie möglich zu akklimatisieren. Die Menge an Flüssigkeit, die man an Bord mitnimmt, wird den Leistungsverlust minimieren."

Frage: "Hast du immer eine Wasserflasche an Bord?"
Coulthard: "Ich hatte die letzten paar Jahre keine, da ich auch bei den anderen Rennen keine hatte. Bei jenem Rennen, als ich eine dabei hatte, war dies ein ziemlich heftiges Rennen und ich habe sie bis zur Runde zurück an die Box nie verwendet. Aus Sicht des Teams und der Unterbringung sind sie natürlich nicht so scharf darauf, dass ich eine an Bord habe, aber ich habe für dieses Wochenende eine Flasche erbeten."