• 09.12.2008 07:50

  • von Michael Noir Trawniczek

Coton: "Ein Österreicher? Warum nicht?"

Didier Coton, der Manager von Mika Häkkinen und Alex Wurz, sowie Toto Wolff über die Aufnahmekriterien sowie die Motivation und mögliche Österreicher

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen ist seit einigen Wochen als Talentscout in der Aces Management Group seines langjährigen Managers Didier Coton aktiv. Auch Toto Wolff will zusammen mit den Beiden vor allem junge Talente entdecken und fördern. Coton und Wolff im Interview über die Inhalte dieses neuen Projekts.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Auch Mika Häkkinen arbeitet im neuen Management-Projekt mit

Frage: "Didier Coton, was muss ein junger Fahrer mitbringen, um Teil eures Projektes zu werden?"
Didier Coton: "Zunächst muss man einmal schauen, in welcher Rennklasse er fährt. Dann kommt es natürlich auf die Ergebnisse an, die müssen schon für sich sprechen. Es ist auch sehr wichtig, dass er bereits einige Partner an Bord hat. Es ist zwar kein Muss, macht es aber doch leichter, ein finanzielles Paket für die Zukunft auf die Beine zu stellen."#w1#

"Dann muss man sich einmal mit dem Fahrer zusammensetzen und über das Projekt sprechen. Es ist sehr wichtig, ein Funkeln in den Augen des Fahrers zu sehen, die Körpersprache sagt schon viel aus."

Frage: "Also ein sehr persönlicher Zugang."
Coton: "Natürlich, Management ist etwas sehr Persönliches. Man kann keine Entscheidungen treffen, ohne nicht ein gewisses Feeling für den Fahrer zu haben. Aber die Entscheidung liegt ja nicht nur bei uns. Es kann ja auch vorkommen, dass ein Fahrer sagt, sorry, ich mag euch Jungs nicht. Und eine auf längere Zeit ausgelegte Zusammenarbeit ist wichtig."

"Nur als Beispiel. Ich arbeite mittlerweile 18 Jahre mit Mika zusammen, vier Jahre mit Alex Wurz, Olivier Panis für neun Jahre. Für uns ist es also wichtig, eine enge Bindung mit dem Fahrer herzustellen, er muss dieselbe Motivation, dieselben Ziele haben."

Die Piloten wollen keinen Ärger

"Die Piloten müssen auch Ahnung von PR und Marketing haben." Didier Coton

Frage: "Hat sich da in den letzten 18 Jahren etwas geändert?"
Coton: "Der Sport hat sich stark geändert, den Fahrern wird immer mehr abverlangt, allein physisch ist der Level deutlich gestiegen. Auch zu der Zeit als Mika, Alex und Olivier gefahren sind war der Anspruch hoch, nun ist er aber noch höher. Heute reicht es nicht, einfach nur schnell zu sein, die Piloten müssen auch Ahnung von PR und Marketing haben."

"Die Fahrer sind schließlich Repräsentanten der Teams und der Werke. Und wenn man da zum Beispiel nicht mit der Presse zusammen arbeitet, dann schmälert das Return of Investment des Sponsors. Wer das alles berücksichtigt, wird sicher ein sehr interessanter Fahrer."

Frage: "Etwas problematisch ist es heutzutage aber doch, dass die Fahrer nicht mehr sehr viel sagen. Vor einigen Jahren war das noch anders. Heute sagen die Piloten größtenteils das, was ihnen die Teams vorgeben, oder?"
Coton: "Was den technischen Aspekt betrifft, so können die Fahrer natürlich nicht alles sagen. Abgesehen davon, sind die Fahrer aber schon offen. Das Problem ist, sie können nicht immer 100 Prozent offen sein, weil mancher Journalist dann oft Sätze aus dem Zusammenhang reißt und ganz anders darstellt."

"Wenn das nicht passieren würde, dann wären sicher auch die Fahrer offener. Es ist mir auch bei meinen Fahrer schon passiert, dass durch einen aus dem Kontext gerissenen Satz mächtig Ärger entstanden ist. Und die Jungs wollen keinen Ärger für nichts, daher auch die Zurückhaltung."

Vier bis fünf Kandidaten

"Wir sind schließlich keine Fahrer-Fabrik." Didier Coton

Frage: "Zurück zur Nachwuchs-Förderung. Der normale Weg ist es, dass euer Team einen Fahrer aussucht. Ist es auch möglich, dass ein Pilot auf euch zukommt und sagt, bitte managt mich?"
Coton: "Natürlich, es funktioniert in beide Richtungen. Wir haben sehr viel und intensiven Kontakt zur Industrie, die Leute wissen, was Mika, Toto und ich machen. Aber natürlich können wir nicht alle Anfragen positiv bearbeiten, wir sind schließlich keine Fahrer-Fabrik. Wenn es zu viele Fahrer wären, dann wäre auch das Handling schwierig. Wir starten daher vorerst mit einem Piloten, gut möglich, dass da noch weitere dazukommen."

Frage: "Ihr habt davon gesprochen, dass die Entscheidung, wer den Platz in eurem Projekt bekommt, in den nächsten zwei Wochen getroffen wird. Mir ist klar, dass keine Namen genannt werden können, aber kann man sagen, wie viele Fahrer noch im Rennen sind?"
Coton: "Es sind vier bis fünf Piloten aus verschiedenen Rennserien."

Frage: "Ich hoffe, es ist eines Tages auch ein Österreicher darunter..."
Coton: "Wie bereits erwähnt, es ist keine Frage der Nationalität. Und wenn man zurückblickt, so hat Österreich im Verhältnis zur Einwohnerzahl doch eine Menge an guten Fahrern herausgebracht, warum sollte also da nicht wieder einmal einer dabei sein."

Mehr als nur die DTM

"Je höher einer unserer Piloten kommt, desto größer ist natürlich die Genugtuung." Toto Wolff

Frage: "Eine neue Aufgabe für Dich, Toto, wobei Du ja auch in der Vergangenheit schon einige Fahrer gemanagt hast. Nun ist die Aufgabe aber größer, oder?"
Toto Wolff: "Ich hoffe, dass die Aufgabe größer ist und wir die Fahrer weiter als in die DTM bringen.

Frage: "Was war die Grundidee?"
Wolff: "Ich habe mit Mika während seiner Zeit in der DTM viel gesprochen und wir sind draufgekommen, dass wir viel Synergie-Potenzial haben. Ich hatte das Problem, zwar geschäftlich im Motorsport involviert zu sein, aber eben nicht als Fahrer so weit gekommen zu sein. Zudem fehlt mir einfach die Zeit, mich täglich um diese jungen Fahrer zu kümmern und das macht Didier Coton sehr gut und somit passen wir gut zusammen."

Frage: "Was ist Deine Motivation bei diesem Projekt? Das Geld wird es ja nicht sein, oder?"
Wolff: "Es wäre unrealistisch, damit großes Geld machen zu wollen, da bräuchte man schon einen Jackpot, einen Fahrer, der einen langfristigen und gut dotierten Vertrag hätte, wie etwa Lewis Hamilton. Für mich ist die Management-Geschichte noch nicht erledigt, da ich es noch nicht geschafft habe, einen jungen Piloten bis ganz nach oben zu begleiten. Je höher einer unserer Piloten kommt, desto größer ist natürlich die Genugtuung.

Frage: "Didier Coton hat erwähnt, dass noch einige Piloten zur Wahl stehen, ich fürchte, Österreicher ist keiner dabei, oder?"
Wolff: "Das fürchte ich auch... Wir haben einen Favoriten, für den es aber auch noch andere Anfragen gibt, ich hoffe, dass wir den Vertrag in Kürze unter Dach und Fach haben. Wobei, es gibt meiner Meinung nach schon ein oder zwei junge Österreicher, die es verdienen näher betrachtet zu werden, das werden wir auch tun."

"Aber unsere Auswahlkriterien sind hart, wir suchen eigentlich einen Fahrer, der schon in jungen Jahren einen reifen Charakter aufweist und jene Zutaten mitbringt, die wir für wichtig erachten, eine erfolgreiche Karriere betreffend."