Chinesische Presse kritisiert die Formel 1

Während das Rennen in Shanghai von der Formel 1 als voller Erfolg gefeiert wird, gibt es in China auch kritische Stimmen

(Motorsport-Total.com) - In Formel-1-Kreisen wurde nach dem ersten Grand Prix von China von einer "neuen Dimension" im Motorsport gesprochen - alle Superlative wurden ausgeschöpft. Doch während der Zirkus selbst beim Gedanken an die Shanghai-Premiere ins Staunen gerät, gibt es im bevölkerungsreichsten Land der Welt selbst nicht nur positive Stimmen.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Die kapitalistische Formel 1 hat im kommunistischen China nicht nur Freunde

Dass früher oder später Kritik am Mega-Projekt in Shanghai laut werden würde, war abzusehen, zumal für die Fertigstellung der 500 Millionen Euro teuren Anlage nicht nur Unmengen an staatlichen Geldern investiert wurden, sondern auch 500 Bauern enteignet werden mussten. Das kommunistische China befindet sich zwar wirtschaftlich im Aufschwung, westliche Standards beschränken sich aber auf die großen Metropolen, während in weiten Teilen der Volksrepublik weiterhin Armut vorherrscht.#w1#

Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass einige Tageszeitungen nach dem ersten Formel-1-Wochenende in Shanghai sehr kritisch berichteten. Am drastischsten drückte sich 'Jiangnan Shibao' aus: "Formel 1 ist ein Sport der Aristokraten zum Geldverbrennen, ein Glücksspiel in einem luxuriösen, üppigen Fest." Der Grand Prix helfe zwar dem Ansehen Chinas in der westlichen Welt, sei aber nichts weiter als ein "Spiel für die Reichen" aus Europa.

Immerhin erregte das Rennen in Shanghai mehr Aufmerksamkeit als jeder andere Grand Prix bisher in diesem Jahr: Mehr als 150.000 Fans - es wurden alle aufgelegten Eintrittskarten verkauft - sorgten gestern beim Barrichello-Sieg für eine außergewöhnliche Atmosphäre, während ersten Berichten zufolge auch die TV-Einschaltquoten besser waren als erwartet. Speziell in Asien, dem für die Hersteller so wichtigen Markt, wurden mehr Menschen erreicht als je zuvor.