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Concorde-Verhandlungen: Mosleys Rat an Ecclestone

Paradox: Max Mosley rät Bernie Ecclestone, die Verhandlungen über ein neues Concorde-Agreement zunächst nur mit den acht kleinen Teams zu führen

(Motorsport-Total.com) - Ende 2012 läuft das aktuelle Concorde-Agreement aus, was bedeutet, dass die entscheidende Phase der Verhandlungen unmittelbar bevorsteht. Bernie Ecclestone möchte den Teams eigenen Angaben nach in rund einem halben Jahr ein konkretes Angebot unterbreiten, wahrscheinlich wird es aber schon viel früher Gespräche geben.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley haben jahrelang eng zusammengearbeitet

Wenn diese nicht sogar schon stattgefunden haben, denn man munkelt, dass der 81-Jährige versucht, Ferrari und Red Bull vor allen anderen auf seine Seite zu ziehen und an die Formel 1 zu binden. Das hat schon einmal funktioniert, als er vor einem halben Jahrzehnt eine Sonderprämie an Ferrari ausschüttete und Williams eine Vorabzahlung gewährte, sodass die beiden Teams das Concorde-Agreement unterschrieben - und ein altes Formel-1-Gesetz lautet: Hast du Ferrari, dann hast du alle.

Keine Individual-Lockangebote vor 2012

Ein Indiz für solche Versuche könnte sein, dass Ferrari und Red Bull aus der Teamvereinigung FOTA ausgetreten sind. Andererseits besagt das aktuelle Concorde-Agreement, dass Ecclestone einzelnen Teams keine Individualangebote unterbreiten darf - zumindest bis zum 31. Dezember 2011. Sprich: Nach dem Silvesterabend kann es gut sein, dass der Brite zum Handy greift und Luca di Montezemolo und Dietrich Mateschitz mit dem Versprechen einiger Extramillionen zum Neujahr gratuliert...

Ecclestones langjähriger Weggefährte, der ehemalige FIA-Präsident Max Mosley, würde die Sache genau andersherum anpacken: "Wenn ich Bernie wäre, würde ich die Einnahmen zu gleichen Teilen allen Teams außer den Top 4 anbieten und sie so auf meine Seite ziehen. Die vier Topteams können dann noch lange mit einer eigenen Meisterschaft drohen, sie würde sowieso nicht funktionieren", erklärt er im Interview mit 'auto motor und sport'.

¿pbvin|512|4315||0|1pb¿"Wenn sie dann zu Bernie und der FIA zurückkehren, könnten beide sagen: Ihr seid willkommen, aber es ist kein Geld mehr für euch übrig. Sie müssten dann allein von ihren Sponsoreinnahmen leben", sagt der Brite und erkennt darin auch gleich noch einen positiven Nebeneffekt: "Das würde die kleinen Teams etwas näher an die großen heranbringen. Die kleinen hätten im Vergleich zu heute etwas mehr, die großen etwas weniger Geld."

Teams wollen mehr Geld als bisher

Die Teams erwarten sich vom neuen Concorde-Agreement eine höhere Einnahmenbeteiligung als bisher, hoffen, dass anstatt der bisherigen 50 Prozent künftig mindestens 70 Prozent des FOM-Topfes unter ihnen aufgeteilt werden. Ein Druckmittel in dieser Frage war bisher stets die Drohung einer alternativen Rennserie ohne Ecclestone und FIA, doch Ferrari und Co. haben sich dazu verpflichtet, diesen Gedanken bis Ende 2012 nicht ins Auge zu fassen - zumindest öffentlich.

Mosley wiederum glaubt im Gegensatz zu früher, dass eine Konkurrenzserie nicht ausgeschlossen ist: "Bernie kann im Rahmen der europäischen Wettbewerbsgesetze seine Verträge nicht dazu nutzen, sich eine Monopolstellung zu sichern. Die FIA muss einer Konkurrenzserie ihren Segen geben. Das haben wir Brüssel 2000 versprochen. Bernie könnte also einer Rennstrecke niemals verbieten, dort auch ein Rennen der Konkurrenzserie zu veranstalten. Das Gleiche gilt für die TV-Sender", meint er.


Fotos: FIA-Gala in Delhi


Ungeachtet dessen hält Mosley eine Spaltung weiterhin für ein unwahrscheinliches Szenario: "Das Problem einer Piratenserie wäre nur, dass der Veranstalter gar keine Mittel hätte, ein Antrittsgeld zu bezahlen, weil er ja schon genug an Bernie entrichten muss. Ein realistischer Geschäftsplan einer Piratenserie müsste demnach beim Posten Einnahmen eine Null stehen haben. Alles müsste zunächst von Sponsoren getragen werden", rechnet er vor.